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EISFELD ALFRED (russ. Айсфельд, auch Эйсфельд Альфред), Dr. phil. – deutscher Historiker, Mitglied der gesellschaftlichen Bewegung der Russlanddeutschen

Rubrik: Kultur, Wissenschaft, Bildung, Medizin

Eisfeld Alfred (russ. Айсфельд, auch Эйсфельд Альфред), Dr. phil. – deutscher Historiker, Mitglied der gesellschaftlichen Bewegung der Russlanddeutschen. Er wurde am 18. Mai 1951 im Dorf Uwa, Rayon Uwinsky, Udmurtische ASSR (UdSSR), in einer Familie deutscher Sondersiedler geboren. Die Eltern Eisfelds, Johann und Walentina (geb. Matte), waren Deutsche aus der Ukraine (aus den deutschen Kolonien Josephstal/Josifowka und Eigengrund, Gebiet Dnipropetrowsk). Sie wurden 1943 in das nach der deutschen Besatzung Polens deutsch kontrollierte Gebiet, die Provinz Warthegau umgesiedelt und 1945 in die Udmurtische ASSR „repatriiert". Seit 1955 hat die Familie immer wieder versucht, durch die Zusammenführung kriegsgeschädigter Familien, eine Genehmigung zur Ausreise nach Deutschland zu erhalten. Im Jahr 1956, nach der Abschaffung des besonderen Siedlungsregimes, zog die Familie zu ihren Verwandten in das Dorf Fabritschny in der Region Alma-Ata in Kasachstan und 1972 – in die Region Dnipropetrowsk. 1973 konnte die Familie Eisfeld nach Deutschland ausreisen. Nach dem Abschluss eines Sonderlehrganges für Zugewanderte im Jahr 1975 begann er ein Studium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn in den Fächern „Geschichte Ost- und Südosteuropas" und „Politikwissenschaft". Ab dem Wintersemester 1976/77 setzte er sein Studium an der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität (München) fort und wählte Journalismus als Nebenfach. Sechs Jahre später, im Jahr 1983 wurde er in München mit der Dissertation zum Thema „Die deutschen Kolonien an der Wolga 1917–1919 und das Deutsche Reich" (Doktorvater Prof. Dr. Peter Bartl) zum Doktor der Philosophie der Philosophischen Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften promoviert. Dies war die erste Dissertation über die Deutschen in der UdSSR, die nach 1945 in Deutschland geschrieben und verteidigt worden ist. Während seiner Studienzeit beteiligte er sich aktiv an den Tätigkeiten der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LmDR) für die Integration der studentischen Jugend der Russlanddeutschen, 1978–1982 war er Vorstandsmitglied, 2009–2013 stellvertretender Vorsitzender der LmDR. Er gehörte 1980 zu den Initiatoren des Kulturzentrums „Haus der Russlanddeutschen" in Göppingen bei Stuttgart, wo der Aufbau einer Bibliothek, eines Archivs und eines Museums geplant war und trug zu seiner Gründung ein Studentenstipendium in Höhe von 300 DM bei (Dr. Karl Stumpp trug z.B. auch 1.000 DM bei). Er initiierte am 14. November 1980 in Bonn eine Demonstration zur Unterstützung der Sowjetdeutschen, die nach Deutschland ausreisen wollten, und forderte ein Ende der Diskriminierung von Deutschen in der Sowjetunion und die Freilassung der Verurteilten aus religiösen, nationalen oder politischen Gründen.

In den Jahren 1984–1987 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Münchener Osteuropa-Institut, wo er wissenschaftliche Artikel veröffentlichte, auf Konferenzen referierte, sich mit der Geschichte Russlands und der UdSSR, der nationalen Politik der UdSSR und soziologischen Umfragen unter den Deutschen, die aus der UdSSR nach Deutschland kamen, befasste. 1987 kam er auf Einladung von Prof. B. Meissner (der Göttinger Arbeitskreis e.V.) als Spezialist für die Erforschung der Geschichte und aktuellen Situation der deutschen Bevölkerung in der UdSSR nach Göttingen. Er entwickelte einen Fragebogen und führte eine Studie über die „Deportation von Deutschen aus der ASSR der Wolgadeutschen" (1988) durch. Seit 1988 war er geschäftsführender Leiter des Institutes für Deutschland- und Osteuropaforschung des Göttinger Arbeitskreises e.V. und nach der Gründung des Instituts für Deutschland- und Osteuropaforschung im Jahr 1990 dessen geschäftsführender Leiter (seit 2001 ehrenamtlich). Nach den strukturellen Veränderungen wurde er zum stellvertretenden Direktor und Leiter der Abteilung Göttingen des Instituts für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordost-Europa e.V. / des Nordost-Instituts (2001–2010) ernannt. Bis zum Ruhestand im Jahr 2016 war er Forscher am Institut.

