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PLOCHOTNJUK Tatjana Nikolajewna, geb. Tschmykalowa, * 7. November 1958 in Kutscherli (Rayon Blagodarny, Region Stawropol, UdSSR)

Rubrik: Geschichte und Geographie der Ansiedlung der Deutschen im Russischen Reich, in der UdSSR und GUS

PLOCHOTNJUK, Tatjana Nikolajewna, geb. Tschmykalowa, * 7. November 1958 in Kutscherli (Rayon Blagodarny, Region Stawropol, UdSSR). Historikerin, Geschichtslehrerin, Erforscherin der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen, Doktor der Historischen Wissenschaften (2005).

Plochotnjuk entstammt einer Arbeiterfamilie. 1983 schloss sie die Fakultät für Geschichte und Englische Sprache des Staatlichen Pädagogischen Instituts Stawropol mit Auszeichnung ab (Fachrichtung „Lehrer für Geschichte, Gesellschaftskunde und englische Sprache“). 1995 promovierte und 2002 habilitierte sie an der Staatlichen Universität Stawropol. 1999/2000 war sie als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) am Institut für Deutschland- und Osteuropaforschung in Göttingen.

Berufliche Tätigkeit: Von 1983 an Geschichtslehrerin an der Schule Nr. 1 in Ust-Dscheguta (Autonomes Gebiet Karatschai-Tscherkessien); 1988 Organisatorin der außerunterrichtlichen Arbeit der Mittelschule Nr. 26 in Stawropol; von 1989 an Lehrkraft am Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte; von 1995 an Lehrkraft und von 2002 an Dozentin am Lehrstuhl für Russische Geschichte der Staatlichen Universität Stawropol; 2003 Dozentin und 2005-11 Professorin am Lehrstuhl für Regionalwissenschaften und Regionalökonomie Russlands der Staatlichen Universität Stawropol; parallel Professorin am Lehrstuhl für Russische Geschichte der Staatlichen Universität Stawropol. Unter den unterrichteten Disziplinen waren: „Aktuelle Probleme der Geschichtswissenschaft“ (Magistratur), „Geschichte der Migration in Russland und im Nordkaukasus“, „Geschichte Russlands im 19. Jahrhundert“. Plochotnjuk betreute vier Promotionen.

Wissenschaftliche Interessengebiete: Fragen der grenzüberschreitenden Migration, interkulturelle Einflüsse infolge von Migrationsprozessen und sozialer Anpassung; Einfluss von Kolonisierungsprozessen auf den Zustand des Ökosystems; Fragen der Transformation religiöser Lehren als Faktor und Folge von Migration.

Im Jahr 1990 wandte sich Plochotnjuk unter dem Einfluss des von dem herausragenden Spezialisten für die Geschichte der Besiedlung der im Vorland des Kaukasus gelegenen Steppengebiete A.S. Tschekmenew verfassten Artikels „Die ausländischen Siedlungen in Stawropol“ der Geschichte der Russlanddeutschen zu.

Am 1. März 1996 verteidigte Plochotnjuk vor dem Dissertationsrat der Staatlichen Pädagogischen Universität Stawropol ihre dem Thema „Die deutsche Bevölkerung des Nordkaukasus: sozial-ökonomische, politische und religiöse Aspekte. Letztes Viertel des 18. Jahrhunderts – Mitte des 20. Jahrhunderts“ gewidmete Promotionsschrift (Fachrichtung 07.00.02 - Russische Geschichte, Betreuer - Prof. Dr. W.P. Newskaja), in der sie auf Basis von über 70 regionalen und zentralen Archivbeständen die Beteiligung der Deutschen an der Besiedlung und Erschließung des Nordkaukasus rekonstruierte.

Am 24. Oktober 2004 verteidigte sie ihre dem Thema „Russisch-deutsche grenzüberschreitende Bevölkerungsverschiebung: historisch-komparative Analyse (1871-1925)“ gewidmete Habilitationsschrift (Fachrichtung 07.00.02 - Russische Geschichte) an der Staatlichen Universität Stawropol (Wissenschaftlicher Betreuer: Prof. Dr. W.A. Schapowalow). Das Ergebnis wurde am 15. Juli 2005 von der Höchsten Attestierungskommission bestätigt.

Plochotnjuk ist Mitglied der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen (seit dem 25. September 1995). Von 1991 bis 2019 nahm sie an über 40 internationalen Konferenzen in Russland (Moskau, Petersburg, Anapa, Saratow, Samara, Stawropol, Omsk, Pjatigorsk), Deutschland (Göttingen, Passau, Halle, Nürnberg), in der Ukraine (Saporoschje), in Aserbaidschan (Baku-Ganja), in Kasachstan (Nur-Sultan), in Weißrussland (Minsk), in Kanada (Winnipeg) und in den USA (Fort Collins, Menlo Park, Billings) teil, von denen vor allem die seit 1994 zunächst in Anapa und später in Moskau veranstalteten Konferenzen der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen großen Einfluss ausübten. Plochotnjuk nahm bereits an der ersten Konferenz der Assoziation „Russlanddeutsche am Don, im Kaukasus und an der Wolga“ (22.-26. September 1994, Anapa) teil, auf der die Basis für die weitere Arbeit der Assoziation gelegt wurde. In den Jahren 1999-2004 war sie als Mitglied der Arbeitsgruppe und Autorin mehrerer Artikel an dem internationalen Projekt „Enzyklopädie. Die Deutschen Russlands“ beteiligt. In den Jahren 2015-18 war sie Mitglied des Redaktionskollegiums des „Jahrbuchs der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen“.

