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SCHRÄDER Richard Richardowitsch (Robert Robertowitsch) (1867–1944), Agronomie-Wissenschaftler und Züchter, Gründer der wissenschaftlichen Landwirtschaft in Usbekistan; Dr. der Agrarwissenschaften, Mitglied der Allunionsakademie der Agrarwissenschaften „W.I.Lenin“

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)
Р.Р. Шредер

SCHRÄDER, Richard Richardowitsch (Robert Robertowitsch) (15.Oktober 1867, Moskau – 27.April 1944, Taschkent), Agronomie-Wissenschaftler und Züchter, Gründer der wissenschaftlichen Landwirtschaft in Usbekistan; Dr. der Agrarwissenschaften (1935), Mitglied der Allunionsakademie der Agrarwissenschaften „W.I.Lenin“ (1935). Seit 1936 Mitglied des Komitees der Wissenschaften beim Volkskommissare-Rat (SNK) der Usbekischen SSR, Mitglied der Akademie der Wissenschaften der Usbekischen SSR (1943), Held der Arbeit der Usbekischen SSR (1927).

Sohn von Richard Iwanowitsch Schräder (12.Januar 1822 – 25.April 1903), Professor, Hauptgärtner der Petrowskaja Forst- und Landbau-Akademie (Moskauer Landwirtschaftshochschule). Mutter: Malwina Karlowna Sparwarth. Seinen Mittelschulabschluss bekam er am klassischen Gymnasium Nr.4 in Moskau (1877–1887), absolvierte die Fakultät für Mathematik und Physik der Moskauer Universität – Fachbereich Naturwissenschaften (1892) sowie die Petrowskaja Forst- und Landbau-Akademie (1896).  1895–1900 Assistent am Lehrstuhl für Privatlandbau der Moskauer Landwirtschaftshochschule, Arbeit unter Anleitung von Prof. D.I. Prjanischnikow. 1895 wird seine erste Forschungsarbeit „Verdunstungen bei verschiedenen Pflanzen“ veröffentlicht. Privatdozent für Agronomie (Frühjahr 1900). Im April 1900 wird er auf eine Dienstreise nach Deutschland und in die Schweiz geschickt, wo er sich bei Prof. P.Pfeffer (Universität Leipzig)  mit der Pflanzenphysiologie sowie bei E.Schulze (Polytechnische Hochschule Zürich) mit der physiologischen Chemie der Pflanzen befasst. 1902 erschien seine erste Schrift in deutscher Sprache. 

Am 13.November 1902 wurde er an die 1898 gegründete Turkestanische landwirtschaftliche Versuchsstation als Direktor und Forschungsleiter geschickt.  Von 1927  bis 1944 Stationsdirektor (Usbekische Versuchsstation für Frucht- und Beerenwirtschaft “R.R.Schräder” (1939), Frucht- und Beeren-Forschungsinstitut  der Akademie der Wissenschaften Usbekistans “R.R.Schräder” (1947), seit 1967 Forschungs- und Produktionsvereinigung für Gartenbau, Weinbau und Winzerei “R.R.Schräder”).

In den ersten Jahren galt das Hauptaugenmerk in der Station der Sortenerprobung und der Baumwollzucht. 1911 wurde ein kleines Grundstück extra für den “trockenen Landbau” . ausgewiesen. Gleichzeitig begannen 1909–1910 Vergleichsversuche an verschiedenen Sorten des einheimischen Weizens. Seit 1910 begann man mit regelmäßigen Fotoaufnahmen von Obstbäumen aus dem Garten mit ungeimpften Wildpflanzen. Nach und nach entstand eine wissenschaftliche Bibliothek überwiegend mit russisch- und fremdsprachigen Fachzeitschriften. Schräder wirkte als Herausgeber der seit 1905 veröffentlichten „Berichte der Turkestanischen landwirtschaftlichen Versuchsstation“ und der seit 1911 erscheinenden „Nachrichten der Turkestanischen landwirtschaftlichen Versuchsstation“. Außerdem hatte er eine ständige Kolumne „Wetterübersicht“ in der Zeitschrift „Turkestanische Landwirtschaft“. Zu den ersten Schriften während der turkestanischen Lebensperiode des Wissenschaftlers gehörten zuerst ein Artikel und anschließend ein Buch über den trockenen Landbau (1910).

