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STRAUB (Alt-Straub, Wiesental, Eckstein, Skatowka), heute Dorf Skatowka, Rayon Rownoje, Gebiet Saratow; deutsche Kolonie im linksufrigen Wolgagebiet

Rubrik: Geschichte und Geographie der Ansiedlung der Deutschen im Russischen Reich, in der UdSSR und GUS / Geschichte der Ansiedlung
Evangelisch-lutherische Holzkirche in Straub (1875, nicht erhalten).
с. Скатовка. Типичный немецкий дом со слуховыми окнами. Фото Е. Мошкова. 2009 г.

STRAUB (Alt-Straub, Wiesental, Eckstein, Skatowka), heute Dorf Skatowka, Rayon Rownoje, Gebiet Saratow; im linksufrigen Wolgagebiet am Fluss Sankulowka (linker Zufluss der Wolga) gelegene deutsche Kolonie. Von 1871 bis Oktober 1918 gehörte das Dorf zum Amtsbezirk [Wolost] Tarlyk (Bezirk [Ujesd] Nowousensk, Gouvernement Samara).

Nach der Gründung der Arbeitskommune der Wolgadeutschen war das Dorf Straub bis 1941 Verwaltungszentrum des gleichnamigen Dorfsowjets. In den Jahren 1922-27 gehörte das Dorf zum Kanton Kukkus (Wolskoje), der 1927 im Zuge der in der ASSR der Wolgadeutschen vollzogenen Gebiets- und Verwaltungsreform aufgelöst und an den Kanton Rownoje (Seelmann) angeschlossen wurde. 1935 wurde der Kanton Kukkus wiedererrichtet.

Die deutsche Kolonie Straub wurde am 12. Mai 1767 gegründet. Mit der Anwerbung der Kolonisten und Gründung dieser Werberkolonie waren die aus Genf bzw. Frankreich stammenden Privatunternehmer Pictet und le Roy befasst. Der russische Name Skatowka (abgeleitet vom russischen Wort „skat“ – Hang, Böschung) lässt sich aus den landschaftlichen Gegebenheiten am Standort herleiten, da die Kolonie in einer von zahlreichen Erosionsschluchten zerklüfteten Gegend lag. Der deutsche Name der Kolonie geht auf den ersten Vorsteher Johann Heinrich Straub zurück, einen aus Sachsen stammenden 35-jährigen Weber, der mit seiner 17-jährigen Frau Anna Maria nach Russland gekommen war. Die Namen der Vorsteher sind größtenteils nicht überliefert. Bekannt ist, dass in den 1830er und 1840er Jahren der Kolonist Adam Frisch Vorsteher war.

Die Gründer der Kolonie waren 59 aus verschiedenen deutschen Ländern (Schwaben, Württemberg, Sachsen, Preußen) und Städten (Weilburg, Braunsfeld, Hanau, Nassau u.a.) stammende Familien, bei denen es sich größtenteils um Lutheraner handelte. Acht Personen (die Familie von Philipp Wiel) gehörte zum reformierten Zweig des Protestantismus, vier Personen (die Familie von Johann Georg Sterz sowie die in lutherischen Familien lebenden Waisenkinder Ludwig Schunz und Johann Heinrich Becker) waren katholisch.

Unter den ersten Kolonisten waren jeweils vier Müller, Schuhmacher und Schneider, drei Weber, zwei Maurer sowie ein Schreiber, ein Wagenmacher, ein Schmied, ein Böttcher, ein Bäcker, ein Metzger, ein Erzhauer und ein Salpetersieder. Die ersten Übersiedler waren mehrheitlich Ackerbauern und entsprachen somit hinsichtlich ihrer in der der alten Heimat ausgeübten Beschäftigung in vollem Maße dem Hauptziel der Anwerbung der Kolonisten, die in den Grenzregionen Russlands gelegenen Steppengebiete landwirtschaftlich zu erschließen.

In den ersten Jahren nach der Übersiedlung hatten die Bewohner der Kolonien mit zahlreichen ökonomischen Schwierigkeiten zu kämpfen. So wandten sich die in Straub ansässigen Kolonisten im Januar 1769 zusammen mit den Bewohnern weiterer elf Kolonien des Anwerbers le Roy mit einer gegen die Direktion gerichteten Beschwerde an das Fürsorgekontor, die sie für ihre nach eigener Einschätzung „extreme Notlage“ verantwortlich machten. In den Folgejahren sorgten Überfälle sowohl der Kirgis-Kaisaken als auch der Truppen Pugatschows, denen die Kolonie im Jahr 1774 wie auch andere im linksufrigen Wolgagebiet gelegene deutsche Siedlungen ausgesetzt war, für eine weitere Verschlechterung der ökonomischen Lage.

