SOMMER, Richard-Karl (Richard Karlowitsch Zommer), * 1866 in München, † 1939 in Tiflis. Künstler, Landschaftsmaler, ethnographischer Genremaler und Porträtist.
Seine künstlerische Ausbildung erhielt Sommer in Deutschland (München). In den Jahren 1884-93 war er Gasthörer an der Petersburger Kunstakademie und wurde mit zwei Kleinen (1886, 1890) und einer Großen (1891) Fördermedaille der Akademie ausgezeichnet. 1893 wurde er in den Rang eines Künstlers der 3. Stufe erhoben. 1894 nahm er an der Ausstellung der „Sankt Petersburger Künstlergesellschaft“ teil, später beteiligte er sich alljährlich an den Herbstausstellungen und den Ausstellungen der „Gesellschaft der Russischen Aquarellisten“. Ende des 19. Jahrhunderts kam er nach Tiflis, wo er als Kunstlehrer am Gymnasium tätig war und zahlreiche Reisen durch den Kaukasus, Transkaukasien und den später türkischen Teil Armeniens unternahm.
In den 1890er und 1900er Jahren fuhr Sommer im Auftrag des Archäologischen Instituts regelmäßig nach Mittelasien, wo er zahlreiche Gemälde schuf, die sowohl von der Schönheit und Größe der alten Architekturdenkmäler als auch von deren oft beklagenswertem Zustand in der Gegenwart zeugten. Die von ihm vor allem in Samarkand geschaffenen Bilder wurden unter dem Titel „Turkestan“ zusammengefasst. Sommer arbeitete sehr schnell und hinterließ ein umfangreiches Œuvre.
Anfang des 20. Jahrhunderts reiste Sommer noch mehrmals nach Taschkent, wo 1915 eine Ausstellung seiner Werke stattfand. Er setzte seine Arbeit auch nach 1914 in Petrograd fort. 1927 wurde ein Großteil seiner Architektur- und Landschaftsbilder dem Staatlichen Kunstmuseum der Usbekischen SSR übergeben, wo sie den Grundstein für die Sammlung „Russische Künstler in Mittelasien“ legten. Von den etwa 200 Gemälden dieser Sammlung, in der Arbeiten Wassili Wereschagins, Iwan Kasakows, Nikolai Karasins, Konstantin Korowins, M.O. Mikeschins, S. Judins und anderer in der Region tätiger Künstler vertreten sind, die sich mittelasiatischen Themen widmeten, wurden dreißig von Richard Sommer geschaffen: „Maurisches Tor“, „Eingang zum Shohizinda-Mausoleum“, „Heiligen-Mausoleum in der Region Turkestan“, „Ulugh-Beg-Madrasa“, „Moschee in Taschkent“ und weitere Arbeiten. In den 1910er und 1920er Jahren nahm Sommer an zahlreichen Ausstellungen in Tiflis teil und war Mitbegründer der Tifliser Gesellschaft der Schönen Künste (1912). In den Museen Georgiens werden heute bis zu zwanzig seiner Arbeiten verwahrt.
Sommer war verheiratet, seine Frau starb Ende der 1950er Jahre in Kiew. Ihr gemeinsamer Sohn (ein talentierter Pianist) ging 1927-28 zum Studium nach Deutschland. Nach Aussage N.L. Tschogoschwilis wurde Sommer 1939 mit den anderen Deutschen aus Georgien ausgewiesen, woraufhin sich seine Spur verloren habe (tatsächlich wurden die Deutschen erst 1941 aus Tiflis verbannt - N.K). Nach Aussage des georgischen Künstlers D.N. Zizischwili, der mit der Familie gut bekannt war, war Richard Sommer in seinen letzten Lebensjahren völlig verarmt, lebte vom Verkauf von Kopien seiner alten Arbeiten und starb einsam und vergessen in Tiflis.
