KRIEGER, Fjodor Moritzewitsch, * 24. März 1891 in Irkutsk, † 18. Oktober 1981 in Moskau. Militäringenieur und Spezialist für militärische Tarnung. Jurist. Künstler und Memoirenschreiber.
Krieger war der Sohn eines Militärjuristen. Sein Vater Moritz-Eduard Krieger (*1861, †1937, erschossen), war Stabskapitän und später Generalmajor (1906) und Generalleutnant (1912). Seine Mutter Thekla Bulatowa (* 1871, † 1945) war die Tochter eines Kollegiensekretärs.
Nach Abschluss des Sibirischen Kadettenkorps (Omsk) und der Juristischen Fakultät der Universität Moskau (1914) war Krieger zunächst als Anwaltsgehilfe an der Moskauer Gerichtskammer tätig (Februar-November 1915), bevor er im Dezember 1915 zur Armee einberufen wurde, wo er zunächst als Gemeiner Soldat im 1. Fernmeldebataillon der Reserve, von April 1916 an als Fähnrich der Ingenieurstruppen sowie als Adjutant und schließlich Chef des Tarnungskommandos des 39. Ingenieurregiments diente. Nach der Februarrevolution wurde er zum Sekretär des Bataillons-Soldatenkomitees gewählt und war später Erster Vorsitzender des Regiments- und Erster Stellvertretender Vorsitzender des Korps-Soldatenkomitees des 38. Armeekorps. Im Dezember 1917 wurde er aus gesundheitlichen Gründen nach Molodetschno evakuiert und in den Heimaturlaub nach Moskau entlassen, wo er im Februar 1918 demobilisiert wurde. Von September 1918 bis 1925 diente er unter anderem als Adjutant des Chefs der Mobilisierungsabteilung der Hauptverwaltung der Luftstreitkräfte der Roten Armee. Parallel besuchte er in den Jahren 1918-19 die Sozialistische Akademie und in den Jahren 1920-21 die Ingenieurkurse der Hochschule für Militärische Tarnung, nach deren Abschluss er zunächst als Stellvertretender Chef und später als Chef des Lehrbetriebs und Dozent (1923-25) an der Hochschule blieb. Zur gleichen Zeit war er Redaktionsmitglied der Fachzeitschriften „Beiträge zur Militärischen Tarnung“ und „Roter Tarn-Spezialist“ und schrieb für die Zeitschriften „Militärischer Bote“ und „Militärisches Wissen“ sowie den Verlag der Militärwissenschaftlichen Gesellschaft der Militärakademie der Roten Arbeiter- und Bauernarmee. 1925 schied er aus dem Militärdienst aus. Im Rahmen seiner Tätigkeit an der Hochschule für Militärische Tarnung veröffentlichte er mehrere Fragen der militärischen Tarnung gewidmete methodische Handbücher und Artikel. Darüber hinaus unterrichtete er ehrenamtlich im Kunstzirkel der Hochschule.
In der zweiten Hälfte der 1920er und in den 1930er Jahren war Krieger als juristischer Berater diverser Moskauer Einrichtungen tätig. Im September 1941 wurde er mobilisiert und diente bis März 1942 als Adjutant des 107. Pionierbataillons (Jaroslawl). Im März 1942 wurde er vom Stab des Moskauer Militärbezirks abberufen und als früherer Ausbildungsoffizier an den Stab des Militärbezirks Nowosibirisk überstellt, wo er seinen neuen Posten allerdings aus gesundheitlichen Gründen (Infarkt) nicht antreten konnte und demobilisiert wurde. Nach Moskau kehrte er erst 1944 zurück.
Parallel zu seinem Studium an der Moskauer Universität (1910-14) hatte Krieger auch eine künstlerische Ausbildung an der privaten Kunstschule des russisch-sowjetischen Malers und Graphikers und späteren Volkskünstlers der RSFSR (1943) Wassili Meschkow erhalten und noch während seiner Lehrzeit an den Ausstellungen der Schule teilgenommen, wo seine Arbeiten auch Wassili Surikow auffielen. In seiner Zeit an der Kunstschule (1910-18) entstanden unter anderem zwei Porträts seines Vaters (Pastell und Öl), ein Porträt seines Bruders Roman, ein Porträt seiner Schwester Margarita als Kind, ein Selbstporträt in der Uniform eines Fähnrichs sowie die Porträts „Alte Frau“, „Aktmodell“ und „Soldat mit abgerissenen Schulterklappen“, die Studie „Kutscher“, die Porträts von Regimentskameraden (alle Öl auf Karton) sowie die Komposition „Maxim Gorki auf Capri“ (Bleistift, weiße Farbe). 1923 illustrierte Krieger Demian Bednys Gedichtsband „Und trotzdem...“ mit 105 Zeichnungen (Moskau, 1923).
