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DENKMAL ZU EHREN DER RUSSLANDDEUTSCHEN OPFER DER REPRESSION IN DER UDSSR DENKMAL ZU EHREN DER RUSSLANDDEUTSCHEN OPFER DER REPRESSION IN DER UDSSR, Stadt Engels, Saratower Gebiet

Rubrik: Politische Geschichte
DENKMAL ZU EHREN DER RUSSLANDDEUTSCHEN OPFER DER REPRESSION IN DER UDSSR

DENKMAL ZU EHREN DER RUSSLANDDEUTSCHEN OPFER DER REPRESSION IN DER UDSSR, Stadt Engels, Saratower Gebiet. Das Denkmal wurde am 26.08.2011 auf dem Gelände des Staatlichen Historischen Archivs der Wolgadeutschen in der Stadt Engels errichtet. Es wurde in Form einer schwarzen Platte aus Marmor errichtet und es sind Figuren eines erwachsenen Mannes und eines jungen Mannes zu sehen. Außerdem befindet sich dort eine Gedenktafel und verschiedene Zitaten, die auf das Denkmal basieren, sind in russischer und deutscher Sprache ausgeführt.

Das Denkmal besteht aus einer schwarzen Vertikalebene (die Höhe ca. 4,6 m beträgt), die die Grenze zwischen dem Leben vor und nach der Deportation symbolisiert, und zwei Figuren - einem Erwachsenen der Höhe 2 m, der den schwarzen Raum der Mauer betritt und einen jungen Mann mit der Höhe von 1,7 m, der als Nachkomme der deportierten Deutschen in seine ursprüngliche Heimat zurückkehrt. Die Inschrift auf der Gedenktafel: "Russlanddeutsche - Opfer der Repression in der UdSSR" ist auf Russisch.

Auf dem vorderen Teil des Fundaments des Denkmals befindet sich ein Auszug aus dem Buch des russischen Schriftstellers und Publizisten Alexander Solzhenitsyn: „Wie einst auf dem von Kaiserin Katharina geschenkten fruchtbringenden Land, so setzten sie sich jetzt auf dem von Stalin zugewiesenen kargen Boden fest, widmeten sich ihm, als wär' s nunmehr für alle Zeit ihr eigen. Nicht bis zur ersten Amnestie richteten sie sich darauf ein, nicht bis zur ersten Zarengnade, sondern - für immer 1941 blank und nackend ausgesiedelt, jedoch umsichtig und unermüdlich, ließen die Deutschen den Mut nicht sinken und schickten sich an, ebenso ordentlich und vernünftig zu werken. Wo liegt auf Erden jene Wüste, die die Deutschen nicht in blühendes Land zu verwandeln verstünden? Nicht umsonst hieß es im früheren Russland: Der Deutsche ist wie'n Weidenbaum. Wo du ihn hinstreckst, schlägt er Wurzeln“ ("Der Archipel Gulag", Band 3, Kapitel 4 "Die Völkerverschickung").

Auf der linken Seite des Denkmals befindet sich ein Zitat des deutschen Schriftstellers und Dichters Johann Wolfgang von Goethe in russischer und deutscher Sprache: „Kein Wesen kann zu Nichts zerfallen! Das Ew’ge regt sich fort in allen, Am Sein erhalte dich beglückt! Das Sein ist ewig...“. Auf der rechten Seite des Denkmals befindet sich ein Zitat des russlanddeutschen Dichters Viktor Schnittke in russischer und deutscher Sprache: «Ich kenne diesen Baum von Kindheit auf,/ bloß fehlt sein Name mir. Mir fehlen viele Namen./ Unzählig viele sind’s, die mir abhandeln kamen/ in meines Lebens wirrenvollem Lauf/ Und viele wußt ich nie».

