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STIFTUNG ZUR MUSTERWIEDERHERSTELLUNG DER DEUTSCHEN KIRCHENARCHITEKTUR «ZÜRICH-SORKINO» – Stiftung «Zürich-Sorkino» wurde von Bauunternehmer Karl Karlowitsch Loor im Jahr 2013 gegründet

Rubrik: Kultur, Wissenschaft, Bildung, Medizin

STIFTUNG ZUR MUSTERWIEDERHERSTELLUNG DER DEUTSCHEN KIRCHENARCHITEKTUR «ZÜRICH-SORKINO» (Фонд воссоздания образца немецкой храмовой архитектуры Цюрих-Зоркино, Fond «Zürich-Sorkino») Stiftung «Zürich-Sorkino» wurde von Bauunternehmer Karl Karlowitsch Loor im Jahr 2013 gegründet. 2011 hat Karl Loor zum Gedenken an seinen russlanddeutschen Vater, geboren in dem Dorf Sorkino (Saratower Gebiet, ehemalige deutsche Kolonie Zürich), zum ersten Mal überlegt, wie die zerstörte evangelisch-lutherische Kirche im Dorf wieder aufgebaut werden kann. Die deutsche Kolonie Zürich wurde 1768 durch Einwohner aus den deutschen Fürstentümern Hessen, Nassau und Sachsen gegründet. Man vermutet, dass es 42 Familien mit 146 Menschen waren. Die Vorfahren von Karl Loor – die Familie von Zacharius Müller/Hammerschmidt (geb. 1718) aus Rüthen (Westfalien) ist auch später in die Kolonie eingekommen. Die Familien Loor, Hammerschmidt und Müller lebten bis zur Deportation in Zürich. Im Jahr 2013 beschloss der Unternehmer Loor, die Kirche zum Gedenken an seinen russlanddeutschen Ahnen und an seinen Vater, der in dem Dorf Sorkino zur Welt gekommen war, die Kirche wiederaufzubauen, und eine Stiftung ins Leben rufen.

In Sorkino wurde 1877 eine majestätische evangelisch-lutherische Kirche erbaut. Ihre Zeichnungen wurden 1873 vom Berliner Architekten Johann Eduard Jakobsthal (1839-1902) entworfen. Professor, geheimer Berater, Rektor der Technischen Universität Berlin-Charlottenburg, Mitglied der deutscher Akademie der Künste, königlicher Staatsarchitekt Jakobstahl war dank seiner späteren Baukunstprojekte weltberühmt geworden. Nach seinen Zeichnungen wurden die Metro-Stationen Alexanderplatz (1881–1882) und Bellevue in Berlin (1882), Eisenbahnhöfe in Colmar, Metz und Strasbourg (Frankreich) (1878–1883), neogotischer Turm der Sankt-Moritz-Kirche in Mittenwald (Deutschland) (1877–1878) und andere Anlagen erbaut. Das Kirchenprojekt Zürich kann man zu den frühen kreativen Arbeiten des Baumeisters zählen. Am 20. Juli 1873 hat Jakobsthal die Zeichnungen für die lutherische Kirche in Astrachan vorbereitet. Aber in Astrachan wurde ein anderes Projekt mangels Geldmittel bevorzugt. Die «Steinkirche mit Orgel und Glocken» in Zürich wurde auf 50 Tausend Silberrubel (die Einnahmen aus dem Tabakverkauf) geschätzt. Nach dem Jakobsthal-Projekt wurde eine genaue Kopie der Zürcher Kirche 1879 für die lutherische Gemeinde in Saratow erbaut. Sie befand sich auf der Hauptstraße – Deutsche – und wurde 1972 vernichtet.

Die Jesus-Kirche in Zürich wurde in 4 Jahren gebaut und war zum Stolz der Gemeinde geworden. Die Dorfkirche in Zürich war als Baukunst-Meisterwerk schöner und größer als die Gemeindekirche. Das ganze Kirchenvermögen wurde aber 1918 gemäß des Dekrets des Sowjets für die Volkskommissare über die Trennung von Kirche und Staat dem Staat übergeben. 1932 wurde die Uhr mit der schönsten Melodie auf der Kirche abgestellt. 1934 wurde die Glocke niedergeworfen, der Turm zum Einsturz gebracht. Die Kinder aus der Schule haben gesehen, wie das Kreuz zum Einsturz gebracht wurde. Zum angesägten Kreuz wurde ein Seil angebunden und von einer Winde gezogen, die durch die Vertreter der Macht gedreht wurde. Die Orgel wurde auch vernichtet, und die Kinder haben lange Zeit ihre Teile und Röhren ins ganze Dorf geschleppt.

Das verstümmelte Gebäude wurde zuerst als Getreidespeicher benutzt, und später befand sich dort eine Werkstatt. Seit den 1980-ger Jahren befand sich ein Klub in der ehemaligen Kirche. 1987 wurde Kirchengebäude generalsaniert. 1992 blieben nach einer nächtliche Brandstiftung nur die Wände des Gebäudes stehen, um sie herum ist alles im Laufe der Zeit mit Bäumen und Gebüsch zugewachsen.

Die nach dem Brand 1992 gebliebenen Ruinen zogen weiterhin zahlreiche Touristen an, die speziell nach Sorkino gekommen waren, um die frühere Würde der Kirche zu bewundern.