In den Kunstmuseen Georgiens, Aserbaidschans, Nordossetiens und Usbekistans, in den Museen der Gebiete Omsk und Tula, im Museum für Geschichte und Kultur Usbekistans in Samarkand sowie in privaten Sammlungen wird eine große Zahl seiner Genre- und Landschaftsbilder verwahrt, von denen jedes einzelne seine Geschichte hat. So wurde z.B. sein Gemälde „Die Schaschlikbar“, (das sich seit dem 25. November 1937 im Kunstmuseum Usbekistans befand), 1959 gestohlen und später zurückgebracht. Die Zeitung „Erbauer Taschkents“ berichtete am 6. Juni 1971, dass die ursprünglich aus Taschkent stammende Familie Almasow aus Alma-Ata dem Museum eine Familienreliquie geschenkt habe – ein Bild des Künstlers mit der „Ansicht einer alten Ecke der Hauptstadt Usbekistans - Sheihantaur”. In Usbekistan wurden 1972 auf der Ausstellung „2.500 Jahre Samarkand“ unter anderem die von Richard Sommer geschaffenen Arbeiten „Basar in Samarkand“, „Gur-Emir-Mausoleum“, „Shohizinda-Mausoleum“, „Straße bei Gur Emir“, „Bibi-Khanum-Moschee“, „Sher-Dor-Madrasa“ und „Tilya-Kori-Madrasa“ ausgestellt. Sommers im Jahr 1897 gemalte „Bibi-Khanum-Moschee“ wurde zudem 1978 in Helsinki (Finnland) auf einer Ausstellung usbekischer Kunst gezeigt. Vom 6. Dezember 2016 bis zum 6. Januar 2017 fand im Staatlichen Kunstmuseum Usbekistans aus Anlass des 150. Geburtstags des Künstlers eine Ausstellung seiner Bilder sowohl aus der Dauerausstellung als auch aus den Beständen des Museums statt.
Bilder: „Moschee in Taschkent“ (1892), „Flucht der Kirgisen“ (1894), „Basar in Taschkent“ (1898), „Ruine des Palasts von Bibi Khanum“ (1898), „Straße in Taschkent“ (1899), „Teehaus“ (1899), „Auf den Dach der Medresse“ (1903), „Kaukasischer Basar“ (1903), „Weidegang der Schafe in den Bergen“ (1905), „Straße in Samarkand“ (1906), „Karawane“ (1906), „Nomadenfamilie. Orientalische Marktszene“ (1908), „Übergang an der Furte“ (1910), „Auf dem Acker“ (1910), „Moschee“ (1911), „Georgisches Dorf“ (1912), „Auf dem Weg. Swanetien“ (1912), „Erholung. Jerewan“ (1912), „Aschura. Religiöse muslimische Prozession“ (1912), „Der Berg Ararat“ (1912), „In den Bergen von Dagestan“ (1913), „Rast der Karawane“ (1914), „Aul“ (1916), „Nomaden“ (1916), „Apfelverkäufer“ (1916/17), „Basar in Mittelasien“ (1916), „Tilya-Kori-Madrasa“, „Masar (Friedhof) in Taschkent, Shayhantaur“, „Bei der Jurte“, „In den Bergen von Alatau“, „Karawane in der Steppe“, „Moschee in Turkestan“, „Marktplatz beim Minarett“, „Auf dem Weg zum Marktplatz“, „Orientalische Szene“; „Rückkehr von der Mühle“, „Dorf Bakuriani. Georgien“, „Am Stadtrand“, „Das Dorf Pchneti. Georgien“, „Auf dem Weg“, „Wanderer in den Bergen“, „Flussübergang“, „Der Fluss Jora in Kachetien“ – Ende der 1900er Mitte der 1910er Jahre, „Bei der Mühle“ – Anfang des 20. Jahrhunderts, „Beim Brunnen. Kaukasus“, „Sicht auf den Berg Kasbek“, „Reiter bei der Rast“, „Rast auf dem Kasbek“, „Karawanserei am Fuße des Kasbek“, „Basar in Dagestan“, „Kaukasische Karawane“, „Moschee in Baku“, „An der Tränke“ und andere.
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