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VATER Friedrich Iwanowitsch (1810–1866), klassischer Philologe, Professor der Kasaner Universität

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

VATER Friedrich Iwanowitsch (* 5. Februar 1810 in Königsberg; † 1866 in Berlin), klassischer Philologe, Professor der Kasaner Universität.

V. war Sohn des Orientalisten, Linguisten und Theologen Johann Severin Vater (1771–1826), eines Professors der Theologie in Halle (bis 1806 und wieder ab 1820) und in Königsberg (1806–1820). J. S. Vater war ein renommierter Vertreter der vergleichenden Sprachwissenschaft, erforschte u. a. slawische Sprachen und veröffentlichte nach 1808 einige Editionen zu russischer Grammatik. Die Familie gehörte evangelisch-lutherischer Konfession an.

Friedrich Vater besuchte von 1826 bis 1829 das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin und studierte von Herbst 1829 bis ins Jahr 1833 an der philosophischen Fakultät der Universität zu Berlin. Bestand 1833  die Prüfung „pro veniadocendi“ und erhielt damit das Recht, klassische Sprachen und Literatur zu unterrichten. Von 1834 bis 1838 war er Teilnehmer des pädagogischen Seminars in Halle. Erhielt im Jahr 1840 nach der Verteidigung seiner Dissertation „QuaestionumAndocidearumParticula“ den Doktortitel in Philologie an der Universität Halle.

Noch vor der Erlangung dieses akademischen Grades wurde er von A. Boeckh und Baron A. von Humboldt für die Besetzung des Lehrstuhls in Kasan empfohlen. Schon am 26. Juli 1840 kam es zur Vaters Ernennung zum ordentlichen Professor der griechischen Sprache und Literatur an der Kasaner Universität (er kam Ende 1840 in Kasan an).

1842 unternahm V. eine Reise nach Sankt Petersburg und Moskau mit dem Ziel, sich mit dem hiesigen Lehrbetrieb der griechischen Sprache und Literatur vertraut zu machen. Am 1. Juni 1843 legte er der Fakultät besondere Meinung „zur Einrichtung spezieller wissenschaftlicher Abteilungen“ vor, in der er einen umfangreichen Lehrplan für die Abteilung der klassischen Literatur und sämtlicher Disziplinen der klassischen Philologie erstellte. Er bemühte sich um die Anerkennung seines Faches als eigenständiges Pflichtfach an der Fakultät. Leitete ab Ende 1843 die Lehrveranstaltungen in der Abteilung für klassische Philologie am pädagogischen Institut. Nach Meinung von S. P. Schestakow wurden dank Vater die Prüfungen für die akademischen Grade und die Debatten über klassische Philologie, insbesondere über griechische Literatur, an der Kasaner Universität häufiger. Vater trat regelmäßig in der Funktion des Rezensenten für Dissertationen auf und erstellte Prüfungsfragen und Prüfungsprogramme.

Von Sommer 1851 bis Februar 1852 war er auf einer wissenschaftlichen Dienstreise in Deutschland. In dieser Zeit erlitt V. eine psychische Störung (Verfolgungswahn) und vernichtete unter diesem Einfluss 1853 seine ganze Bibliothek. Ende Juni 1854 reiste Vater nach Sankt Petersburg, von wo aus er ein Gesuch um Entlassung einreichte, indem er auf eine Erkrankung der Beine und auf Empfehlungen von Ärzten verwies. Am 7. Dezember 1854 wurde Vater auf seine Bitte und mit einer einmaligen Rentenzahlung entlassen und kehrte daraufhin nach Preußen zurück. Im Jahr 1845 wurde er Kollegienrat, 1853 Staatsrat.

Im August 1842, während sich Vater im Urlaub befand, zerstörte ein Brand in Kasan fast seinen ganzen Besitz, dessen Großteil aus Büchern bestand. Ebenfalls im Jahr 1842 heiratete V. die Tochter des Akademikers C. M. Frähn und wurde 1846 nach dem Entscheid des Sankt Petersburger Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums wieder geschieden.

