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MUSEUM FÜR RUSSLANDDEUTSCHE KULTURGESCHICHTE IN DETMOLD das erste in Deutschland Museum, das aus einer kleinen Privatinitiative zu einem staatlich geförderten und international anerkannten interkulturellen Begegnungs- und Lernort entwickelt hat

Rubrik: Kultur, Wissenschaft, Bildung, Medizin

MUSEUM FÜR RUSSLANDDEUTSCHE KULTURGESCHICHTE IN DETMOLD – das erste in Deutschland Museum, das aus einer kleinen Privatinitiative zu einem staatlich geförderten und international anerkannten interkulturellen Begegnungs- und Lernort entwickelt hat. Offiziell wurde das Museum im Jahre 1996 gegründet. Im Lauf seiner Geschichte trug es folgende Namen: „Museum zur Geschichte der Deutschen in/aus Russland“ (1996–2011), „Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte“ (seit 2011). Es wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nord-Rein-Westfalen gefördert.

Erster Gründer – Otto Hertel (1919–1999), ein Physiklehrer, Studienrat, Menschenrechter, Vorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Detmold und in Nord-Rein-Westfalen. Aufgrund seiner russlanddeutschen Herkunft konzipierte Hertel seit 1981 erste Wanderausstellung, die an verschiedenen Orten Deutschlands zu besichtigen war. Das kleine Museum war zunächst in privaten Häusern untergebracht, was sich aber als zunehmend ungeeignet erwies. Seit der Gründung der privaten Sammlung bestand eine enge Partnerschaft mit dem Christlichen Schulförderverein Lippe e.V., der in Detmold eine Grundschule, eine Gesamtschule und ein Gymnasium betrieb. Im Jahre 1988 wurde auf dem Detmolder Gelände der privaten christlichen August-Hermann-Francke-Gesamtschule ein erster Ausstellungsraum für das geplante Museum eingerichtet.

Der bekannteste russlandmennonitische Künstler und Bildhauer Jakob Wedel (1931–2014), der 1988 aus Kirgisien nach Deutschland umsiedelte, gab dem Museum seinen wertvollen Sammlungsbestand an Kunstwerken, der den Ausgangspunkt der Ausstellung bildete. Weitere wertvolle Arbeiten von Wedel konnten im Laufe der Jahre 1989–1994 aus den Ankaufsmitteln des Vereins erworben werden. Die Kunstsammlung bestand aus Skulpturen, Plastiken und Gemälden, doch blieb der breiten Masse der Öffentlichkeit verschlossen. Gleichzeitig wurden die historischen Gegenstände, die Grundstein für das Museum legten, trotz beschränkter Mittel, insbesondere mit der Hilfe zeitgenössischer Russlanddeutschen Mennoniten, erweitert. Unter den Stifter und Sponsoren waren z.B. Missionar Nikolaus Klassen, Maria Ludewig, Susanne Isaak und v. a. Am 16.03.1996 wurde das Museum mit 50 Ausstellungsstücken in der Georgstraße in Detmold offiziell eröffnet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Museum war auf 100 qm Fläche untergebracht, umfasste aber eine Dauerausstellung, eine Sammlung, eine Bibliothek und ein Archiv. In den nachfolgenden Jahren hat sich die Initiative immer weiter dank dem Engagement von gleichgesinnten Landsleuten entwickelt.

Seit 1999 übernahm die Leitung des Museums Dr. phil. Katharina Neufeld (geb. 1951 in Russland), Historikerin aus Gebiet Orenburg, die 1997 nach Deutschland auswanderte. Im Februar 2002 wurde der „Museumsverein für russlanddeutsche Kultur und Volkskunde e.V.“ gegründet, der Trägerschaft, den Aufbau und Unterhaltung des Museums übernahm. Neben den von russlanddeutschen (Spät)Aussiedlern mitgebrachten Gegenständen konnte die Zahl der Exponate durch ethnographische Expeditionen in Russland und Leihgaben aus anderen Museen, darunter dem Haus der Geschichte (Bonn) und dem LWL-Freilichtmuseum (Detmold) erweitert werden.