Einen bedeutenden Platz nahm in der Arbeit der Station der Obstbau ein. Hier wurden über 200 Sorten von Apfel- und Birnbäumen sowie von anderen Fruchtarten erprobt, einschließlich Weintrauben. Man untersuchte die Dynamik des Blühens und Fruchtens, erforschte die auszuwählenden Bestäubungssorten, die Immunität von Obstbäumen gegen verschiedene Krankheiten und Schädlingen, ermittelte die Beständigkeit der jeweiligen Sorten gegenüber Frost und sonstigen ungünstigen Klimafaktoren. Als Ergebnis dieser Forschungen wurden mehrere Schriften zu Obst- und Weinbau veröffentlicht. Die Station stellte ihre Resultate regelmäßig bei allrussischen und regionalen Messen vor. 1909 fand in Taschkent die 25.Jubiläumsmesse der Turkestanischen landwirtschaftlichen Gesellschaft statt, wobei Schräder zum Organisationskomitee gehörte. Verschiedene Früchte und Trockenobst wurden 1910 in Petersburg ausgestellt. Im Herbst 1911 stellte sich die Station gleichzeitig bei den Messen in Moskau, Petersburg und Taschkent vor.

Als einer der drei russischen Delegierten nahm er teil am 6.Internationalen Kongress für Trockenlandbau (15.–20.Oktober 1911 in Kolorado, USA). Die Kongressteilnahme war ein Teil der sechsmonatigen Auslandsdienstreise (vom 22.Juni 1911 bis 5.Januar 1912). In Amerika verbrachte Schräder drei Monate und bereiste 27 Bundesstaaten. Die übrige Zeit nahmen die Fahrten, das Warten auf einen passenden Zug und Feiertage ein. In den USA sowie auf seinem Heimweg besuchte Schräder in Schweden, Dänemark, Deutschland und Italien bekannte Versuchsstationen, traf sich mit Wissenschaftlern, studierte Fachliteratur. Schräder verallgemeinerte die US-amerikanische Erfahrung von Land- und Gartenbau in seinem Buch „Die Aufsätze über die amerikanische Landwirtschaft” (1913). Teilnehmer am ersten Baumwollzüchter-Kongress der Region Turkestan (25.November – 1.Dezember 1912)

Vorsitzender der Turkestanischen Gesellschaft für Landwirtschaft (1904–1918), die 1885 gegründet worden war. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern nahm er regen Anteil an der Gründung der Turkestanischen (Mittelasiatischen, Taschkenter) Universität, war Mitorganisator (1918) und erster Dekan der Fakultät für Landwirtschaft. 1921–1928 Professor (seit 1921), Leiter des Lehrstuhls für privaten Landbau.  Er leitete einen Kurs für Garten- und Gemüsebau sowie unterrichtete zeitweilig „das Versuchswesen“. Schräder gründete an der Universität eine Agronomische Forschungsgesellschaft (1925). 1929–1930 war er Professor und Leiter des Lehrstuhls für Baumwollzucht an der Mittelasiatischen Baumwoll- und Irrigationshochschule.

Redakteur bei den Zeitschriften, die von der Turkestanischen Gesellschaft für Landwirtschaft gegründet wurden: „Turkestanische Landwirtschaft” (1906–1917)(eine monatliche Agrarzeitschrift, gegründet  1906 unter Mitwirkung von R.R.Schräder) sowie „Turkestanischer Landbauer“ (eine 1915-1917 alle zwei Wochen erscheinende bebilderte Zeitschrift).