INHALT

Archive

Национальный архив Республики Татарстан. Ф. 92. Оп. 1. Д. 5653; Ф. 977. Оп. Правление. Д. 6130. Л. 5; Оп. Совет. Дд. 2856, 2932, 3039, 3169, 3252, 3349, 3444, 3583, 3584, 3744; Отдел рукописей и редких книг Научной библиотеки им. Н.И. Лобачевского. Ед. хр. 6712; University of Chicago Library. MS97.

Arbeiten

Die Aleaden des Sophokles, ein Beitrag zur Literaturgeschichte dieses Dichters. – Berlin, 1835. – 32 s.; Euripidis Rhesus cum scholiis antiquis. Recensuit et annotavit Frid. Vaterus. Praemittuntur vindiciae huiuh tragoediae. – Berolini, 1837. – 322 p.; Quaestionum Andocidearum Particula. – Halis, [1840]. – 32 р.; Rerum Andocidearum. Particula I. – Berolini, 1840. – 47 р.; Untersuchungen über die dramatische Poesie der Griechen. – Berlin, 1843. – 76 s.; Dissertatio qau Andocidea oratio de ostracismo Phaeaci vindicatur. – Казань, 1844; Der Argonautenzug: aus den Quellen dargestellt und erklärt von Friedrich Vater. – H. 1. – Kazan, 1844. – II, 168 s.; H. 2. – Kazan, 1845. – 166 s.; Evripidis Iphigenia in Avlide, ex recensione minoris Evripidis et cvm animadversionibus Friderici Vateri. – Mosquae, 1845. – 418 р.; Das Verhältnis der Linguistik zur Mythologie und Archäologie. Beleuchtet von Friedrich Vater. – Kasan, 1846. – 80 s. (То же // Ученые записки, издаваемые Императорским Казанским университетом. – 1844. – Т. IV. – 97–176); Quaestionum Historicarum Fasc. I. de Isocratis, qui fertur, Epistolis // Ученые записки, издаваемые Императорским Казанским университетом. – 1844. – Т. 1. – С. 1–96; Triton und Euphemos: oder die Argonauten in Libyen: eine mythologische Abhandlung. – Kasan, 1849. – 212 s. (То же // Ученые записки, издаваемые Императорским Казанским университетом. – 1849. – Т. II. – С. 94–302).

Literatur

Воспоминания о пережитом. Доктора А.И. Ильинского // Русская старина. – 1894. – Т. 81. – № 3. – С. 57–60; Ильина К.А. Фридрих Фатер и Карл Гофман: филологи-классики из немецких университетов в России в середине XIX в. // Сад ученых наслаждений [Текст]: сб. тр. ИГИТИ к юбилею профессора И.М. Савельевой / отв. ред. Е.А. Вишленкова, А.Н. Дмитриев, Н.В. Самутина. – М.: Изд. дом Высшей школы экономики, 2017. – С. 171–182; Материалы для биографии Н.И. Лобачевского / Сост. и ред. Л.Б. Модзалевский. – М.-Л.: Изд-во АН СССР, 1948. – С. 804–805; Русский биографический словарь: в 25 т. / Под ред. А.А. Половцева. – [Т. 21.]: Фабер-Цявловский. – СПб., 1901. – С. 24–25; Шестаков С.П. Фатер, Фридрих Иванович // Биографический словарь профессоров и преподавателей Императорского казанского университета (1804–1904): в 2-х частях / Под ред. Н.П. Загоскина. – Ч. 1. – Казань, 1904. – С. 180–186; Amtliches Verzeichnis des Personals und der Studierenden auf der Königlichen Friedrich-Wilhelms Universität zu Berlin. Auf das Winterhalbjahr von Michaelis 1830 bis Ostern 1831. – Berlin, 1831. – S. 39; Johann Severin Vater — ein Wegbereiter der deutsch-slawischen Wechselseitigkeit (zu Vaters slawistischen Studien im Lichte seiner Briefe an Friedrich Adelung in Petersburg) / Hrsg. und eingel. von E. Winter. – Berlin, 1984. – 199 s.; Sandys, J. E. A history of classical scholarship: the eighteenth century in Germany, and the nineteenth century in Europe and the United States. – Cambridge, 1908. – P. 389; Erik-Amburger-Datenbank: http://dokumente.ios-regensburg.de/amburger/index.php?id=53125 (Дата обращения 05.01.2017).

Autoren: Kostina T.W.

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