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Literaturkreis der Deutschen aus Russland

Rubrik: Literatur und Kunst der Russlanddeutschen

Literaturkreis der Deutschen aus Russland e. V. – ein russlanddeutscher literarischer Verein, ein Buchdiskussionsclub mit dem Ziel, die deutschen Autorinnen und Autoren aus Russland und anderen postsowjetischen Staaten zu fördern und sie in den deutschen Literaturbetrieb zu integrieren.

Der Literaturkreis wurde im Oktober 1995 von einer Gruppe der russlanddeutschen Autorinnen und Autoren gegründet. Die ersten Gründer und Mitglieder des Vereins (Nora Pfeffer, Viktor Heinz, Johann Warkentin, Nelli Kossko, Viktor Schnittke, Wendelin Mangold, Waldermar Weber, Robert Weber, Nelly Däs u.a.) hatten teilweise bereits in der Sowjetunion dem Schriftstellerverband der UdSSR angehört. Erste Leiterin des Vereins war von 1995 bis 2007 eine russlanddeutsche Schriftstellerin und eine maßgebliche Förderin russlanddeutscher Literatur in Deutschland Agnes Gossen-Giesbrecht, die 2008 für ihre Verdienste um die Integration russlanddeutscher Autoren die Verdienstmedaille erhielt.

Der weitere Teil des Vereins bestand aus jüngeren Autorinnen und Autoren, die vorwiegend in den 90er Jahren und später nach Deutschland eingereist und in ihren literarischen Arbeiten verstärkt Themen wie Integration, Ankommen in der für sie fremden Welt und Schwierigkeiten ihres Einlebens in die deutsche Gesellschaft aufgreifen.

Der Literaturkreis positionierte sich deutlich für die Bewahrung und Pflege der Literatur, Kultur, Geschichte und Traditionen der Russlanddeutschen. In den ersten Jahren des Bestehens bemühte sich der Verein um die Aufklärung des Schicksals der Russlanddeutschen. Der Literaturkreis brachte sich selbst durch gesellschaftliche Aktionen ins öffentliche Gespräch, was zu Diskussionen und umfassender Rezeption führte. Der Autorenkreis und seine Aktivität waren seit Bestehen immer wieder Gegenstand der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland.

Heute setzt der Literaturkreis auch auf die Zweisprachigkeit der Russlanddeutschen und tritt dafür ein, dass junge Zuwanderer, die die deutsche Sprache noch nicht beherrschen, eine Chance über die russische Sprache erhalten. Inhaltliche Schwerpunkte der Arbeit des Literaturkreises sind verschiedene Aspekte der Integration der Russlanddeutschen in Deutschland, aber auch historischer Bereiche. Der Verein fungiert u.a. als ein Bindeglied zwischen der russischen und deutschen Kultur. Die Vereinsaktivität besteht aus halbjährlichen Tagungen, sowie aus Diskussionsrunden, literarischen Abende, Autorenseminaren und Lesungsangeboten, um ein Buch oder Bücher mit dem russlanddeutschen Bezug zu diskutieren und Meinungen, Vorlieben, Abneigungen usw. auszudrücken. Lesungen finden auch mit russischsprachigen und internationalen Gastreferenten, die sowohl in den russischen kulturellen Strömungen arg verwurzelt sind als auch sich der deutschen Tradition angehörig fühlen, statt, wie z.B. Eleonora Hummel (Chamisso-Preisträgerin etc.), Ella Zeiss (Kindle Storyteller-Award-Gewinnerin 2018), Andreas A. Peters (Preisträger des Hochstadter Stiers 2015 und des SCIVIAS-Literaturwettbewerbs 2019), Elena Seifert, Viktor Funk u.a. Der Literaturkreis gibt fast jährlich einen Literaturalmanach mit Beiträgen seiner Autorinnen und Autoren und einiger Gäste heraus. Der Verein hat einen Verlag OSTBOOKS mit Sitz in OSTwestfalen-Lippe gegründet. Zum Schwerpunkt des Verlags zählen auch Lyrik, Biografien und Sachbücher, die sich vor allem mit osteuropäischer und mittelasiatischer Kulturgeschichte und Politik befassen.

Der Literaturkreis zählt z.Z. etwa 20 Mitglieder, darunter zahlreiche Träger verschiedener Literaturpreise. Seit 2014 ist Leiter des Vereins (Stand 2022) russlanddeutscher Schriftsteller Artur Rosenstern (Böpple), Preisträger beim Berliner Schreibwettbewerb „Federleicht 2013“ in der Kategorie Gedicht und Preisträger beim Leverkusener Short-Story-Preis 2015. 2014 wurde der Literaturkreis mit dem Russlanddeutschen Kultur-Förderpreis vom Land Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Literatur

Böpple A. Wenn wir das Problem nicht ernst nehmen, wird unsere Literatur in ein Paar Jahrzehnten de facto aussterben // Volk auf dem Weg. 2016. № 8–9. S. 48–49; Carsten G. (Hg.). Literatur der Russlanddeutschen und Erinnerung. Bd. 1, 2019. Okapi Verlag; Hummel E., Rosenstern A. Das Schlüsselloch im Suppenteller // Und zur Nähe wird die Ferne. Almanach 2017/2018. Ostbooks Verlag, 2018; Literaturkreis-Website: https://literaturkreis-autoren-aus-russland.de/Moritz A. Lexikon zur russlanddeutschen Literatur, 2004; Rosenstern A., Roth M.L. Zur Situation der russlanddeutschen Literatur gestern und heute // Germanistik in Ireland. Vol. 14/2019. Hrsg. von Gillian Pye, Gastherausgeber: Brian Haman, Gastherausgeberin: Maria Irod.

Autoren: Lizenberger O.A.

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