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KARL ARTUR GENRICHOVICH (Artur Heinrich) (22. Juni 1928, Goliy Karamysch (Balzer), Saratower Gebiet – 9. Februar 2004, Engels, Saratower Gebiet) – öffentliche Person, Politiker, Organisator des Leservereins "Neues Leben" in Engels, Gründer und ständiger Leiter der Gesellschaft der sowjetdeutschen "Wiedergeburt" in Engels, Gründer der deutschen Kulturzentren in der Region Saratow

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien)

KARL ARTUR GENRICHOVICH (Artur Heinrich) (22. Juni 1928, Goliy Karamysch (Balzer), Saratower Gebiet – 9. Februar 2004, Engels, Saratower Gebiet) – öffentliche Person, Politiker, Organisator des Leservereins "Neues Leben" in Engels, Gründer und ständiger Leiter der Gesellschaft der sowjetdeutschen "Wiedergeburt" in Engels, Gründer der deutschen Kulturzentren in der Region Saratow. Geboren in einer Familie deutscher Kolonisten (Großvater – Johannes Karl, Großmutter – Amalia Bartuli). Der Vater Heinrich Johannes Karl diente nach dem Abschluss der Parteischule in Balzer im WeTscheKa (Außerordentliche Allrussische Komission zur Bekämpfung von Kontrrevolution), ab 1933 – Leiter des Arbeiter- und Bauerninspektorats im deutschen Dorf Dobrinka, ab 1936 – Sekretär des Kantonsausschusses der Partei in Gnadenflur, ab 1941 – Vorsitzender des Präsidiums des Nempishchepromsoyuz ASSR der Wolgadeutschen. Mutter – Amalia Samuilovna, nach dem Abschluss an der Textilschule in Orekhovo-Zuyevo, leitete einen Lesesaal, lehrte in der Grundschule, ab 1938 war sie Leiterin der Sozialversicherungsabteilung in der Regierung der ASSR der Wolgadeutschen in Engels.

1941 wurde die Familie aus Engels nach Abakan deportiert, von wo die Familie aus in das Dorf Sapogovo in der Region Krasnojarsk transportiert wurde. Nach der Mobilisierung des Vaters und der Schwester in die Zwangsarmee leitete Arturs Mutter das Artel "Sibiryak" der Region Saralinsk und den Bau einer Soda-Anlage im Dorf "Sulfat-Zavod". Artur arbeitete ab dem Alter von 13 Jahren als Brigadier der Frauenbrigade der Holzlegierungen. Ab 1943 wurde er zusammen mit seiner Mutter in die Erzabteilung Saralinskoje versetzt, ab 1945 – Mechaniker und Brigadier der Komsomol- und Jugendbrigade, ab 1947 – Leiter der Seilbahn, ab 1948 – Oberbohrmeister der Erzabteilung, ab 1954 – Leiter des Untertage-Bergbauabschnitts der Kapitalerkundung. 1955 wurde der Name A.G. Karl in das Ehrenbuch der Bergwerksverwaltung Saralinskiy aufgenommen. 1957 wurde A.G. Karl aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, seine Tätigkeit im Bergbauunternehmen einzustellen und beschloss, zusammen mit seiner Frau Maria Fedotovna, einer Absolventin der Medizinischen Hochschule Abakan, in die Wolgaregion zurückzukehren. Zwei Monate lang versuchte er erfolglos, eine Anmeldung in Engels zu bekommen, und dann zog die Familie nach Kamyshin, Region Stalingrad um, wo illegale Einwanderer deutscher Nationalität bevorzugt behandelt wurden. Hier arbeitete A.G. Karl bei SSMU Transhydrostroy.

Nachdem er 1959 die lang erwartete Erlaubnis zum Umzug nach Engels erhalten hatte, setzte er seine, durch die Deportation in der 7-jährigen Schule unterbrochene Ausbildung fort, absolvierte dann die Fach- und Abendabteilung des Polytechnischen Instituts, arbeitete gleichzeitig als Gas- und Elektroschweisser, dann als leitender Konstrukteur und Leiter der chemischen Werkstatt des Werks "Chimvolokno" ("Chemiefaser"), trat der kommunistischen Partei bei. Seit 1971 war er als Leiter der Kesselproduktion für den Wiederaufbau des Werkes verantwortlich. Nach einem Herzinfarkt im Jahr 1978 wechselte er von einem erfolgreichen Manager zu einem einfachen Arbeiter im Sanatorium für die Reparatur von Geräten im Werk „Chimvolokno“, widmete sich sozialen Aktivitäten und der Lösung einer Reihe von Fragen, die für die Sowjetdeutschen wichtig waren.

