BRANDTNER, Ludwig Karlowitsch, * 1853, † 14. Mai 1879 in Kiew. Mitglied der revolutionären Bewegung, Narodnik [Volksfreund]. Preußischer Staatsbürger evangelisch-lutherischer Konfession.
Nach Abschluss des 3. Charkower Gymnasiums studierte Brandtner am Tiermedizinischen Institut Charkow. Unter dem Einfluss revolutionärer Ideen brach er 1874 sein Studium ab, schloss sich den Narodniki an und nahm unter dem Decknamen „Bog“ [Gott] an illegalen Zusammenkünften von Studenten und Schülern in Charkow teil, deren Organisator Sergei Kowalik den revolutionären Ansichten Bakunins anhing. 1875 wurde Brandtner im Zusammenhang mit gegen die Narodniki Barkow und Speziwzew gerichteten Ermittlungen zum Verhör vorgeladen. 1876 trat er einem von den Medizinstudenten der Universität Charkow S.W. Jastremski und A.I. Archangelski gegründeten Narodniki-Zirkel bei, die unter dem Einfluss der Ideen Pjotr Lawrows und Ferdinand Lasalles standen. Brandtner leitete eine Tischlerwerkstatt, in der den Narodniki nahestehende Studenten ein Handwerk lernten, um den Volk „näherzukommen“, und verwahrte Untergrundliteratur. 1876 wurde er im Zusammenhang mit den gegen Jastremski und Archangelski gerichteten Ermittlungen erneut vorgeladen, unter Arrest gestellt und gegen Kaution freigelassen. 1877 - Anfang 1878 schloss er sich von den Perspektiven der friedlichen Propaganda enttäuscht dem bewaffneten Kampf an und gehörte der Kampfgruppe des Zirkels von Walerian Ossinski an. 1878 beteiligte er sich in Rostow am Don an terroristischen Aktionen wie dem Versuch, die im „Prozess der 193“ verurteilten Narodniki bei deren Überführung in eines der zentralen Gefängnisse des Gouvernements Charkow zu befreien. 1879 leistete er bei seiner Verhaftung in Kiew bewaffneten Widerstand und wurde verwundet. Er war einer der Hauptangeklagten im „Gerichtsprozess der 14“ und wurde zum Tod durch Erschießen verurteilt. Das Urteil wurde von Zar Alexander II. in Tod durch Erhängen umgewandelt. Am 14. Mai 1879 wurde Brandtner zusammen mit Ossinski und Swiridenko hingerichtet.