Die durch den Christlichen Schulförderverein Lippe e. V. geplante Renovierung sowie die Um- und Neugestaltung des Museums wurden seit 2009 ausgeführt. Das Architekturbüro Brand erhielt den Auftrag, ein Sanierungskonzept und den Entwurf für die Umgestaltung zu entwickeln und das Museumsgebäude in das vorhandene Schulgebäude zu integrieren. Die Bauleitung und die architektonische Umsetzung übernahm Witalis Hagelgans, der Inhaber des Büros‚ Hagelgans. Architektur‘. Die Agentur „Szenario – Ausstellung und Kommunikation“ unter der Leitung Julia Debelts erstellte das neue Museumskonzept, passend für die gestiegenen Ansprüche an ein international renommiertes Museum mit hohem Besucheraufkommen. Das renovierte Museum mit seinem neuen Anbau wurde 23.07.2011 eröffnet.

Die Ausstellungsfläche des neu eröffneten Museums umfasst rund 500 Quadratmeter und verteilt sich auf zwei Etagen. Das Erdgeschoss befasst sich mit der ersten Deutschen in Russland bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Untergeschoss zeigt die Geschichte und Kultur der vergangenen 100 Jahre in Russland und der Sowjetunion sowie die Remigration nach Deutschland. Seit der neuen Eröffnung wird im Museum die neue Dauerausstellung „Ausgepackt. Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland“ präsentiert. Seit 2011 bietet das Museum Platz für themenbezogene Sonder- und Wanderausstellungen (Plakatausstellung „Kommunismus in seinem Zeitalte“, Fotoausstellung „Kirchen der Wolgadeutschen“, Sonderausstellungen „Deutsche Siedler um Sankt Petersburg“, „Tausende und Abertausende“, „Kunst-Mensch-System – Anpassung oder Widerstand?“ u.s.w.), die anhand eines virtuellen Rundganges im Internet erkundet werden können. Im Museum finden regelmäßig Vorlesungen und Fachseminare über die Geschichte der Russlanddeutschen, Klassenführungen, Schulungen, Begegnungen mit Zeitzeugen, sowie „Tage der offenen Türen“ statt.

Umfangreichen Beständen und über 1.100 die Ausstellungsstücke sind Alltagsgegenstände, Kunstwerke, Familienfotos, Dokumente, Werkzeuge, Bibel und Gesangbücher, die von Generation zu Generation weitergegeben und nach Deutschland mitgenommen worden waren. Über die Hälfte der Sammlungsobjekte wurde dem Museum geschenkt, zahlreiche einzelne Werke sind von Hobbykünstlern gestiftet worden. In den Beständen sind mehrere Themen der russlanddeutschen Kulturgeschichte sowie alle Regionen und Konfessionen vertreten. Im Museum befinden sich ein Depot für die Lagerung von historischen Gegenständen und ein Archiv mit zahlreichen historischen Dokumenten sowie Audio- und Videomedien. In der umfangreichen Museumsbibliothek mit 11500 Bände (Zeitungen, Zeitschriften und Bücher) sind wesentliche Tendenzen der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen vorgestellt. Seit 2011 ermöglichte eine Förderung der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien die inhaltliche Erweiterung des Museums. Im Februar 2016 wurde Kulturreferat für Russlanddeutsche in der Bundesrepublik Deutschland mit dem Standort am Museum etabliert (Kulturreferent Edwin Warkentin). Die Forschungsarbeit des Museums wird durch einen Fachbeirat aus renommierten Historikern und die Teilnahme an den wissenschaftlichen Konferenzen unterstützt und weiterentwickelt. Durch enge Zusammenarbeit sind auch Kontakte mit vielen russlanddeutschen Vereinen, wie Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V., „Mennonitischer Geschichtsverein“, Deutsch-Russische Gesellschaft in Paderborn und Plautdietsch-Freunde e. V. entstanden.

Als Direktoren amtier(t)en: Otto Hertel, 1996–1999, Dr. Katharina Neufeld, 1999–2016, Kornelius Ens, seit 2016.

Archive

Bundesförderung für Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold // https://lmdr.de/bundesfoerderung-fuer-rd-museum-detmold; Fasel A. Von Deutschland nach Russland und zurück // https://www.welt.de/print/wams/nrw/article114510406/Von-Deutschland-nach-Russland-und-zurueck.html; Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte. Detmold, 2017; Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold. Offizielle Seite // https://www.russlanddeutsche.de/de/museum; Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold packt aus // https://rusdeutsch.eu/Nachrichten/1843; "Russ­land­deut­sche in Deutsch­land – Her­aus­for­de­run­gen und Zie­le" // https://schultraeger.csv-lippe.de/news-einzelansicht/news/russlanddeutsche-in-deutschland-herausforderungen-und-ziele; Sammeln, bewahren, präsentieren“ – Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold // https://lmdr.de/museum-fur-russlanddeutsche-kulturgeschichte-in-detmold

Autoren: Lizenberger O.A.

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