Seine wichtigsten Schriften widmete Schräder den Fragen von Biologie und Selektion sowie   der Agrartechnik von Baumwolle, Getreide-, Obst-, Beeren- und Gemüsekulturen. Große Aufmerksamkeit schenkte er der Seidenzucht und dem Weinbau. Zusammen mit G.S.Saizew begann er mit der Baumwollselektion, beteiligte sich an der Gründung eines einheitlichen staatlichen Systems für Baumwollselektion und Samenzucht in Usbekistan. Urheber der Baumwollsorte „Schräder“ (Nr.1306), auf deren Grundlage zahlreiche moderne Sorten dieser Kultur geschaffen worden sind.

Mitglied am Zentralen Exekutivkomitee des Sowjets der Volksdeputierten der Usbekischen SSR (1935), Delegierter des Außerordentlichen Sowjetkongresses der Usbekischen SSR (1936), Abgeordneter des Obersten Sowjets Usbekistans (1938). Auszeichnungen: Orden des Roten Arbeitsbanners Usbekistans (überreicht am 10.Januar 1928), Orden des Roten Arbeitsbanners der UdSSR (1939), Ehrenurkunde des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR (1939), große Goldmedaille der Landwirtschaftlichen Allunionsausstellung (1940).

Brüder: Nikolai (1866–1943) und Wladimir (Halbbruder au der zweiten Ehe des Vaters). Schwestern: Maria (1869), Malwina (1871–1949, verheiratete Beketowa) und Olga (Halbschwester aus der zweiten Ehe des Vaters) (1886).

Erste Ehe: Jekaterina Nikolajewna Lwowa; die Kinder: Antonina und Wladimir.

Zweite Ehe: Anna Matwejewna Gastewa; Sohn Lew, Adoptivsohn Oleg Wladimirowitsch Spasski.

Bestattet in Taschkent auf dem Botkin-Friedhof (Friedhof Nr.1, Quadrat 24).

Sohn Wladimir Richardowitsch: Bodenkundler, Meliorator, Autor eines Systems für meliorative Bodenrayonierung im Einzugsgebiet des Aralsees.

Sohn Lew Richardowitsch: Spezialist für Hydromechanik, absolvierte die Fakultät für Mechanik und Mathematik der Taschkenter Staatsuniversität, arbeitete am Mittelasiatischen Projekt- und Forschungsinstitut „A.A.Sarkissow“ (Sredasgiprowodchlopok). Nach 1966 in Moskau am Hydroprojekt-Institut „S.Ja.Schuk“ und anderswo. 1981 verteidigte er eine Doktorarbeit für den akademischen Grad eines Kandidaten der technischen Wissenschaften zum Thema “Die Untersuchung der Infiltrationsspeisung auf dem Territorium von Bewässerungssystemen unter Anwendung der Modellierung mittels einer elektronischen Digitalrechenmaschine“.

Der Sohn Oleg Spasski war Arzt, arbeitete in Stadt und Region Moskau (Ortschaft Panfilowa, Stadt Noginsk), bis 2010 (im Alter von 80 Jahren) leitete die therapeutische Abteilung an einem Ferienheim für Veteranen in Moskau. Verstorben 2011.

Schräders Nachkommen leben in Moskau und in Taschkent.

 

INHALT

Arbeiten

Избранные произведения. Т. 1. – Ташкент: Изд-во АН УзССР, 1956. – 226 с.; Алма-Атинские яблоки // Труды Узбекистанской опытной станции садоводства и огородничества. – 1930. – Вып. 12. – С. 5–138 (в соавторстве с А.Н. Морховой); Климат хлопковых районов Средней Азии // Хлопковое дело. – 1924. – № 11–12. – С. 40–61; Культура хлопчатника в Средней Азии // Библиотека «Хлопкового дела». – М., 1925. – Кн. 1. – С. 55–85; Материалы по плодоводственному сортоведению. Веса плодов 98 сортов яблонь по наблюдению 1918 г. // Труды Узбекистан. сельскохоз. опытной станции. – 1928. – вып. 6. – С. 81–96; О сухом земледелии. – Ташкент, 1910. – 85 с.; Очерки американского сельского хозяйства. – Ташкент: Туркест. сельскохоз. об-во, 1913. – XVI, 253 с.; Периодичность урожаев в семечковых садах. – Ташкент, 1937. – 128 с.; Садоводство // Сельское хозяйство Узбекистана за 15 лет. 1924–1939. – Ташкент, 1939. – С. 167–175; Сортоизучение и сортоиспытание в плодоводстве // Труды 1-го Узбекистанского съезда по садоводству, виноградарству, огородничеству и пчеловодству (16–23 января 1929 г.). – Самарканд, 1929. – С. 118–145.