Am 12. Februar 2013 hat Karl Karlowitsch Loor die Originalzeichnungen der Kirche aus dem Jahr 1773 von der Historikerin Dr. Olga Litzenberger erhalten. Am 25. Februar hat er mit Juristen beraten und hat sich schriftlich bereit erklärt, über einen Fond, den er in Saratower Gebiet gründen und leiten wollte, alle Fragen zum Wiederaufbau der Kirche zu entscheiden.

Im März 2013 fand die Beratung beim Vorsitzenden des Bezirkes Marx statt. Die Teilnehmer der Beratung sagten ihre Unterstützung der Pläne von Karl Karlowitsch zum Wiederaufbau der Kirche zu. Die Gründung der Stiftung folgte im Mai 2013. Die Stiftung hat eine Satzung erhalten und den offiziellen Namen. Der Sitz der Stiftung war die Stadt Saratow, der Zweck –Wiederaufbau der Kirche in Sorkino. Laut Satzung konnte die Stiftung auch Spenden zur Förderung der Zwecke sammeln. Im Treuhandrat der Stiftung nahm ein großes Expertenteam aus der Region Belgorod schließlich seine Arbeit auf: Juristen, Architekten, Designer, Bauherren, später kamen dazu noch zwei Historiker aus Saratow und Moskau. In den zwei Jahren, in denen die Bauarbeiten durchgeführt wurden, wurde die Kirche aus den Ruinen dank der Stiftung gehoben.

Die Wiederaufbauarbeiten der Kirche begann die Stiftung im denselben Sommer 2013 nach Unterzeichnung eines Mietvertrages von 49 Jahren am 11. Juni. Die Stiftung hat sich für die nächsten 49 Jahre verpflichtet, die Kirche und das neben ihr gebaute Hotel zu unterstützen. Im Juni 2013 sind dank der Stiftung Arbeiter aus KMA Projektshilstroy (Belgoroder Gebiet) nach Sorkino angekommen, um die Baustelle auszurüsten. Die Architekten und Bauleiter haben das Objekt im Voraus untersucht und begonnen die Arbeitsunterlagen zu erstellen.

Am 7. Februar 2014 wurden die Glocken für die Zürcher Kirche im Auftrag von der Stiftung in der österreichischen Stadt Innsbruck mit der Firma Grassmayr gegossen. Schon nach wenigen Monaten wurden sie aus Österreich nach Sorkino geliefert. Am 31. Mai 2014 wurden auf Kosten der Stiftung die Spitze, Kreuz und Glockenstuhl (Glockenstütze) vollständig eingebaut. Wegen starken Windes leitete Karl Karlowitsch persönlich die Montagearbeiten. Am 26. Juni 2014 wurden die Glocken eingebaut, die Spitze wurde beleuchtet. Die Uhr schlägt wieder. Am 1. August 2014 wurden die Holzkonstruktionen eingebaut. Im Sommer wurden insgesamt 114 Fenster eingebaut.

Die Saison 2015 begann dank der Stiftung am 15. April. Die Bauarbeiter haben das temporäre Dach durch das Kapitaldach ersetzt. Die Holzdecken wurden gleichzeitig eingebaut und die Kirche wurde von Innen ausgestattet. Der Altarteil wurde nach den Originalzeichnungen im Juli fertig gestellt.

Die elegante, in die Höhe entgehende Spitze, die Glockentürme mit Uhr an allen vier Seiten und Bogenfensterpaaren, die durchsichtigen Kreuze auf den Türmchen, Ziegeldekor, die eleganten Dachfenster und andere Baukunstteile haben diese Kirche zur schönsten Kirche in der Wolga-Region gemacht. Innen, orginalgetreu, wie es in den Kirchen üblich ist, wurde der Raum in drei Teile geteilt: Vorhalle, Mittelteil und Altar. Der Altar wurde vom Mittelteil durch die Kanzel getrennt. Im Mittelteil befinden sich Bänke für 900 Personen. Oben – die geräumigen Balkonen des zweiten Ranges

Im Sommer 2015 wurden die Granitfußböden verlegt und die Innentüren wurden eingebaut. Im August 2015 hat die Stiftung die Orgel für die Kirche gekauft. Die Mitglieder des Treuhandrats der Stiftung – Dr. Prof. Olga Litzenberger und Buchautor der Koloniegeschichte Zürich Andrej Reit richteten ein historisches Museum im Gebäude ein. Eingeweiht wurde die Kirche am 3. Oktober 2015 durch Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Russlands Dietrich Brauer. Die Kirche erfüllt heute die Funktion des Kulturzentrums für Zeichnen-, Musik,- Singen und anderen Kunstunterricht.

Der Wiederaufbau hat der Stiftung nach Schätzungen mehr als 100 Millionen Rubel (1,5 Million Euro) gekostet. Tätigkeit der Stiftung ist nicht nur ein schönes Beispiel deutscher Kirchenbaukunst, sondern auch ein wundervolles Beispiel des uneigennützlichen Mäzenatentums und Erhaltung eines historischen Gedächtnisses.

Literatur

Concordia University. Offizielle Seite // https://www.cu-portland.edu/; Mai B. A long, fascinating journey: the story of the Volga Germans and how their history is now preserved at concordia. In: Concordia connection. Potland. Oregon. Summer, 2009. P. 16–17; So why is there a center for Volga German studies at Concordia University in Portland. In: Concordia connection. Potland. Oregon. Summer, 2009. P. 18; The Center for Volga German Studies. Offizielle Seite // https://cvgs.cu-portland.edu/resources/archives; The center for Volga German studies at Concordia University. In: Concordia connection. Potland. Oregon. Summer, 2009. P. 20–21.

Autoren: Lizenberger O.A.

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