Die Kolonisten waren größtenteils im Ackerbau und in der Mehlproduktion tätig und bauten vor allem Weizen, Roggen, Hafer, Gerste und Kartoffeln an. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in der Kolonie eine Gerberei gegründet, die sich bis 1828 im Besitz des Kolonisten Wildorf befand und dann verkauft wurde. Die Kolonisten waren auf die Produktion von Pferdefuhrwerken und das Flechten von Körben spezialisiert. Die jenseits der Wolga im sogenannten Sawolschje-Gebiet gelegenen Siedlungen waren schlechter mit Land ausgestattet als andere Regionen des Gouvernements Saratow. Mehrfach versuchten die Kolonisten, das Problem des Landmangels durch die Gründung von Tochterkolonien zu lösen und sich jenseits der Grenzen der eigenen Siedlungen niederzulassen. Im Zuge der 5. Revision wiesen die in Straub ansässigen Kolonisten 1798 darauf hin, dass ihnen nicht nur landwirtschaftliche Nutzflächen, sondern auch ausreichend Wasser für den eigenen Gebrauch und die Bewässerung der Felder fehlten, woraufhin ihnen das Fürsorgekontor in der Nähe der linksufrigen Kolonien Jagodnaja Poljana und Pobotschnoje am Sokurskij Umjot gelegene Landstücke anbot. Nachdem Abgesandte der Kolonisten die zugeteilten Ländereien besichtigt hatten, kam es innerhalb der Gemeinschaft der Kolonie Straub zu einem Konflikt zwischen Befürwortern und Gegnern der Übersiedlung, in dessen Verlauf der Vorsteher der Kolonie Rudolf den Übersiedlungswilligen den Verkauf ihrer Häuser verbot und sie zu zwingen versuchte, Abgaben für den Bau eines für den Schulmeister bestimmten Hauses zu leisten. Ungeachtet der Tatsache, dass Rudolf allen, die sich ihm widersetzten, Peitschenhiebe androhte, bat Friedrich Geits als Vertreter der Kolonisten das Fürsorgekontor 1799 um die Genehmigung der Übersiedlung und Bereitstellung entsprechender Ländereien. Im Jahr 1800 wandten sich die übersiedlungswilligen Kolonisten zudem mit einem entsprechenden Gesuch an das Amt für Staatswirtschaft. Nachdem schließlich sowohl das Amt als auch das Kontor ihre Zustimmung erteilt hatten, ließen sich im Frühjahr 1802 28 Familien nach mehrjährigem Warten an den ihnen schon früher zugeteilten Orten nieder und gründeten die Kolonie Neu-Straub. Im August 1802 verpflichtete das Kontor den Vorsteher der Kolonie Rudolf, den Übersiedlern einen Teil der beim Bau der Kirche, des Schulhauses und des Getreidespeichers angefallenen Kosten zurückzuerstatten, damit diese entsprechende öffentliche Bauten an ihrem neuen Siedlungsort errichten konnten.

Auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sahen sich Kolonisten wegen des Landmangels immer wieder gezwungen, Straub zu verlassen. 1861 wurden eigenmächtige Umsiedlungen durch einen Erlass des Kontors mit Vagabundentum gleichgesetzt und streng bestraft. Aber selbst davon ließen sich die Kolonisten nicht aufhalten. 1866 mussten die in Straub ansässigen Kolonisten schriftlich bestätigen, über das Verbot einer Übersiedlung in den Kaukausus in Kennnis gesetzt worden zu sein. Später zwangen der Mangel an landwirtschaftlichem Nutzland und zahlreiche Bitten der Kolonisten die Regierung dazu, ihre Entscheidung zu revidieren und eine Übersiedlung in den Kaukasus zu gestatten.

Nach 1917 änderte sich die Lage der Kolonisten fundamental. Als sich im Frühjahr 1921 weite Teile des Autonomen Gebiets der Wolgadeutschen in den Händen aufständischer hungernder Bauern und verschiedener Banden befand, kam es auch in Straub zu einem antisowjetischen Aufstand. Am 5. April 1921 nahmen Einheiten der Roten Armee das Dorf ein, schlugen den Aufstand nieder und setzten die Sowjetmacht wieder ein. In den Jahren der Sowjetmacht wurden im Dorf eine landwirtschaftliche Artel-Kooperative, eine landwirtschaftliche Kooperativ-Genossenschaft, die „W.I. Lenin“-Kolchose sowie das forstwirtschaftliche Unternehmen „Lespromchos“ eingerichtet. Es gab eine Medizinische Station, einen  Kindergarten, einen Klub und eine Post. Im September 1941 wurden die Deutschen aus dem Dorf deportiert, das seit 1942 den Namen Skatowka trägt. Nach der Vertreibung der Deutschen wurden im Dorf frühere Bewohner des Gebiets Woroschilowgrad (Lugansk) angesiedelt.