Autor der Komposition ist der Bildhauer aus Engels Alexander Alexandrovitsch Sadovsky (*1956), Mitglied der Creative Union der Künstler. Die allgemeinen Bauarbeiten überwachte Svyashin Yu.V. Die Stadt Engels (bis 18. Oktober 1931 - Pokrovsk), früher die Hauptstadt der Autonomen Sowjetischen Sozialistischen Republik der Wolgadeutschen, wurde als Ort für die Errichtung des Denkmals gewählt. Das Denkmal wurde anlässlich des 70. Jahrestages Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 „Über die Umsiedlung der Deutschen, die in den Wolga-Rayons leben“ zum Gedenken an mehr als 446.000 aus der deutschen Wolgarepublik an der deportierten Russlanddeutschen eröffnet.

Das Denkmal wurde auf Initiative der Nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen im Wolgagebiet unter der Leitung von Juri Haar und der Föderalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen auf Spendenbasis von Zwangsarbeitern, Nachkommen der deportierten Russlanddeutschen, Bürgern aus verschiedenen Regionen der Russischen Föderation, GUS-Staaten und Deutschland errichtet.

Im Zeitraum zwischen dem Ende 2010 bis Mai 2011 haben die kommunalen Behörden ein Grundstück im Zentrum von Engels der Errichtung des Denkmals zugewiesen. Das Projekt wurde von der Stadtverwaltung genehmigt und die Sammlung von freiwilligen Spenden hat begonnen. Im Sommer 2011 wurde aber beschlossen, den Standort der Gedenkstätte auf das Gelände des Staatlichen Historischen Archivs der Wolgadeutschen zu verlegen.

Die Eröffnung des Denkmals löste nicht nur in der Öffentlichkeit viele Diskussionen und Proteste aus: auch unter privaten Personen und unter verschiedenen politischen Kräften wurde viel kritisiert. Die Gegner der Errichtung des Denkmals kritisierten sowohl die Tatsache der Errichtung des Denkmals, als auch die Inschrift auf der Gedenktafel. Bis Juli 2011 fanden fünf öffentliche Anhörungen statt, bei denen sich einige Aktivisten gegen der Errichtung des Denkmals aussprachen und behaupteten, dass die Russlanddeutschen keine Opfer der Repressionen seien.

Im Juli 2011 übermittelten die Mitglieder des Gemeinderats des Bezirks Engels offizielle Schreiben an den Vorsitzenden der Staatsduma, den Premierminister, an den Minister der Russischen Föderation und an den Gouverneur der Region und forderten folgendes in diesem Schreiben: der Bau des Denkmals in der Stadt Engels soll nicht stattfinden. Ihre Begründung lautete, dass die Errichtung des Denkmals "grundlos" und provokativ sei, und die Initiative zur Errichtung des Denkmals "historisch unhaltbar und politisch falsch".

Die Situation um die Eröffnung des Denkmals und die Durchführung von Gedenkveranstaltungen zum 70. Jahrestag der Deportation war zu dieser Zeit so verschärft, dass die lokalen Massenmedien sie als "ethno-territorialen politischen Konflikt" bezeichneten. In den folgenden Artikeln äußerten sich die lokalen und föderalen Medien zur Situation: "In Engels brach ein kultureller und historischer Skandal aus", "Die Wolgadeutschen werfen dem Minister "eklatante Einmischung" vor“, "In Engels ist Amtsschimmel mit der Grundstücksfläche für das Denkmal der Russlanddeutschen", "Kommunalbehörden gegen das Wort "Repressionen" auf dem Denkmal der deportierten Wolgadeutschen", "Tragisches Jubiläum zum 70. Jahrestag der Deportation der Wolgadeutschen war von einem historischen Streit geprägt, der sich fast in einen Skandal verwandelte", "Der Bezirksvorsteher stand in Verdacht, sich der Enthüllung des Denkmals zu widersetzen", "Gouverneur Pawel Ipatow nahm nicht an der Feier zur Enthüllung des Denkmals der Russlanddeutschen teil, die Opfer von Repressionen in der UdSSR waren". Im Sommer 2011 wurden in den Straßen von Engels sanktionierte Streikposten und Kundgebungen gegen das Denkmal organisiert, und im Netz wurde eine Aktion mit dem Namen "Wir sind gegen die Besetzung der Wolgaregion von der Deutschen" gestartet.

