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БЕНУА Алексей Леонтьевич (1838–1902), архитектор, художник, автор проектов и строитель «многих красивейших зданий» в Туркестанском крае

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

BENOIS, Alexei Leontjewitsch, *21. Juni 1838 in St. Petersburg, † 25. Mai 1902 in Krasnowodsk. Architekt, Künstler, Autor von Projektzeichnungen und Erbauer „vieler schöner Bauten“ in der Region Turkestan.

Enkel des französischstämmigen Kochs am Zarenhof Leonti Nikolajewitsch (Louis Jules César Auguste) Benois (1770–1822), der nach seiner Übersiedlung nach Russland im Jahr 1794 die Hofdame Anne-Katharina Gropp aus der vielköpfigen Familie des deutschen Leibarztes heiratete und zum Stammvater des russischen Zweigs der Familie wurde, aus der zahlreiche talentierte Architekten, Künstler, Schriftsteller, Museumsarbeiter und Kaufleute hervorgingen.

Neffe des Architekten und Professors Nikolai Leontjewitsch (Ludowikowitsch) Benois (1813-98), der zu den Hauptarchitekten der Hofanlage von Peterhof gehörte und unter anderem das dortige Fräuleinshaus baute, in dem heute das „Museum der Familie Benois“ untergebracht ist.

Sohn des Beamten der Zarskoje-Selo-Bahn Leonti Leontjewitsch (Ludowikowitsch) Benois (1801-85) und älterer Bruder von Nikolai Leontjewitsch Benois. Römisch-katholisch.

Nach Abschluss der deutschen Petrischule und anschließend der Kaiserlichen Akademie der Künste in St. Petersburg (12. September 1865) wandte sich Benois mit dem Gesuch an Zar Alexander II., ihn in den Dienst des Generalgouverneurs von Turkestan zu überstellen. Der Bitte wurde entsprochen. Der Rektor der Akademie der Künste A.P. Remisow empfahl ihn „als guten, im Fach des Architekten bewanderten Künstler und ehrlichen Menschen“. Am 20. Juni 1874 wurde Benois in den Dienst des Generalgouverneurs von Turkestan aufgenommen (Befehl Nr. 177 der Militär-und Zivilverwaltung des Generalgouvernements Turkestan) und am 8. Februar 1875 (Befehl Nr. 23) zum Mitglied des für die Bebauung von Taschkent zuständigen Bau- und Straßenkomitees der Provinz Syrdarja ernannt. In den Jahren 1875 (8.Mai) bis 1877 war er an den Militär-Gouverneur des Gebiets Semiretschje (Siebenstromland) abkommandiert, wo er die Staatlichen Gärten anlegte, am Bau des Knabengymnasiums der Stadt Werny (Almaty) beteiligt war (in Zusammenarbeit mit dem Militäringenieur S. Jankovskij und dem Architekten P. Gurle), in Aule-Ata (Taras) zahlreiche Häuser baute, in der Siedlung Kasansko-Bogorodskoje die Raumplanung durchführte und die Kirche, die Dorfschule sowie für Übersiedler bestimmte Häuser baute, die auf dem Kriegergrab der Gefallenen der Schlacht von Usynagasch (1860) errichtete Kapelle plante, im Brückenbau tätig war und erste der Verhinderung von Schlammlawinen dienende Baumaßnahmen durchführte (Errichtung von Dämmen, Uferbefestigungen der Bergflüsse). Am 1. April 1877 wurde er als Jungarchitekt der Verwaltung des Gebiets Syrdarja in die von Militäringenieuren gegründete Bauabteilung aufgenommen. Zusammen mit dem Ingenieur Belocha war er 1877 für die Neugestaltung des Interieurs des sogenannten „Weißen Hauses“ zuständig (Wohnsitz und Residenz der Generalgouverneure von Turkestan, heute Senatsgebäude am Mustaqillik Maydoni/ Unabhängigkeitsplatz), wo er den Georgs-Prunksaal gestaltete und in den Jahren 1883-84 die Fassade mit im russischen Stil gehaltenem hölzernem Schnitzdekor ausschmückte. Allerdings wurde sein weiteres Fortkommen durch sein „hochfahrendes Gemüt“ und „irdische Schwächen“ gebremst, die einem Bericht des Militär-Gouverneurs des Gebiets Syrdarja zufolge „eine nachlässige Ausführung der ihm auferlegten Aufgaben“ nach sich zogen. In dieser Situation hielt der Generalgouverneur von Turkestan K.P. von Kaufman seine schützende Hand über Benois und bot an, ihn im Fall einer Entlassung als freien Zeichner aufzunehmen. So wurde er am 7. Oktober 1878 zunächst als Bauzeichner in das Baukomitee aufgenommen und am 31. Oktober 1878 an den Generalgouverneur von Turkestans überstellt. Am 28. April 1879 wurde er auf eigenen Wunsch aus der „Liste der Dienstleute“ gestrichen und arbeitete zwischenzeitlich als freier Auftragnehmer. Ende 1882 wurde er erneut in den Staatsdienst aufgenommen und war in der Bauabteilung des Bezirks Serawschan als Stadtarchitekt von Samarkand tätig. Am 7. Januar 1885 stellte der Chef des Bezirks Serawschan das Gesuch, Benois in die erste Rangstufe zu erheben, aber es wurden keine entsprechenden Dokumente ausgestellt. Nach 1887 wurde Benois in das Baukomitee beim Generalgouverneur von Turkestan aufgenommen. In seinen letzten Lebensjahren diente er als Architekt des Zollbezirks Turkestan in der Stadt Krasnowodsk, deren im maurischen Stil errichtetes Bahnhofsgebäude er baute.

