RU

neue
illustrierte elektronische

GOTTWALDT (Gotwald) Joseph (Osip Fjodorowitsch) (1813–1897), Philologe, Orientalist, Arabist und Experte in persischer Sprache, darüber hinaus wirklicher Staatsrat

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

GOTTWALDT (Gotwald) Joseph (Osip Fjodorowitsch) (* 13./25. Oktober 1813 in Racibórz, Schlesien; † 7./19. August 1897 in Kasan), Philologe, Orientalist, Arabist und Experte in persischer Sprache, darüber hinaus wirklicher Staatsrat.

G. war der Sohn eines aus dem preußischen Schlesien stammenden Beamten, gehörte katholischen Konfession an. Seine Schulbildung erhielt er am Gymnasium seiner Heimatstadt. 1832 nahm er ein Studium an der Universität Breslau auf. Wählte als Studienfach orientalische Sprachen und Literatur und studierte bei M. Habicht und G. H. Bernstein. 1836 erhielt er den akademischen Grad eines Doktors der Philosophie und eines Magisters der freien Künste. Zunächst wurde er an der Universität belassen, damit er sich auf die Erlangung des Professorentitels vorbereiten konnte, später wechselte er jedoch an die Rostocker Universität. G. beschäftigte sich mit der Erforschung von Handschriften der Bodleian Library. Ferner hatte er Kenntnisse in Latein, Griechisch, Deutsch, Französisch, Althebräisch, Russisch und Spanisch.

1838 nutzte Gottwaldt die Einladung des Generalmajors V. P. Molostow, der gerade für kurze Zeit aus dem Ausland zurückkam, um nach Kasan zu reisen und die persische und die tatarische Sprache zu studieren. Möglicherweise beteiligte er sich an der Ausbildung von Molostows Kindern.

Am 21. August 1841 wurde G. unter Protektion des Akademikers C. M. J. Frähn zum Dienst als Bibliothekar in der orientalischen Abteilung der Kaiserlichen Öffentlichen Bibliothek berufen. Aufgrund der ausländischen Staatsangehörigkeit wurde er erst am 16. Juni 1844 in dieser Position anerkannt. Bis Anfang 1846 wurden von Gottwaldt 2806 Handschriften in 3040 Einbänden, eine Autogrammkollektion in 312 Einbänden und 1240 Urkunden beschrieben. G. erforschte außerdem mittelalterliche päpstliche Bullen und livländische Urkunden in lateinischer Sprache. Veröffentlichungen in orientalistischen Fachzeitschriften, zu deren Grundlage das Studium dieser Handschriften wurde, brachten ihm Beachtung von Wissenschaftlern aus aller Welt ein. Am 19. April 1846 wurde er zur Arbeit des Komitees für die Zusammenstellung der muslimischen Gesetzessammlung bei der II. Abteilung der Eigenen Kanzlei Seiner Kaiserlichen Majestät hinzugezogen. 1847 entwickelte er zusammen mit A. F. Bytschkow neue Regeln für die Besucher der Bibliothek, die auch angenommen wurden.

Am 12. September 1849 wurde Gottwaldt zum ordentlichen Professor der arabischen und der persischen Sprache an der Kasaner Universität berufen. Vom 24. Januar 1850 und bis zum Ende seiner Tätigkeit an der Universität hatte er die Stellung des Universitätsbibliothekars inne. In dieser Stellung erstellte G. bis 1855 einen Katalog der arabischen Handschriften, die sich im Besitz der Bibliothek befanden. An der Bibliothek erschienen unter Gottwaldt zum ersten Mal gedruckte Kataloge und es wurde ein Anbau zum Hauptgebäude der Bibliothek hinzugefügt, der die Fläche der Bibliothek deutlich vergrößerte und bis heute genutzt wird.

Bei der Verlegung der orientalistischen Abteilung an die Sankt Petersburger Universität am 1. Juli 1855 blieb Gottwaldt als außerordentlicher Professor, Bibliothekar und ab 1855 als Zensor der Bücher in orientalischen Sprachen in Kasan. Er begleitete den Transport von Büchern und Hilfsmitteln nach Sankt Petersburg im Jahr 1855, wo diese, zusammen mit der orientalistischen Abteilung, der Universität von Sankt Petersburg übergeben wurden. Im selben Jahr nahm er die russische Staatsangehörigkeit an.