Schule und Erziehungswesen

Wie auch in allen anderen lutherischen Kolonien gab es in Straub schon seit der Gründung der Kolonie selbst eine kirchliche Gemeindeschule, die von Kindern im Alter von 7-15 Jahren besucht wurde. In den ersten Jahren ihres Bestehens konnte die Kolonie keinen professionellen Schulmeister finden, so dass der Schreiber Johann Philipp Lenk, der im Alter von 24 Jahren mit seiner Frau Maria Barbara aus Hohenlohe in die Kolonie gekommen war, die Kinder bei sich zu Hause unterrichtete. Mit der Errichtung eines eigenen Schul- und Bethauses kam ein fester Schulmeister in die Kolonie, der in Personalunion auch als Küster tätig war. Im Archiv von Engels ist eine von Pastor Litfas verfasste Instruktion der Schulmeister der Kolonien Straub, Priwalnoje, Tarlykowka, Tarlyk, Popowkina, Jablonowka, Stepnoje und Saumorje erhalten, in denen die Pflichten der Küster-Schulmeister ausführlich beschrieben werden. Sie assistierten dem Pastor während des Gottesdienstes, durften unaufschiebbare religiöse Handlungen vollziehen, aber nicht Säuglinge begraben und taufen.

Im Jahr 1798 wurde anstelle des früheren Schulmeisters Heinz der Kolonist Batz zum Lehrer der Schule gewählt. Im Jahr 1800 wurden die Kolonisten mit Abgaben für den Bau eines für den Schulmeister bestimmten neuen Hauses belegt. Im Juli 1805 wurde der Schulmeister Metzler als Lehrer in die Tochterkolonie Nowaja Skatowka berufen.

In den 1870er Jahren wurde in Straub neben der Kirchenschule auch eine Semstwo-Schule gegründet. Nach den von Pastor J. Erbes, dem Probst des linksufrigen Wolgagebiets, zum Stand des deutschen Schulwesen zusammengetragenen Daten waren im Jahr 1906 336 der insgesamt 2.903 Einwohner Kinder im Alter von 7-15 Jahren, die zum Besuch einer Elementarschule verpflichtet waren. Anders als in vielen anderen deutschen Siedlungen besuchten in Schulz alle Kinder die Schule, was keine Selbstverständlichkeit war, da viele Eltern arm und auf die tägliche Mithilfe ihrer Kinder in Handwerk oder Gewerbe angewiesen waren. Im Jahr 1906 besuchten 76 Jungen und 36 Mädchen die Semstwo-Schule, an der zwei Lehrer tätig waren. In der Kirchenschule lernten 87 Jungen und 147 Mädchen bei ebenfalls zwei Lehrern. Beide Schulen wurden aus Mitteln der Kirchengemeinde unterhalten.

In sowjetischer Zeit wurden beide Schulen geschlossen und durch eine Grundschule ersetzt. In dem Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Schulgebäude lernten die deutschen und später die russischen und ukrainischen Kinder bis zum Winter 1955, als im Dorf ein neuer Holzbau als Schulgebäude errichtet wurde. 1986 wurde die Acht-Klassen-Schule in Skatowka zu einer Allgemeinbildenden Mittelschule erweitert. 1997 wurde im Dorf ein neuer Backsteinbau errichtet, der als Schulgebäude genutzt wird.

Religionszugehörigkeit der Bevölkerung und Kirche. Die Kolonisten waren evangelisch-lutherischer Konfession. Die Kirchengemeinde Straub gehörte wie auch Warenburg, Dinkel (Tarlykowka) und Laub (Tarlyk) zum 1770 gegründeten evangelisch-lutherischen Pfarrsprengel Warenburg (Priwalnoje). Bis 1821 hatten auch die Gemeinden Bangerdt (Saumorje), Jost (Popowkina), Lauwe (Jablonowka), Kukkus (Wolskaja) und Stahl (Stepnoje) zum Pfarrsprengel gehört, die fortan den selbständigen Pfarrsprengel Kukkus (Wolskaja) bildeten.