Die turbulentesten Ereignisse fanden wenige Tage vor der Eröffnung des Ehrenmals statt, zu dem Hunderte von russischen und ausländischen Gästen eingeladen waren. Am 20. August besuchte der Minister für Öffentlichkeitsarbeit und Landespolitik der Region Saratow persönlich den Platz des Denkmals.

Der Minister forderte, dass die Inschriften auf dem Sockel des Monuments ersetzt werden und das Zitat von Solschenizyn und die Verse von Schnittke von der Vorderseite des Monuments entfernt werden. Am 21. August folgte die formelle Weigerung des Auftragnehmers, die Arbeiten auszuführen.

Die Enthüllung des Ehrenmals war in Gefahr. Am 22. August kündigte die Nationale Kulturautonomie der Russlanddeutschen in der Wolgaregion einen Protest an, der sich gegen die Landesregierung wendete. Zwei Tage vor der Eröffnung des Denkmals wurde unter dem Vorwand eines Kinderzeichnungswettbewerbs ein Holzzaun um den Installationsort des Denkmals errichtet. Die Russlanddeutschen wandten sich in einem Internet-Blog mit der Frage "Was können wir von einer solchen Macht noch erwarten" an den Präsidenten der Russischen Föderation und organisierten in den letzten Tagen vor der Eröffnung des Denkmals den Denkmalschutz durch ein privates Sicherheitsunternehmen.

Am Tag der feierlichen Enthüllung des Denkmals, das ohne jegliche Exzesse abgehalten wurde, wurden vier Demonstranten am Denkmal mit Plakaten gegen den Bau festgehalten. Sie wurden angeklagt, einen nicht autorisierten Streikposten zu halten. An der Eröffnungsfeier nahmen zahlreiche Russlanddeutsche aus verschiedenen Regionen Russlands und Deutschlands teil. Seit der Errichtung des Denkmals werden hier regelmäßig Blumenzeremonien durchgeführt und Veranstaltungen am 28. August, dem Tag des Gedenkens und der Trauer, organisiert.

Literatur

Lit: V Engelse volokitili otvod zemli dlya pamyatnika rossijskim nemcam // http://sarinform.com/lenta/archives/new/2011/8/23/10942;

Gglavu rajona zapodozrili v protivodejstvii otkrytiyu pamyatnika // http://www.vzsar.ru/news/2011/08/25/glavu_rayona_zapodozrili_v_protivodeystvii_otkrytiyu_pamyatnika.html; Gubernator Pavel Ipatov ne prinyal uchastiya v ceremonii otkrytiya pamyatnika nemcam-zhertvam repressij v sssr // https://nversia.ru/news/gubernator-pavel-ipatov-proignoriroval-ceremoniyu-otkrytiya-pamyatnika-repressirovannym-nemcam; Kulikov A. V Saratove otkroyut pamyatnik povolzhskim nemcam // Rossijskaya gazeta. 24.08.2011; Litzenberger O.A. 70-letie deportacii rossijskix nemcev v zerkale obshhestvennogo mneniya i vospriyatiya vlastyu // Nemcy Rossii v obshhestvenno-politicheskoj zhizni strany (XVII-XXI vv.). Moskva, 2017. S. 370-379; Mestnaya vlast protiv slova "repressii" na pamyatnike repressirovannym nemcam povolzhya // https://urokiistorii.ru/article/2279nemcy povolzhya obvinyayut ministra v "neprikrytom vmeshatelstve" // http://www.vzsar.ru/news/2011/08/22/nemcy_povolzhya_obvinyayut_ministra_v_neprikrytom_vmeshatelstve.html

Autoren: Lizenberger O.A.

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