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GRÜNDUNGSKONFERENZ DER „WIEDERGEBURT“ die konstituierende Sitzung der gesellschaftlich-politischen Organisation der Sowjetdeutschen ,,Wiedergeburt‘‘ („Wosroshdenije“), die erste ordentliche Zentralversammlung der Russlanddeutschen während der Perestrojka-Zeit, am 28.–31. März 1989 in Moskau, an der 135 Delegierte der Russlanddeutschen aus verschiedenen Regionen der UdSSR teilnahmen

Rubrik: Politische Geschichte

GRÜNDUNGSKONFERENZ DER „WIEDERGEBURT“ – die konstituierende Sitzung der gesellschaftlich-politischen Organisation der Sowjetdeutschen ,,Wiedergeburt‘‘ („Wosroshdenije“), die erste ordentliche Zentralversammlung der Russlanddeutschen während der Perestrojka-Zeit, am 28.–31. März 1989 in Moskau, an der 135 Delegierte der Russlanddeutschen aus verschiedenen Regionen der UdSSR teilnahmen.

Die Einberufung der Gründungskonferenz ging auf die Initiative des „Koordinierungszentrums der Sowjetdeutschen für die Wiederherstellung der ASSR der Wolgadeutschen“ zurück. Das „Koordinierungszentrum sah sich selbst nur als eine provisorische Spitze der Russlanddeutschen und wurde im Jahr 1988 in Moskau von den 4. und 5. Delegationen der Sowjetdeutschen gegründet.

Einen allgemeinen Wahlmodus der Gründungskonferenz gab es nicht, die Art und Weise der Delegiertenbestimmung war den lokalen Räten überlassen. Es gab aber eine strenge Quote für jedes Gebiet, die von der Zahl der Mitglieder des Koordinierungszentrum in den Gebieten abhängte. Die Wahlen selbst fanden zumeist auf Landes-, Gebiets- oder Republikebene durch die jeweiligen Selbstorganisationen der Sowjetdeutschen statt. Insgesamt waren es 135 Delegierten aus Russland, Kasachstan (Alma-Ata, Karaganda, Kustanay, Pavlodar, Semipalatinsk, Zelinograd), Ukraine (Chmelnizk, Dnepropetrovsk, Donezk, Odessa, Saporoshje, Simferopol, Tschernigov,), Moldauen (3 Personen), Kirgisien (1 Person). Präsent waren 21 Gebiete und Republiken der Russische Föderation: Altairegion, Baschkirien, Kaliningrad, Kemerowo, Krasnodarer Gebiet, Krasnojarsker Gebiet, Kujbyschev, Leningrad, Lipezk, Moskau, Novosibirsk, Omsk, Orenburg, Perm, Rostov am Don, Saratov, Swerdlovsk, Tomsk, Tula, Wladimir, Wolgograd. Die größten Delegationen kamen aus Wolgograd – 13, Saratov – 11, Omsk – 10 und Altairegion – 10 Personen. Von den insgesamt 135 Personen stellten die Anhänger der Kommunistischen Partei 54 Delegierte, Komsomol – war mit 8 Delegierten vertreten, noch 73 waren parteilos. Nach sozialer Herkunft, Berufsgruppen und Bildung waren unter diesen 84 Personen mit Hoch- und Mittelschulbildung, 12 mit dem Doktortitel, 32 waren Rentner, 13 Arbeitern und 4 Studenten.

Die Gründungskonferenz fand in dem Gebäude des Polytechnischen Museums Moskau statt. Zu Vorsitzenden der Versammlung wurden Dr. Heinrich Grout (Berdjansk, Ukraine), Hugo Wormsbecher (Moskau) und Dr. Juri Haar (Saratov) gewählt. Von Bedeutung war später der Konflikt zwischen den Vorsitzenden für die politische Bewegung der Russlanddeutschen insgesamt dadurch, dass dies dazu beitrug, das Misstrauen zwischen drei Vorsitzenden zu verstärken, das letztlich zum Auseinanderfallen führte. Zu dem 7-köpfigen Vorstand der Gesellschaft „Wiedergeburt“ wurden außer Vorsitzenden noch Dr. Johann Kronewald (Nignij Tagil), Dr. Robert Korn (Omsk), Jakob Fischer (Temirtau) und Wladimir Ritter (Kamyschin) gewählt. Das leitende Gremium der Allunionsgesellschaft der Sowjetdeutschen „Wiedergeburt“ bekam der Name „Koordinationszentrum“ und bestand aus 33 Personen.