Vom 26. Januar 1857 bis zum 6. Mai 1884 war G. Leiter der Universitätsdruckerei. Vom 11. November 1859 bis zum 7. Januar 1862 wurde Gottwaldt zeitweise mit dem Unterricht der englischen Sprache und Literatur betraut. 1860 bis 1875 war G. besonderer Zensor in Kasan. 1861 bewarb sich Gottwaldt um den, an der Kasaner Universität wieder eingerichteten, Lehrstuhl für die arabische Sprache, gewählt wurde jedoch I. N. Cholmogorow. Am 4. Dezember 1870 wurde G. zum korrespondierenden Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in der Gruppe der orientalischen Literatur der historisch-philologischen Abteilung gewählt. 1871 wurde Gottwaldt nach Sankt Petersburg eingeladen, um an der Herausgabe des Buches eines der Interpreten des Koran, „Sheraiul‘-Islam“, zu arbeiten, das von A. K. Kazem-Bek begonnen wurde.

Gottwaldt wurde zum Mitglied der Rigaer Gelehrtengesellschaft für Geschichte und Altertümer (1844), zum Mitglied der Leipziger Orient-Gesellschaft (1846), zum Mitglied der Historical Society of Pennsylvania in Philadelphia (12. Mai 1862), zum Mitglied der Russischen Archäologischen Gesellschaft (24. Februar 1887) und zum Gründungsmitglied der Gesellschaft für Archäologie, Ethnografie und Geschichte der Kasaner Universität (1878) erwählt. G. nahm an der Arbeit von vier Orientalisten-Kongressen teil: in Sankt Petersburg (1876), Berlin (1881), Leiden (1883) und Stockholm (1889). Am 31. Dezember 1876 erhielt er den Rang eines wirklichen Staatsrates. G. wurde mit den Orden des Heiligen Wladimir der 3. und 4. Klasse, den Orden der Heiligen Anna der 2. und 3. Klasse und den Orden des Heiligen Stanislaus der 1. und 2. Klasse mit Kaiserlicher Krone ausgezeichnet. Er besaß eine Auszeichnung für 40 Jahre einwandfreien Dienst und eine Medaille in Erinnerung an den Krieg 1853-1856 mit Andreasband.

Am 26. Mai 1895 wurde er zum Ehrenmitglied der Kasaner Universität gewählt. Am 10. Mai 1897 ging er aufgrund gesundheitlicher Probleme in Ruhestand. G. wurde auf dem Arsker Friedhof in Kasan beerdigt. Er hinterließ der Kasaner Universität seine ausgesprochen wertvolle Bibliothek und eine Handschriftensammlung.

Gottwaldt war mit der Lutheranerin Luisa Andrejewa verheiratet. 1841 wurden in der Familie die Tochter Josephine (Ehename: Krellenberg) und 1844 der Sohn Robert geboren. Die Kinder gehörten wie der Vater der römisch-katholischen Kirche an.

INHALT

Archive

Национальный архив Республики Татарстан. Ф. 92. Оп. 1. Д. 6239. 33 л.; Ф. 977. Оп. Совет. Д. 3252. Л. 348–351; Д. 3349. Л. 409–412; Д. 3444. Л. 351–355; Д. 3584. Л. 383–386; Д. 3744. Л. 62 об.–63; Д. 3863. Л. 57 об.-59; Отдел архивных документов Российской национальной библиотеки. Ф. 1. Оп. 1, 1841, № 24; 1842, № 24; 1843, № 19; 1846, № 18; 1849, № 17, 19; Отдел рукописей и редких книг Научной библиотеки им. Н.И. Лобачевского. Ед. хр. 216. С. 1504; Российский государственный исторический архив. Ф. 733. Оп. 147. Д. 909.