Eine erste Holzkirche wurde in Straub erst im Jahr 1824 gebaut. Bis dahin hatten die Gemeindemitglieder ihre Gottesdienste im Schul- und Bethaus abgehalten. Im Jahr 1875 wurde in Straub eine neue Kirche gebaut, deren Bauplan von F. Lagus stammte, der bis zum Jahr 1871 als Architekt, Landvermesser und Leiter der Bau- und Forstabteilung des Saratower Fürsorgekontors tätig war. Lagus, unter dessen Leitung im Wolgagebiet über zwanzig nahezu baugleiche Kirchen errichtet wurden, hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Kolonisten der architektonischen Gestaltung ihrer Gotteshäuser eher skeptisch gegenüberstanden und den eher trockenen und eintönigen Stil des vom Umfang seiner Arbeit überforderten Architekten mit der ironischen Bezeichnung „Kontorstil“ belegten. Die nach Lagus' Standardplan errichtete vergleichsweise große Strauber Kirche bot 900 Gläubigen Platz. In unmittelbarer Nähe der Kirche befanden sich das Küsterhaus, ein freistehender hölzerner Glockenstuhl sowie das steinerne Schul- und Bethaus.

1910 wandte sich Pastor Seib mit dem Vorschlag an die Gemeinde, der Kirche einen Teil der Ländereien zu überlassen, da sich die örtliche Bevölkerung von der Kirche abgewandt habe, weniger religiös sei und sich nicht um den Kirchenbesitz kümmere, erhielt aber eine Absage.

Die letzten drei in der Pfarrgemeinde tätigen Pastoren wurden allesamt repressiert. Herbert Günther (1891 – nach 1931), selbst Sohn eines Pastors, wurde 1931 verhaftet und zu Lagerhaft verurteilt, wo er bis 1938 blieb. Eduard Seib (1872–1940) wurde erstmals im Jahr 1922 verhaftet und angeklagt, weil er während der Kampagne zur Beschlagnahmung des Kirchenbesitzes angeblich Kirchengüter versteckt hatte. 1931 wurde er ein zweites Mal verhaftet und wegen angeblicher antisowjetischer Tätigkeit in ein am Aralsee gelegenes Lager gebracht. Emil Friedrich Busch (1870–1920) wurde 1920 in Smolensk getötet.

1931 informierte die regionale Kommission für die Prüfung religiöser Angelegenheiten das Präsidium des Zentralexekutivkomitees der ASSR der Wolgadeutschen in einem geheimen Bericht, dass die Kirche in Straub noch nicht geschlossen sei und es im Dorf noch 957 Gläubige gebe. Am 15. September 1934 informierte die Kommission für Kultfragen beim Zentralexekutivkomitee der ASSR der Wolgadeutschen das Präsidium der ASSR, dass der Holzbau der Strauber Kirche noch von den Gläubigen genutzt werde und die Kirche drei Glocken mit einem Gewicht von 15 Pud habe, weshalb die Frage einer zügigen Schließung der Kirche und Abnahme der Glocken einer eigenen Prüfung bedürfe. Die Zahl der Gläubigen ging praktisch mit jedem Tag unaufhaltsam zurück. Alle Aktivitäten der Gemeinde standen und ständiger Kontrolle von Seiten der Organe der Staatsmacht. Das genaue Datum der Schließung der Strauber Kirche ist nicht bekannt. Anfang der 1930er Jahre wurden in der Sowjetunion massenhaft Gotteshäuser geschlossen. 1938 gab es im Wolgagebiet keine einzige lutherische Kirche mehr. An vielen Orten wurden die Kirchen zu Lagerhäusern oder Garagen umfunktioniert oder als nicht nicht den Ansprüchen des Sozialismus genügende Architektur zum Abriss freigegeben, was Mitte der 1930er Jahre auch im Fall der Strauber Kirche geschah.

Liste der Pastoren

Pastoren der Pfarrgemeinde Warenburg (Priwalnaja), die in Straub Gottesdienst hielten: Pohlmann (1770–77), in den Jahren 1777-85 hatte die Gemeinde keinen Pastor, Friedrich Konrad Strenge(l,r) (1785–88), in den Jahren 1788–97 hatte die Gemeinde keinen Pastor, Bernhard Wilhelm Litfas (1797–1825), Friedrich August Wilhelm Schrötter (1826–33), Franz Karl Hölz (1833–83), Hilfspastor Karl Julius Hölz (1866–81), Karl Leopold Hölz (1883–1908), Eduard Seib (1909–18), Andreas G(ö)orne (1909), Herbert Günter (1929–31).