Am 28. März, nach der Ausführung der Gründungskonferenz (ohne einem Grußwort von der Regierung der Sowjetunion) standen zwei weitere Vorträge auf der Tagesordnung: Dr. Heinrich Grout berichtete über die Tätigkeit des Koordinierungszentrums im Zeitraum von November 1988 bis März 1989 und stellte sich den kritischen Fragen der Delegierten; Hugo Wormsbecher zeigte auf, wie die gegenwärtige Lage und Probleme der Sowjetdeutschen war. Darauf folgten Berichte der regionalen Abteilungen des Koordinierungszentrums.

Das Ergebnis der Sitzung am 29. März war letztendlich eine Bestätigung des Status der Organisation. Auf Antrag des Koordinierungszentrums diskutierten und sprachen sich Delegierte für die Satzung aus. Die wichtigsten Aufgaben der neuen Organisation laut der Satzung der neugegründeten Allunionsgesellschaft der Sowjetdeutschen „Wiedergeburt“ (Всесоюзное общество советских немцев «Возрождение»), waren die Wiederherstellung der deutschen Autonomie an der Wolga, die Wiederherstellung und Gründung der nationalen Rayons in Gebieten, wo Sowjetdeutsche mehr oder weniger kompakt angesiedelt sind, die Pflege der deutschen Muttersprache und deutschen nationalen Kultur, Literatur und Kunst.

Die Organisation hat sich bereit erklärt im engsten Kontakt mit den Partei- und Staatsorganen zusammenzuarbeiten. Die Mehrheit der gewählten Delegierten wollte noch eine weitergehende Regelung durchsetzen. Die Mehrzahl stand überwiegend auf Seiten der Wiederherstellung der Autonomie der Wolgadeutschen. Ein Mitglied der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften Boris Rauschenbach definierte der Prozess so, dass die Gründung nationaler Rayons ohne die Wiederherstellung der autonomen Republik nicht zum erwünschten Ziel führen würde. Es wurde es am diesen Tag auch einen freundlichen Appell der Delegierten an die Bevölkerung des ehemaligen Territoriums der ASSR der Wolgadeutschen vorbereitet. Die wichtigsten Punkte dieses Briefs waren: die Wiederherstellung der Autonomie der Sowjetdeutschen als ein Akt der Gerechtigkeit und die volle Rehabilitierung der Sowjetdeutschen, die nie Ungerechtigkeit gegenüber anderen Nationalitäten und der örtlichen Bevölkerung zulassen würden. Am 31. März wurde ein Brief an das Plenum des ZK der KPdSU vorbereitet. Die Delegierten betonten, dass die neue Organisation die kardinalen Prozesse der Umgestaltung und der Offenheit der Sowjetunion unterstützt und in diesem Zusammenhang große Hoffnungen mit dem für dieses Jahr vorgesehenen Plenum des ZK der KPdSU verbunden.

Zum Schluss der Konferenz stimmten die meisten Konferenzmitglieder für die Resolution aus 10 Punkten. Während die Mehrheit hinsichtlich der künftigen Aufgaben mit den Ergebnissen der Konferenz zufrieden sein konnte, gab es in der wichtigen Frage doch deutlich „radikale“ Verhandlungsergebnisse. Dazu zählte der mit großer Mehrheit angenommene Beschluss, unverzüglich die Wiederherstellung der Autonomie der Sowjetdeutschen einzuleiten. Die Arbeit der Gründungskonferenz der „Wiedergeburt“ war von 27 Medienteams begleitet, auch aus der BRD und DDR.

 

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Autoren: Lizenberger O.A.

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