Arbeiten

Hamsae Ispahanensis Annalium caput quartum. Vratislaviae, 1836; Hamzae Isphanensis Annalium Libri X. Ed. I. M. E. Gottwaldt. Lipsiae, 1844–1848. 2 т.; Notice d'un manuscrit arabe renfermant une continuation de l'histoire universelle d'Aboulféda. – Paris: Imprimerie Royale, 1847. – 28 s.; Hulāṣat al-haliṣa li ... / ʿAlī Ibn-Maḥmūd Ibn-Muhammad ar Raʾiḍ al-Badahšānī [под ред. И. Готвальда]. – Kasan, 1851. – 66 с.; Описание арабских рукописей, принадлежавших Библиотеке Казанского университета. – Казань: Унив. тип., [1855]. – [2], X, 302 с.; Mahzan al-asrār [под ред. И. Готвальда]. – Казань, 1274 [1858]. – 31 с.; Murād al-ʿārifīn ; Az ta'līfāt Allāh-Yār [Buḫārī] Sūfī. [под ред. И. Готвальда]. – [Moskau: Ābdulūf, 1858]. – 57 с.; Опыт арабско-русского словаря на Коран, семь моаллакат и стихотворения Имрулькейса. – Казань: Унив. тип., 1863. – 507 с.; Разбор сочинения г. Хвольсона: «Известия о хозарах, бургасах, болгарах, мадьярах, славянах и руссах, арабского писателя X века Ибн-Дасты». СПб. 1869. – [Санкт-Петербург]: Тип. Имп. Акад. наук, 1872. – 13 с.; Хикам (изречения) Ходжи Ахмеда Ясави, на джагат. яз. Изд. 1-е. Казань, 1878; Хикам (изречения) Ходжи Ахмеда сына Ибрагима, сына Махмуда, сына Ифтихара, Ясави. Изд. 2-е Ш. Хусеинова. Казань, 1887; Диван-и хикмет (сборник изречений) Ходжи Ахмеда Ясави. Изд. 3-е. Казань, 1893. (То же. Изд. 4-е. Казань, 1896).

Literatur

Биографический словарь профессоров и преподавателей Императорского Казанского университета (1804–1904) / Под ред. Н.П. Загоскина. – Казань, 1904. – Ч. 1. – С. 226–228, 245; Валеев Р.М. Казанские востоковеды И.Ф. Готвальд и Н.Ф. Катанов: Судьбы и Деяния // Интеллигенция Татарстана в период реформ и революций первой трети XX века. Материалы Республиканской научной конференции, посвященной 100-летию Галимджана Шарафа. 3–4 декабря 1996г. – Казань,1997. – С.119–122; [И.Ф. Готвальд. 1813–1897 гг. Некролог] // Изв. Академии наук. V серия. – Т. VII. – 1897. № 3. – С. 35–36; Катанов Н.Ф. Императорского Казанского университета почетный член, профессор и библиотекарь Иосиф Федорович Готвальд. – Казань: Типо-лит. Казан. ун-та, 1900. – 240 с.; Костин А.А., Костина Т.В. Иностранные профессора Казанского университета 1830-х – 1850-х гг. // Гасырлар авазы = Эхо веков. – 2014. – № 3/4. – С. 111–113; Крачковский И.Ю. Избр. соч. М.; Л., 1958. Т. 5. С. 123–125, 234; Материалы для истории факультета восточных языков. – СПб., 1909. – Т. 4/ Сост. В. В. Бартольд. – С. 101–102; Овсянников А.И. Из воспоминаний старого педагога // Русская старина. – 1899. Июнь. – С. 680; Российская Академия наук. Персональный состав. В 3-х кн. / Б.В. Левшин, В.И. Васильев, О.В. Батурина и др. – М.: Наука, 2009. – Кн. 1. 1724–1917. – С. 154; Готвальд Иосиф Федорович // Сотрудники Российской национальной библиотеки – деятели науки и культуры. Биографический словарь / Гл. ред. Л.А. Шилов. – СПб., 1995. – Т. 1. Императорская Публичная библиотека. 1795–1917. – С. 168–172; Щелыванова Ж.В., Ермолаева Н.В. Полвека во главе библиотеки Казанского университета (К 195-летию со дня рождения И.Ф. Готвальда) // Эхо веков. – 2008. № 2. – С. 202–209; Энциклопедический словарь / изд. Ф.А. Брокгауз, И.А. Ефрон. – Т. IX. – СПб., 1893. – С. 427; Эпистолярное наследие российских востоковедов: Письма Мирзы А.К. Казем-Бека академику Х.Д. Френу (1831–1846) / Отв. ред. Р.М. Валеев, перевод с англ. Т.И. Зяппарова, М.В. Поникаровской, подготовка к изданию, введение, комментарии Р.М. Валеева, Т.И. Зяппарова, Т.В. Костиной, О.А. Кириковой; вступит. статьи И.Ф. Поповой, И.В. Тункиной, предисловие Н.Н. Дьякова. – Казань: Издательство «Артифакт», 2015. – C. 105, 122, 126.

Autoren: Kostina T.W.

ЗEINE FRAGE STELLEN