Allem Anschein nach empfand der Künstler seine Dienstverpflichtungen als Last, „hielt sich nicht lange an einem Ort auf“ und bevorzugte die freie Auftragsarbeit. Er projektierte und baute zahlreiche Wohnhäuser in Taschkent und anderen Städten sowie die Post- und Telegrafengebäude und orthodoxen Kirchen in den ländlichen Gegenden der Region (Kirche der Muttergottes im Dorf Wrewskoje sowie die Gotteshäuser in den Dörfern Tobolino, Obrutschewka, Wannowka, Balyktschy, Wysokoje, Belye Wody usw.).

„Er projektierte viel - von Palästen, die die Region noch heute schmücken, bis hin zu Wachstuben und Wegpfeilern auf den Brücken der Fernstraßen“, schreibt E. Schdanow, führender Spezialist des wissenschaftlichen Forschungsinstituts für Konservierung und Restaurierung der Architekturdenkmäler Usbekistans. In Taschkent war er am Bau des von S. Jantschewski geplanten Knaben- und des Mädchengymnasiums beteiligt (1878–83) und plante den Palast des in Ungnade gefallenen und nach Mittelasien verbannten Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch, der in den Jahren 1889-91 unter der Leitung des Zivilingenieurs W.S. Heinzelmann im romanischen Stil erbaut wurde (Romanow-Palast, heute Empfangsgebäude des Außenministeriums der Republik Usbekistan).1881 gewann er den Wettbewerb für den Bau der evangelisch-lutherischen Kirche, entwarf deren ersten Bauplan (unter Nutzung von Elementen der Ostseegotik) und war bis 1896 mit dem Projekt befasst. Im Jahr 1899 wurde der Bau schließlich abgeschlossen, blieb aber nach den Vorstellungen von Benois unvollendet. So erklärte er im September 1891, dass das Gebäude so geplant sei, dass es später statt des einfachen Glockengiebels auch einen ordentlichen Glockenturm tragen könne, was aber aufgrund fehlender Mittel nie umgesetzt wurde. In den Jahren 1881-87 beteiligte er sich am Umbau des Wohnhauses von Oberst Tartakowskij in ein Lehrerseminar. 1898 baute E.P. Dubrowin nach den Plänen von A.L. Benois dazu die von fünf Zwiebeltürmen gezierte Alexander Newski-Hauskirche (2009 abgerissen). Benois entwarf die Pläne der Städtischen Duma (1898) und der Handelsbank. Einen besonderen Stellenwert hatte im Schaffen des Künstlers die im Jahr 1890 aus Anlass des 25. Jahrestags des Anschlusses Turkestans an Russland veranstaltete Landwirtschafts-, Wissenschafts-, Kunst- und Kunsthandwerks-Ausstellung in Taschkent, für die er mehrere im traditionellen Moskauer Stil des 17. Jahrhunderts gehaltene Pavillons sowie die zum Stadtgarten führenden Tore baute. Am 9. November 1893 lud der Ingenieur Ch. Gelman Benois in einem Eil-Telegramm ein, eine Projektskizze sowie einen Kostenvoranschlag für den in Neu-Buchara (Kagan) geplanten Bau des Palastes der Emire von Buchara und einige Dekorationselemente zu erstellen, woraufhin dieser am 25. November nach Buchara kam und am 16. Dezember eine Projektzeichnung vorlegte, die der Emir billigte und am 27. Dezember an Benois zurücksandte. Aufgrund des von Benois entworfenen Projekts wurde der maurische Stilelemente mit Elementen des Barock, des Empire und des pseudorussischen Jugendstils verbindende Landsitz des Emirs Said 'Abd al-Ahad Khan (Regentschaft 1885–1910) Anfang 1898 fertiggestellt, dessen ungewöhnlich schönes und stilvolles Dekor ebenfalls auf Entwürfe von Benois zurückging. Heute ist der im 16 km von Buchara entfernten Kagan errichtete Palast der Emire von Buchara das herausragende Bauwerk der Stadt (frühere Siedlung der bei der Transkaspischen Eisenbahn angestellten Eisenbahner und der diplomatischen Mitarbeiter der Politischen Vertretung Russlands in Buchara).

