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Bundestreffen , (Bundestreffen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, LmDR)

Rubrik: Soziale Gruppen

Bundestreffen (Bundestreffen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, LmDR) ist eine zentrale, größte und wichtigste Veranstaltung, die sich in zahlreiche Workshops und Seminare als ein Kongress der Lokalgruppen und allen Interessierten gliedert, einen umfassenden Informationsaustausch ermöglicht und gleichzeitig Raum für öffentliche Podiumsdiskussion und kritische Fragen bietet.

Erstmalig veranstaltete die LmDR (bis 1955 „Arbeitsgemeinschaft der Ostumsiedler“) das Bundestreffen am 13.–14. Mai 1951 in Stuttgart-Feuerbach für 1.500 Anwesenden. Die Initiatoren des ersten Bundestreffens (O. Appel, K. Kiefel, Dr. G. Leibbrandt, A. Mergenthaler, J. Merling, R. Metzler, Pfarrer H. Römmich, Dr. W. Schlau, Prof. B. Unruh, G. Wessel u.a.) sahen in dieser Veranstaltung eine konsequente Weiterentwicklung der Frage der Selbstbestimmung der russlanddeutschen Volksgruppe. Erstes Bundestreffen forderte damals bereits die freie Ausreise aus der Sowjetunion in die Bundesrepublik Deutschland und Mitwirkung in Fragen der Schadenfeststellung und Lastenausgleiches. In Foren konnten die Teilnehmenden über die Verbundenheit der Landsleute untereinander und über den Weg in eine starke Zukunft in Deutschland und auch die Auswanderung nach Übersee diskutieren und sich mit Gleichgesinnten, die auch aus der UdSSR stammten, unterhalten. Das zweite Bundestreffen am 23. August 1953 in Hannover stellte als erste Ziele die Erhaltung des Volkstums, die Pflege und Weitergabe Brauchtums und die Erziehungsgemeinschaft heraus. Auf dem Bundestreffen erreichte auch seinen Höchstpunkt der Aufklärungsfeldzug bezüglich des Gesetzes über den Lastenausgleich vom 14. August 1952.

Das 3. Bundestreffen wurde am 28–29. Mai 1955 in der Frankfurter Paulskirche organisiert und gehört zu den wichtigsten Meilensteinen der Geschichte der LmDR. Der „Arbeitskreis der Ostumsiedler“ wurde endgültig in die „Landsmannschaft der Deutschen aus Russland“ umbenannt und die neugestaltete LmDR wandte sich in einem ergreifenden Appell an die Bundesregierung und die deutsche Öffentlichkeit, sich für die Zusammenführung der durch den Krieg in Deutschland und in der UdSSR getrennten deutschen Familien einzusetzen.

Das Programm der weiteren Bundestreffen (4. Bundestreffen, 8–10. Juni 1957, Nürnberg; 5. Bundestreffen, 15–18. Mai 1959, Ludwigsburg) bestand aus der Delegiertenversammlung, einem evangelischen und einem katholischen Gottesdienst, Versammlung der Fachberater, einem Treffen der jungen Generation u.s.w.

Zu den wichtigsten Tagesordnungspunkten zahlreicher Bundestreffen in Wiesbaden (6. Bundestreffen, 1962; 7. Bundestreffen, 8–10. Mai 1964; 8. Bundestreffen, 15–16. Juni 1966; 9. Bundestreffen, 15–16. Juni 1968; 10. Bundestreffen, 6–7. Juni 1970; 11. Bundestreffen, 27–28. Mai 1972, 12. Bundestreffen, 1–2. Juni 1974 u.s.w.) gehörte in den 1960er – 1970er Jahren sowohl die Aufklärung der breiten Öffentlichkeit über das Schicksal der Deutschen in der Sowjetunion, als auch die Organisation der Suchdiensttätigkeit für die in der UdSSR lebenden ausreisewilligen Deutschen. Auf Bundestreffen wurde die Notwendigkeit der Zusammenführung der getrennten Familien betont und wurden entsprechende Stände mit den Suchdienstanzeigen eingerichtet, mit dem Ziel, die Ausreisebewegung zu unterstützen.