2009 begann sie die Zusammenarbeit mit der American Historical Society of Germans From Russia (USA). In den Jahren 2009-10 war sie an einer der Erforschung der Geschichte der im Nordkaukasus ansässigen Deutschen gewidmeten Arbeitsgruppe beteiligt (Colorado State University, Fort Collins, Colorado, USA, Working Group of Project “Caucasus Germans Studies”), (Menlo Park, California, USA, Working Group of Project “Caucasus Germans Studies”). In den Jahren 2013 und 2015 nahm sie an den Konferenzen der American Historical Society of Germans From Russia in Fort Collins (Colorado, USA, 5.-12. Juli 2013) und Billings (Montana, USA, 12.-19. Juli 2015) teil.

Plochotnjuks wichtigste dem Thema der Russlanddeutschen gewidmete Arbeiten erschienen nach 1994. Ihre Hauptforschungsergebnisse wurden von 1995 an in den Sammelbänden der Konferenzberichte der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen dokumentiert. Ihre Monographie „Die Russlanddeutschen im Nordkaukasus“ (2001) und der Dokumentenband „Die deutsche Bevölkerung des Nordkaukasus: sozial-ökonomische, politische und religiöse Aspekte. Letztes Viertel des 18. Jahrhunderts – Mitte des 20. Jahrhunderts“ (2002) wurden vom Innenministerium der Bundesrepublik Deutschland und vom Ministerium für Nationalitätenfragen der Russischen Föderation mit Stipendien gefördert.

In den Jahren 2007 bis 2010 unternahm Plochotnjuk Expeditionsfahrten in die früheren mennonitischen und deutschen Kolonien der Region, in deren Verlauf sie eine Liste aller im Nordkaukasus gelegenen deutschen Siedlungen aufstellte, Karten ihrer geographischen Lage anlegte, jede dieser Siedlungen persönlich aufsuchte und alle erhaltenen Bauten und Artefakte dokumentierte, die mit der Geschichte der Russlanddeutschen in dieser Region in Zusammenhang standen. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit widmet sie sich der Popularisierung der Geschichte der Russlanddeutschen im Fernsehen.

Für ihre langjährige fruchtbare wissenschaftliche und pädagogische Arbeit und ihren großen persönlichen Beitrag zur Ausbildung hochqualifizierter Spezialisten wurde Plochotnjuk mit einer Ehrenurkunde des Bildungs- und Wissenschaftsministeriums der Russischen Föderation ausgezeichnet (2008).

Veröffentlichungen

Российские немцы на Северном Кавказе. М.: ОАНРН, 2001. 238 с., 38 ил. (Рос. немцы: исторические материалы и исследования. Вып.7); Немецкое население Северного Кавказа: социально-экономическая, политическая и религиозная жизнь (последняя четверть XVIII – середина XX в.): Сб. док. Ставрополь: Изд-во СГУ, 2002. 272 с.; Депортация немцев Северного Кавказа // «Выселить с треском». Очевидцы и исследователи о трагедии российских немцев: Сб. научных статей и воспоминаний. М., 2011; Компаративный анализ процессов иммиграции в Россию (вторая половина XVIII–XIX в.): региональные аспекты российской переселенческой политики и ее последствия на примере выходцев из немецких государств // Ежегодник МАИИКРН. 2015. С. 27‒38; «Немецкий советский» в северокавказских условиях: российские немцы в дискурсе советской власти в 1920-х годах // Ежегодник МАИИКРН. 2017. С. 121‒130; Формирование и развитие понятийного аппарата исторических миграционных исследований // Ежегодник МАИИКРН. 2016. С. 18‒36; The Life and Death of JacobAron Rempel: An Example of Mennonite Resistance to Destructive State Power// Molochna-2004: Mennonites and their Neighbours (1804-2004): An International Scholarly Conference Zaporizhia, Ukraine June 2-5, 2004. Zaporizhia, 2004. Pp. 156-159; The German „Patchwork” of the North Caucasus: the Historical Analysis of the Demographic and the Social Structure of the German Population// Journal of American Historical Society of German from Russia. 2013. № 4. Pp. 8-20.

Literatur

Международная ассоциации исследователей истории и культуры российских немцев (1995‒2010): Биобиблиографический словарь. СПб.: Нестор-История, 2010. С. 164‒167; Российские немцы: научно-информационный бюллетень. 2008. № 4. С. 33; Российские немцы: научно-информационный бюллетень. 2005. №1–2. С. 15‒19.

Autoren: Tscherkasjanowa I. W.

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