Die von Benois angefertigten Projektzeichnungen zeichneten sich nicht nur durch besondere Raffinesse und Eleganz aus, sondern waren in der Regel auch farbig gestaltet und stellten praktisch eigene Kunstwerke dar. So schreibt der auf den Städtebau Turkestans spezialisierte Forscher W.A. Nilsen in diesem Zusammenhang: „Die in der Regel kleinformatigen Projektskizzen von A.L. Benois waren schön gezeichnet, mit meist im grün-braunen Spektrum gehaltenen Aquarellfarben ausgemalt, und man konnte ihnen ansehen, dass sie ein großer Künstler gemacht hatte“. Der Lebensstil des freien Künstlers sowie sein offensichtlich alles andere als einfacher Charakter „lassen vermuten, dass er ungeachtet seiner vielseitigen Begabung, seines angeborenen Talents, seines Fleißes, seiner ausgeprägten Professionalität, seiner ästhetischen Phantasie, seiner umfassenden Kenntnisse und seiner Gutherzigkeit eher einsam war, als dass er viele Freunde gehabt hätte“, fährt Nilsen fort. Sein Tod war der Zeitung „Das Russische Turkestan“ (Nr. 114 von 1902) nur eine winzige Meldung wert („Am 25. Mai verstarb der lange Jahre in Turkestan tätige Architekt des Zollbezirks Turkestan A.L. Benois. Die Bewohner Turkestans kennen die Person des verstorbenen Alexei Leontjewitsch aufgrund der nach seinen Plänen errichteten Bauten, die sich durch künstlerische Originalität auszeichnen.“ (Der in der gleichen Ausgabe veröffentlichte Nekrolog eines Kaufmanns nahm fast eine halbe Zeitungsseite ein).

Benois Ehefrau Natalia Nikolajewna (geb. Eilobke, *1850) war die Tochter eines orthodoxen Kollegienregistrators im Ruhestand. Die Trauung fand am 6. November 1874 in der Petersburger Wwedenski-Kirche des Semjonow-Leibgarderegiments statt. Die Trauzeugen waren von Seiten des Bräutigams der Student der Petersburger Universität Pjotr Iwanowitsch Chrabro-Wassili und der Kollegienrat und Arzt Pjotr Alexandrowitsch Sagorski sowie von Seiten der Braut der Petersburger Kaufmann Alexander Alexandrowitsch Benois und der Kollegienrat Juli Juljewitsch Eichtor. Nach Stand zum Jahr 1882 hatte das Paar keine Kinder. Die weitere Entwicklung des Familienstands ist nicht bekannt. Am 17. Juni 1887 erkundigte man sich aus Petersburg per Telegramm in Taschkent nach dem Verbleib des Architekten Alexei Leontjewitsch Benois, da seine Familie seit November keine Nachricht von ihm erhalten hatte.

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ЦГА РУз. Ф. И–1. Оп. 1. Д. 462. Л. 8–10, 12–16; Оп. 20. Д. 9084; Оп. 28. Д. 35. Л. 507; Оп. 31. Д. 47. Л. 20; Оп. 33. Д. 203. Л. 52, 367–369; Ф. И–3. Оп. 1. Д. 76. Л. 1–17; Ф. И–5. Оп. 1. Д.1150. Л. 19; Ф. И–17. Оп. 1. Д. 517, Д. 34944. Л.1–8, 12об. Д. 38122. Л. 1–3; Ф. И–18. Оп. 1. Д. 11080. Л. 3.

Literatur

Туркестанские ведомости. 1879. №19; 1902, № 144; Елгин Ю.А. Православное церковное зодчество юга Казахстана (ХIХ – начало ХХ вв.) // К истории христианства в Средней Азии. – Ташкент, 1998. –С. 65–87; Нильсен В.А. У истоков современного градостроительства Узбекистана (ХIХ – начало ХХ вв.). – Ташкент, 1988. – 208 с.; Жданов Э.Г. «Туркестанский» Бенуа // Наше Наследие. 2011. № 98; Голендер Б.А. Мои господа ташкентцы. – Ташкент, 2007. 

Autoren: Tscherkasjanowa I. W., Knauer N. Ch.

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