In seinen in den 1920er und frühen 1930er Jahren entstandenen Arbeiten erreichte Krieger die höchste Meisterschaft im Porträt, wobei vor allem zwei Porträts seiner Ehefrau sowie Porträts seiner Tochter Tatjana und seines Adoptivsohns zu nennen sind. Darüber hinaus schuf er Landschaftsbilder wie „In der Umgebung von Tarus“, „Brücke und Schmiede in Uglitsch“, „Haus in Uglitsch“ und „Weidende Pferde“ sowie das Stillleben „Flieder“ (alle Öl) und andere von Lyrismus und Expression durchdrungene Arbeiten.
Von Beginn der 1930er Jahre an arbeitete Krieger auf Vertragsbasis für die in Moskau ansässigen Kunstorganisationen und malte für den Kunstfond. Er arbeitete eng mit dem Zentralen Antireligiösen Museum in Moskau zusammen, in dessen Auftrag er einige Gemälde wie „Mammutjagd“ „Menschenopfer auf Tahiti“, „Nomadenlager der Australier“ sowie das Großbild „Die Belagerung des Dalmat-Klosters durch Pugatschow“ (Öl auf Leinwand) schuf, von dem er 1940 eine für das Heimatmuseum des Gebiets Tscheljabinsk (heute Staatliches Historisches Museum des Südural) bestimmte Kopie anfertigte. Das Bild „Mammutjagd“ wurde auch als Plakat gedruckt und als Anschauungsmaterial für den Geschichtsunterricht in den 4. Klassen der Schule eingesetzt (Moskau: Staatlicher Schulbuch- und Pädagogik-Verlag, 1948). Darüber hinaus begleitete er auf Einladung des Zentralen Antireligiösen Museums den Ethnologen A.I. Pint auf einer nach Udmurtien führenden ethnologischen Expedition (Mai-Juni 1941), in deren Verlauf er Skizzen udmurtischer Wohn- und Kultgebäude sowie Porträts der Einheimischen anfertigte, die als vollwertiges Expeditionstagebuch anzusehen sind. Auf der Rückseite eines jeden Bildes sind Datum und Ort der Entstehung angegeben, wer oder was dargestellt ist sowie kurze Kommentare zu den dargestellten Objekten, Situationen oder Personen. Nach der im Jahr 1947 erfolgten Schließung des Antireligiösen Museums wurde ein erheblicher Teil seiner Sammlung (einschließlich der von Krieger gefertigten Skizzen und Bilder) an das Leningrader Museum für die Geschichte der Religion und des Atheismus (heute: Staatliches Museum für Religionsgeschichte, St. Petersburg) übergeben. Vom 28. November 2019 bis zum 4. Februar 2020 wurde dort eine der Geschichte Udmurtiens gewidmete Ausstellung gezeigt, auf der auch alle im Rahmen der ethnographischen Expedition von 1941 entstandenen Bilder gezeigt wurden. Erhalten sind auch die ersten Varianten der „Mammutjagd“ und der „Belagerung des Dalmat-Klosters“, die später erheblich überarbeitet wurden, sowie zahlreiche Skizzen der auf letzterem Bild dargestellten Figuren.
Im Februar 1945 berief das Kulturhaus der Geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Staatlichen Universität Moskau Krieger auf Empfehlung Wassili Meschkows als Leiter des Studios für Bildende Kunst, wo er bis 1980 arbeitete. Viele Teilnehmer hegen schöne Erinnerungen an ihre in dem Studio verbrachte Zeit und ihren Lehrer. Parallel arbeitete Krieger mit der Fernuniversität der Künste zusammen, wo er in beratender Funktion für die Abteilung für Zeichnung und Malerei tätig war.
Der Künstler hörte selbst im hohen Alter nie auf zu arbeiten. In den 1950er und 1960er Jahren schuf er Arbeiten wie „Selbstporträt“, „Porträt des Enkels“, „Haus in Rylsk“ und das Stillleben „Frühlingsstrauß“.
Kriegers Arbeiten werden größtenteils in der Familie seines Enkels verwahrt. Ausnahmen bilden das Porträt seiner Schwester Margarita, das sich heute in der Sammlung seiner Schülerin O.G. Oglobina befindet, die für das Antireligiöse Museum gefertigten Bilder und Skizzen, die heute im Staatlichen Museum für Religionsgeschichte in St. Petersburg verwahrt werden, und die vom Künstler selbst angefertigte Kopie der „Belagerung des Dalmat-Klosters“, die sich heute im Staatlichen Historischen Museum des Südural in Tscheljabinsk befindet.
Familie: Ehefrau – Margarita Iwanowna geborene Malyschewa (*1886, †1946); Tochter – Tatjana Fjodorowna, verheiratete Bibikowa (*1923, †2007); Enkel – Michail Wadimowitsch Bibikow (*1951) – bekannter Historiker und Byzantinist. Professor, Doktor der Historischen Wissenschaften. Leitender Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Byzantinische Geschichte der Russischen Akademie der Wissenschaften, Vizepräsident des Russischen nationalen Komitees der Byzantinisten, ordentliches Mitglied der Russischen Akademie der Naturwissenschaften.
Fjodor Krieger ist auf dem Danilow-Friedhof begraben.
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