Entwicklung der Einwohnerzahlen

1767 lebten in Straub 191 ausländische Kolonisten, 1773 waren es 212, 1788 - 224, 1798 – 306, 1816 - 314, 1834 - 594, 1850 - 952, 1859 – 1.176, 1889 – 2.180 Personen. Nach den Daten der Volkszählung von 1897 lebten in Straub 2.050 Personen, von denen 2.037 Deutsche waren. Im Jahr 1904 hatte das Dorf 2.467 und im Jahr 1910 3.847 Einwohner. Nach den Daten der Allrussischen Volkszählung von 1920 lebten im Dorf 2.770 Personen. 1921 gab es im Dorf 98 Geburten und 332 Sterbefälle. Nach den Daten des Gebietsamts für Statistik des Autonomen Gebiets der Wolgadeutschen lebten in Straub nach Stand zum 1. Januar 1922 1.790 Personen. Nach den Daten der Volkszählung von 1926 hatte das Dorf 1.850 Einwohner, von denen 1.844 Deutsche waren. 1931 hatte das Dorf 1.988 Einwohner, von denen ausnahmslos alle Deutsche waren.

Das Dorf heute

Heute Dorf Skatowka, Rayon Rownoje. Das heutige Dorf Skatowka ist flächenmäßig deutlich kleiner als das vorrevolutionäre Straub. Im Zusammenhang mit dem Bau des Wolgograder Wasserkraftwerks (1950–61) und der Flutung des Wolgograder Stausees (1958–61) stieg der Pegel der Wolga um einige Meter, so dass die ufernahen Ortsteile von Skatowka unter Wasser verschwanden. Heute ist weder die Kirche noch das Schul- und Bethaus erhalten. Entlang der Hauptdorfstraße gibt es allerdings noch einige Dutzend Anfang des 20. Jahrhunderts gebaute authentische deutsche Holzhäuser, die jedes für sich ein eindrucksvolles Beispiel der deutschen Architektur darstellen. Hinsichtlich ihres Erhaltungszustands ergibt sich kein einheitliches Bild: Einige Häuser sind renovierungsbedürftig, einige verfallen, einige wurden umgebaut.

Was sofort auffällt, sind die vielen Häuser mit Walmdach, die im Unterschied zu zahlreichen anderen Dörfern Gaubenfenster aufweisen. Walmdächer, bei denen das Dach aus jeweils zwei trapezförmigen und dreieckigen Dachflächen konstruiert wird, waren eine traditionell vor allem in Süddeutschland verbreitete Bauform, die unter den deutschen Kolonisten als günstig galt, da man das Baumaterial für den Giebel sparen konnte.

Die Dachgauben ihrer Wohnhäuser nutzten die Kolonisten zur Belüftung und Belichtung ihrer Häuser sowie als architektonisches Schmuckelement. In der früheren deutschen Heimat der Kolonisten waren Dachgauben so verbreitet, dass ihr Bau durch zahlreiche Normen und Vorschriften geregelt war und es eine Vielzahl verschiedener Namen („Zwergenhäuschen“ bzw. „Zwerchhaus“, „Dachhaus“, „Lukarne“ u.a.) gab. In Straub waren vor allem Satteldachgauben verbreitet. Auch heute noch lassen sich sowohl in Straub als auch in anderen früheren deutschen Siedlungen zahlreiche „Zwergenhäuschen“ finden.

Literatur

Герман А.А. Немецкая автономия на Волге. 1918–1941. Часть II. Автономная республика. 1924–1941. – Саратов, 1992–1994; Дитц Я. История поволжских немцев-колонистов. – М., 1997; Князева Е.Е., Соловьева Ф. Лютеранские церкви и приходы ХVIII – ХХ вв. Исторический справочник. – СПб., 2001. Часть I; Плеве И.Р. Немецкие колонии на Волге во второй половине ХVIII в. – М., 1998; Amburger E. Die Pastoren der evangelischen Kirchen Russlands vom Ende des 16. Jahrhunderts bis 1937. Ein biographisches Lexikon. – Martin-Luther-Verlag, 1988; Einwanderung in das Wolgagebiet: 1764–1767 / Hrsg.: Alfred Eisfeld. Bearb.: Igor Pleve. Bd. 4. Kolonien Reinhardt – Warenburg. – Göttingen: Göttingenger Arbeitskreis, 2008; Schnurr J. Das protestantische Gotteshaus // Die Kirchen und das religiöse Leben der Russlanddeutschen. – Ev. Teil. – Bearbeitung J. Schnurr. – Stuttgart, 1978; Deutsche Volkszeitung. 23. Mai 1910. №68; 16. Dezember 1910. № 127.

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Autoren: Lizenberger O.A.

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