In der zweiten Hälfte der 80er Jahre beschäftigte er sich mit dem organisatorischen Zusammenhalt der russlanddeutschen Bewegung in Engels. Damals positionierte er sich als starker Verfechter der nationalen Interessen der Russlanddeutschen und der Wiederherstellung der Deutschen Republik an der Wolga. Seit 1988 bereitet er Dokumente für die offizielle Registrierung des Leservereins "Neues Leben" in Engels vor, seit dem 5. März 1989 ist er erster Vorsitzender des Rates des Vereins. Im Dezember 1989 gab er sein erstes Interview, in dem er auf die vollständige Rehabilitierung der Sowjetdeutschen und die Vorbereitung der öffentlichen Meinung auf die Wiederherstellung der Deutschen Republik in der Wolgaregion bestand. Im Mai 1990 wurde unter der Leitung von A. Karl die Gesellschaft der sowjetdeutschen "Wiedergeburt" auf der Grundlage des Vereins "Neues Leben" in Engels gegründet, dessen Ziel es war, die ethnischen und sozialen Bedürfnisse der Deutschen und den Wunsch nach Wiederherstellung ihrer verlorenen Autonomie zu unterstützen. Seit März 1990 ist A.G. Karl Mitglied im Rat der Volksvertreter der Stadt Engels und Vorsitzender des Ständigen Ausschusses für nationale Fragen und Religion.

Er war Delegierter aus der Region Saratow des Ersten Kongresses der Deutschen in der UdSSR, der vom 12. bis 15. März 1991 in Moskau stattfand. 1991 wurde auf Initiative von Karl das Deutsche Kulturzentrum in Engels gegründet, wo Deutschkurse, Tanz- und Musikgruppen organisiert wurden. Außerdem wurden auch Konzerte, Weihnachtsabende und Gottesdienste organisiert. In diesen Jahren war Karl sehr aktiv im öffentlichen Leben: Er hat die Vorträge an der Gesellschaft „Kenntnis“ gehalten, entwickelte Partnerschaften mit russischen und deutschen Organisationen, gründete deutsche Kulturzentren in der Region und gab zahlreiche Interviews. Seit Januar 1992 ist er Mitglied der Arbeitsgruppe für Rehabilitation, die vom Saratower Regionalrat der Volksdelegierten eingerichtet wurde.

Am 15. November 1992 kündigte Karl offiziell seinen Arbeitsplatz als Leiter der Gesellschaft "Wiedergeburt" in Engels wegen der Frustration in der Autonomiebewegung und der Massenmigration der Russlanddeutschen nach Deutschland. Karl war gezwungen, seine Entscheidung durch einen Brief vom 18. November 1992 zu ändern, der von "Patrioten Russlands" unterschrieben wurde und Anschuldigungen wegen faschistischer Propaganda und der Bedrohung durch körperliche Gewalt enthielt.

Seit 1992 wurden auf Initiative von Karl in den Städten Marx und Krasnoarmeysk, in den Dörfern der Saratower Region – Generalskoje, Konstantinovka, Krasnyi Yar, Lipovka, Luganskoye, 1993 – in der Stadt Balakovo, in den Dörfern Burny, Raskatovo, Stepnoye, 1994 – in den Dörfern Baskatovka, Pavlovka und Polyakovskoye, 1997 – in der Gemeinde Volzhskoye, 1998 – in dem Karl-Marx Dorf deutsche Kulturzentren eröffnet. Nicht alle Zentren waren gleich lang im Einsatz, nicht alle waren gleich effektiv.

Die Einrichtung einiger von ihnen stieß auf organisatorische Schwierigkeiten und auf Widerstand von Behörden und Anwohnern. Karl's Arbeit trug jedoch dazu bei, die Kultur, Sprache und Traditionen der Russlanddeutschen zu erhalten. Nach und nach wurde Karl mit der methodischen Leitung der zehn Kulturzentren der Region Saratow beauftragt, 1998 wurde er als Mitarbeiter der Abteilung für Kultur in der Gebietsregierung eingestellt. Später wurden im Stadtdistrikt Engels deutsche Kulturvereine gegründet – in den Berufsschulen Nr. 24 (1999) und Nr. 61 (2000) sowie in der Siedlung Novopuschkinskij.

