THOMAS Johann Michael (Iwan Grigorjewitsch) (* 17. September 1770 in Coburg, Sachsen-Coburg; † nach 1823), Historiker, Geograf, Statistiker und Professor der Kasaner Universität.
T. wurde in der Familie des evangelisch-lutherischen Webers Johann Peter Thomas geboren. Ab dem 10. Oktober 1783 besuchte er das Coburger Gymnasium. Er nahm am 13. Oktober 1789 ein Studium an der theologischen Fakultät der Universität Halle auf und setzte ab dem 18. April 1791 das Studium an der Universität Jena fort. 1791 wurde er zum Kandidaten der Theologie in Coburg und 1800 zum Kandidaten der Theologie in Livland.
Ab 1792 war Thomas Hauslehrer in Franken und in der Schweiz. Nachdem er als Lehrer nach Livland gekommen war, wurde er am 25. Oktober 1801 in Dorpat zum Diakon der Gemeinde der Johanniskirche geweiht. Diese Stelle vereinte er mit den Aufgaben des Konrektors einer Lehranstalt. Ein Jahr später erhielt er die Stelle eines Hauslehrers in Kasan, im Hause des Kammerherrn N. M. Mussin-Puschkin. Er war Erzieher des späteren Kurators des Kasaner Bildungsbezirkes M. N. Mussin-Puschkin und lebte acht Jahre lang in der Familie. Er unterrichtete Grundkenntnisse in Latein, Griechisch, Französisch und Deutsch, in Geschichte, Geografie und Statistik. 1809 verließ Thomas die Familie Mussin-Puschkin und nahm eine vergleichbare Stellein der Familie des Gutsherrn A. F. Moissejew im Ujesd Spassk an. Hier war er für die Ausbildung seines Stiefsohnes I. E. Welikopolskij und seiner Tochter Warwara zuständig. Letztere waren Neffe und Nichte von A. S. Mussina-Puschkina.
Am 7. März 1810 wandte sich T. an den Kurator S. J. Rumowskij und den Minister für Volksbildung Graf A. K. Rasumowskij mit der Bitte, ihm einen Lehrstuhl an der Kasaner Universität zu überlassen. In diesem Zusammenhang legte er die kurze Handschrift „Animadversiones nonnullae in historiam universalem scribendam, addiscendam et docendam“ vor. Am 19. Dezember 1810 wurde er am Lehrstuhl für allgemeine Geschichte, Geografie und Statistik bestätigt. Er lehrte allgemeine Geschichte auf Grundlage der „Weltgeschichte“ (St. Petersburg, 1799–1806), deren 2. und 3. Teil von I. F. Jakowkin unter der Redaktion von T. Jankowitsch de Miriewo verfasst worden waren. Geografie lehrte er gemäß dem Werk „Kurzer Begriff der Geographie“ von J. C. Gatterer und verwendete für den Statistikunterricht die Arbeit J. G. Meusels „Lehrbuch der Statistik“. Später unterrichtete er außerdem Weltgeschichte nach dem Buch von J. A. Remer. Die Vorlesungen hielt er in russischer Sprache.
Thomas war 1812 einer der zwei ausländischen Professoren, für die der Direktor der Universität I. F. Jakowkin Bürgschaft leistete. In den Jahren 1811–1814 war T. Mitglied eines Fachschulkomitees, im Jahr 1813 Ratssekretär. Des Weiteren wurde er 1814 zum Direktor des Pädagogischen Instituts der Kasaner Universität gewählt, lehnte die Position jedoch ab. Von 1811 bis 1819 hielt er öffentliche Kurse für Beamte zu allgemeiner Geschichte, Geografie und Statistik. T. wurde am 5. August 1819 auf den Vorschlag M. L. Magnizkijs hin ohne Rente aus seiner Stellung an der Kasaner Universität entlassen. Er hatte sich bis zum Dienstgrad eines Kollegienrates hochgedient.
Ab dem 29. November 1816 nahm er mit Genehmigung des Ministers bis 1823 gleichzeitig die Position des Pastors der Kasaner evangelisch-lutherischen Gemeinde und die Stellung eines Regiment-Predigers ein. Danach zog Thomas offenbar zusammen mit seiner Familie nach Dorpat. Seine weitere Biografie ist nicht erforscht.
Noch vor seiner Ankunft in Kasan heiratete er Maria Elisabeth Köll und hatte mit ihr einen Sohn. In Kasan hatte Thomas ein eigenes Haus und stand in freundschaftlicher Beziehung zu den Professoren der Universität: F. K. Bronner, M. F. Bartels, C. D. Frähn, I. A. von Littrow und F. C. Erdmann. Am 3. September 1805 wurden in der Familie zwei weitere Söhne, Gustav und Adolf, geboren. Franz Xaver Bronner und Frau Professor I. O. Brauns Elisabeth Karlowna wurden Pateneltern dieser Kinder. T‘ beide Söhne studierten an der medizinischen Fakultät der Universität Dorpat. Gustav wurde 1828 Doktor der Medizin, trat als Militärarzt im 31. Jäger-Regiment seinen Dienst an und starb im gleichen Jahr in Warna. Adolf blieb bis 1829 an der Universität, bis er, genau wie Gustav, Doktor der Medizin wurde. Er war als Chirurg und Assistent im Universitätsklinikum tätig. 1829 wurde er Militärarzt in der 2. Armee, wechselte aber schon im April 1829 zu dem 31. Jäger-Regiment und 1830, schon als Oberarzt, zum Alexopoler Infanterie-Regiment. Er starb 1831.
Manchmal wird J. M. Thomas ungerechtfertigt das Werk Prosper Thomas‘ „Souvenirs de Russie“ (Épinal: Gley, 1844. 105 Rub.) zugeschrieben und mit dieser Begründung das Datum des Todes nach 1844 angegeben. Für eine solche Zuordnung gibt es keine Anhaltspunkte, wovon sowohl die unterschiedlichen Namen als auch die unterschiedlichen Biografien der beiden „Thomas“ zeugen.
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