Агроправила по полеводству в условиях УзССР / Сост. Береснев, Сенюшин, Сергеев и др. – Ташкент: Узгиз, 1935. – 93 с. – узб.; Сортимент плодовых пород Узбекистана. – Ташкент: Госиздат УзССР, 1938. – 176 с. (Труды Самаркандской селекционно-плодовой станции. Вып. 3); Труды 3-го съезда деятелей по сельскому хозяйству Туркестанского края в г. ташкенте с 26 по 31 декабря 1913 г. – Ташкент, 1914. – VIII, 455 с.; Труды Узбекистанской зональной станции садоводства им. Р.Р. Шредера. – Вып. 15. – Ташкент: Изд-во Комитета наук, 1936. – 112 с.; Флора Узбекистана. В 6 т. – Т. 1 / Гл. ред. акад. Р.Р. Шредер. – Ташкент: АН УзССР, 1941. – 567 с.

Archive

Российский государственный исторический архив. Ф. 398. Оп. 66. Д. 20746; Центральный государственный архив научно-технической и медицинской документации Республики Узбекистан. Ф. 393 «Бюро научных обществ Туркестана». Оп. 1. Д. 1–4, 6, 7; Центральный государственный архив республики Узбекистан. Ф. 368. Оп. 1. Д. 340. Л. 25–27; Ф. 2284 (Р.Р. Шредер).

Literatur

Адрес многоуважаемому Рихарду Рихардовичу Шредеру, директору Узбекистанской (быв. Туркестанской) сельскохозяйственной опытной станции от его сотрудников и учеников, работающих на опытной станции его имени // Труды Узбекистанской сельскохозяйственной опытной станции. – 1928. – Вып. 4. – С. 5–7; Иофе В.Г., Хасанова О.У., Ильина А.О. Р.Р. Шредер – выдающийся ученый-селекционер (по материалам Центрального государственного архива Республики Узбекистан) // Ежегодник Международной ассоциации исследователей истории и культуры российских немцев. – Вып. 1. – М., 2015. – С. 317–327; Казакова Р. Творящие земельную радость: (к 100-летию со дня рождения академика Р.Р. Шредера) // Сельское хозяйство Узбекистана. – 1978. – № 1. – С. 50–51; Кузнецов В.В. Р.Р. Шредер // Труды Института плодово-ягодного хозяйства. – Ташкент, 1950. – Вып. 18. – С. 11–16; Кузнецов В.В. Рихард Рихардович Шредер (биографический очерк) // Шредер Р.Р. Избранные произведения. – Ташкент, 1956. – Т. 1. – С. 5–12; Робертович Шредер (1867–1944) / Сост. Ф.К. Невядомская; ред. И.В. Боровских. – М., 1987. – 28 с. (Материалы к биобиблиографии деятелей с/х науки / ВАСХНИЛ. ЦНСХБ); Харьков Д. Р.Р. Шредер (к 25-летию работы в Средней Азии) // Труды Узбекистанской сельскохозяйственной опытной станции. – 1928. – Вып. 4. – С. 8–10; Хроника событий. Биографические справки ученых / Сост. М.С. Абидова, М.А. Аюбджанова и др; редкол.: проф. Т.Н. Далимов (предис.), проф. Л.В. Гентшке и др. – Ташкент: Узбекистан, 1990. – С. 132; Шаповалов В. Человек большой судьбы // Сельское хозяйство Узбекистана. – 1967. – № 12. – С. 62–63; Шредер А.Р. Характеристика новых сортов яблони и груши, выведенных Р.Р. Шредером // Труды Института плодово-ягодного хозяйства. – Ташкент, 1947. – Вып. 17. – С. 154–172.

Autoren: Tscherkasjanowa I. W.

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