Auf Initiative von Karl und mit Genehmigung der Pädagogischen Direktion begannen die Volkskunde- und Deutschsprachkurse im Kindergarten Nr. 75 in Engels. Seit 1994 war Karl Mitglied des Komitees für die Verteilung der humanitären Hilfe des Stadtrates der Volksvertreter in Engels. Seit Ende der 90er Jahre war Karl auf Einladung der Regionalregierung Mitglied des Ethnischen Koordinierungsrates unter dem Gouverneur, der Öffentlichen Kammer und der Versammlung der Völker der Region Saratow.

Regierungs- und andere Auszeichnungen: Orden des Ehrenabzeichens, Orden des Roten Banners der Arbeit, Medaillen "Für die Tapferkeit der Arbeit während des Großen Vaterländischen Krieges", "Veteran der Arbeit", "Silbermedaille der Ausstellung über die Leistungen der Volkswirtschaft", Ehrenabzeichen des Gouverneurs der Region Saratow "Für Barmherzigkeit und Nächstenliebe", etc. A.G. Karl wurde posthum der Titel "Ehrenbürger von Engels" verliehen. Eine Gedenktafel zu seinen Ehren wird auf dem Gebäude des deutschen Kulturzentrums in Engels angebracht. Im Jahr 2011 hat der Internationale Verband der Deutschen Kultur in Moskau ein A. Karl-Auszeichnung für soziale Aktivitäten eingerichtet.

INHALT

Werke: Zhdu nakazov // Nashe slovo. 1991. 20 fevralja; Idet poisk putej // Kommunist. 1990. 31 avgusta; O neotlozhnyh shagah na puti preodolenija krizisnoj situacii v obshhestvennom dvizhenii nacional'nogo vozrozhdenija rossijskih nemcev. Obrashhenie k rukovoditeljam i aktivistam obshhestvennyh organizacij nemcev Rossii // Unser Wort. (Nashe slovo). 2003. № 2 (v soavtorstve s Arngol'd G.D., Grib Je.A.); Kolonka glavnogo redaktora. Perspektivnye plany na 2000 g. // Unser Wort (Nashe slovo). 2000. № 1; «Ne mogu promolchat'!» Zametki po povodu publikacii v NKA- NL № 11(5851) 21 ijunja 2000 g. // Unser Wort (Nashe slovo). 2000. № 6; Ot glavnogo redaktora // Unser Wort (Nashe slovo). 1999. № 1; Otkrytoe pis'mo Prezidentu FNKA «Rossijskie nemcy» V. Baueru // Unser Wort. (Nashe slovo). Special'nyj vypusk. 2000. Mart; Strannosti diplomata // Nachrihten (Izvestija). 2003. № 10; Karl A.G. S'ezd proshjol, a voprosy ostalis' // Unser Wort. (Nashe slovo). 2000. №3 u.a.

Literatur

Lit.: Akimova G. Pomozhet i delom, i sovetom // Nashe slovo. 1996. 5 janvarja; Burmistrov A. «Vosstanovit' nemeckuju avtonomiju bylo vozmozhno…» // Novaja gazeta. 1998. 18 ijunja; Verbah N. 22 janvarja sostojalsja Sovet Zemljachestva NP. Interv'ju s A.G. Karlom // Unser Wort (Nashe slovo). 2000. № 1; Verbah N. Artur Karl: «Kak bystro letit vremja…» // Unser Wort (Nashe slovo). 2000. №7; Verbah N. Interv'ju s A.G. Karlom // Unser Wort (Nashe slovo). 1999. № 2; Galushka V.A. Jengel'sskij mirotvorec. M.: "MSNK-press", 2007; Karjakina A. Mir, «Frojndshaft», Jengel's // Novye vremena. 2004. 5–11 marta; Pamjati A.G. Karla // Nachrihten. (Izvestija). 2004. № 2; Pylaeva L.A. Centr nemeckoj kul'tury g. Jengel'sa. Iz opyta raboty. Saratov, 2003; Skuchaeva O.E. Jetnosocial'naja situacija v Saratovskom Povolzh'e na rubezhe 1980-h-1990-h godov // Polozhenie sovetskih nemcev v Rossii i Germanii na rubezhe XX-XXI v.: Materialy mezhdunarodnoj nauchnoj konferencii, Saratov, 26-27 maja 2002 g. Saratov: «Nauchnaja kniga», 2004. S. 36–50; Shumilova L.N. Krizis sovremennoj politicheskoj jelity rossijskih nemcev // Polozhenie sovetskih nemcev v Rossii i Germanii na rubezhe XX–XXI v.: Materialy mezhdunarodnoj nauchnoj konferencii, Saratov, 26-27 maja 2002 g. Saratov: «Nauchnaja kniga», 2004. S.73–88.

Autoren: Lizenberger O.A.

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