In den Jahren 1990–1998 war er Herausgeber des Newsletters „Deutsche in der Sowjetunion" und seit 1992 „Deutsche in der ehemaligen Sowjetunion", die am Göttinger Arbeitskreis erscheinen. Er war einer der Initiatoren und Mitglied des Redaktionskomitees des Wissenschafts- und Informationsmitteilungsblattes „Die Russlanddeutsche", das 1995–2014 in Moskau erschien. In den Jahren 1999–2006 war er stellvertretender Vorsitzender des Redaktionsausschusses, Kurator mehrerer Themen und Mitautor der dreibändigen Enzyklopädie „Deutsche in Russland".

Er initiierte eine Reihe von Projekten zur Auffindung von Archivdokumenten und zur Veröffentlichung kommentierter Bestandsverzeichnisse mehrerer Archive der Wolgaregion, der Ukraine und Aserbaidschans. Er war Organisator und direkter Teilnehmer historisch-ethnographischer Expeditionen in ehemaligen deutschen Siedlungen im Wolgagebiet, in der Ukraine und in deutschen Dörfern des Gebiets Omsk, die zum Aufbau von Sammlungen materieller Kultur der deutschen Bevölkerung in einer Reihe von Heimatmuseen führten. Außerdem war er Organisator und aktiver Teilnehmer von mehreren wissenschaftlichen Konferenzen in Deutschland, Russland, in der Ukraine, Kasachstan und Aserbaidschan. Er ist Autor mehrerer Wanderausstellungen: „Zum 200. Jahrestag der Ankunft der ersten Kolonisten in der Schwarzmeerregion" (2003), „Deutsche in der Ukraine: Geschichte und Kultur" (2016–2018, 48 Tafeln, in ukrainischer und deutscher Sprache), „Deutsche in Kasachstan" (2015, in russischer und deutscher Sprache). Und nicht zuletzt ist er Autor von mehr als 150 wissenschaftlichen Publikationen, 10 Rezensionen, 80 Artikeln in Deutschland, Russland, in der Ukraine, Kasachstan, Kirgisistan, Aserbaidschan, in der Schweiz und Großbritannien.

Seit 1990 war er Berater des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister des Inneren und des Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung, Horst Waffenschmidt. In den Jahren 1992–1997 war er Mitglied der Deutsch-Russischen Regierungskommission für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen. Ehrenamtlich beteiligte er sich an der Arbeit verschiedener wissenschaftlicher Organisationen und Institutionen: In den Jahren 1988–1993 war er stellvertretender Vorsitzender des Kulturrats der Deutschen aus Russland; Mitbegründer und einer der Initiatoren der Schaffung der „Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen“; in den Jahren 1995–2006 war er stellvertretender Vorsitzender und Mitglied des ersten Vorstandes der Assoziation. Seit 1996 war er Vorsitzender des Vorstands der „Wissenschaftlichen Kommission für die Deutschen aus Russland und in der GUS e.V.“. Seit 1999 ist er Beisitzer des Vorstandes der Stiftung „Ostdeutscher Kulturrat", in den Jahren 2011–2014 wissenschaftlicher Berater der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“.

Er ist Träger von Ehrentiteln und Auszeichnungen: Preisträger des Russlanddeutschen Kulturpreises des Landes Baden-Württemberg (2002), Preisträger der Gedenkmedaille des Rates der Deutschen auf der Krim (2003), Ehrendoktor der Ju. A. Gagarin Staatlichen Technischen Universität Saratow (2013), Gewinner der Gedenkmedaille der Nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen der Region Saratow (2013) und der Gedenkmedaille des Ministeriums für Regionalentwicklung der Russischen Föderation „250 Jahre Umsiedlung der Deutschen in Russland" (2013) sowie der Gedenkmedaillen der Föderalen Nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen (FNKA, 2013, 2016) und der Gedenkmedaille der Vereinigung der Deutschen der Republik Kasachstan Wiedergeburt(2014) und zuletzt Preisträger der Gedenkmedaille der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine „Zu Ehren des 100-jährigen Bestehens der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine" (2018).

Bibliografie

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Autoren: Lizenberger O.A.

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