Die Übernahme am 30. Januar 1979 der baden-württembergischen Landesregierung der Patenschaft über die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland führte dazu, dass nach einer langen Phase von 16 Bundestreffen in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden von 1962 bis 1990 (lediglich 1983 hatte man sich in Karlsruhe getroffen) 1992, 1994, 1996, 1998, 2001 und 2015 Bundestreffen in Stuttgart sowie 2004 ein Bundestreffen in Karlsruhe durchgeführt werden konnten. 2009 fand zum ersten Mal das 30. Bundestreffen in Nordrhein-Westfalen (Rheinberg) statt; 2013 wurde das. 31. Bundestreffen in Bayern (Augsburg) organisiert.

An den Bundestreffen nahmen hochrangige Gäste teil – Ministerpräsidenten und Landesminister der Bundesländer, Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung und Landesbeauftragte und die anderen hohe Beamte. Während der Zeit des Kalten Krieges, als eine zögernde Entspannungspolitik zwischen den verfeindeten Blöcken vorherrschte und von der LmDR aktiv das Recht auf Ausreise aus der UdSSR und auf Familienzusammenführung propagiert wurde, hatte die Bundesregierung auf das 9. Bundestreffen der Landsmannschaft vom 15–16. Juni 1968 nicht einen Bundesminister, sondern nur einen Ministerialrat nach Wiesbaden geschickt, um während des Kalten Krieges die weitere Spaltung mit der Sowjetunion nicht provozieren. Am 6. Juni 1998 wurde das 26. Bundestreffen auf dem Stuttgarter Killesberg durch die festliche Rede des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland Dr. Helmut Kohl eröffnet. Der Bundeskanzler betonte, dass die Bundesregierung die deutschen Siedlungsschwerpunkte in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion weiterhin besonders fördern wird und dass die erhebliche Integrationshilfe der Bundesregierung weiterhin zur Berechenbarkeit und Verlässlichkeit der deutschen Aussiedlerpolitik gehört. Zwischen 50.000 und 60.000 Besucher waren gekommen, um Bundeskanzler als Festredner zu erleben. Die Zahl der Besucher des Bundestreffens beträgt in der Regel mehrere Tausend: 30. Bundestreffen in Rheinberg, 2009 – 5.000 Menschen, 31. Bundestreffen in Augsburg, 2013 – 3.000 Menschen. Alle Bundestreffen wurden für die Russlanddeutschen und die weiteren Interessierten offen, unabhängig ob sie nun Mitglieder bei der LmDR sind, in Deutschland leben oder nicht.

An den Bundestreffen in den 2000er Jahren wurden Konzepte erarbeitet, wie durch regionale Arbeit und ein bewusstes Miteinander zur Stärkung der regionalen Ortsgruppen beigetragen werden kann. Die Teilnehmer informierten sich über Möglichkeiten der Initiativen zur Integration und fördern bundesweit bürgerschaftliches Engagement der Russlanddeutschen. Vor allem die vielen Integrationsprojekte, die in den Arbeitsforen vorgestellt wurden, fanden regen Anklang und boten viel Diskussionsstoff. Ziel der modernen Bundesreffen ist aber auch der persönliche Austausch und der Kontakt untereinander.

Von 1951 bis 2015 wurde insgesamt 32 Bundestreffen organisiert (Stand 2022). Das 32. Bundestreffen wurde am 4. Juli 2015 in Stuttgart feierlich eröffnet. Die Schwerpunkte des Programms lauteten: Gemeinsamer Gottesdienst, Festakt mit Vertretern der Politik und Öffentlichkeit, Verleihung des Katharinen-Preises, Würdigung der Leitungsträger, Podiumsdiskussion, ein umfangreiches und attraktives Kulturprogramm, Präsentationen der Landsmannschaft, ihres Jugend- und Unternehmerverbandes. Für die unterschiedlichen Gruppen und NGOs ist das Bundestreffen eine gute Möglichkeit um sich auszutauschen, von der Arbeit zu berichten, durch Workshops, Seminare, Vorträge und Foren sich mit anderen Russlanddeutschen auszutauschen.

Literatur

Berichte, Analysen, Meinungen, Stellungnahmen, Porträts, Interviews. April 2017 bis August 2019 Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. LmDR, 2019; Berichte – Stellungnahmen – Reden – Interviews. Februar 2003 bis Dezember 2009. LmDR, 2010; Bulletin der Bundesregierung. Nr. 46. 25. Juni 1998; Heimatbücher der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (erscheinen seit 1953); Kampen J., Kampen H. Heimat und Diaspora. Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. LmDR, 2000.
Autoren: Lizenberger O.A.

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