„WOLGADEUTSCHES SCHULBLATT“, eine monatliche pädagogische Zeitschrift des Volkskommissariats für Bildung (VKP) der ASSR der Wolgadeutschen. Ausgegeben von Januar 1927 bis Dezember 1929.
Die Idee, eine eigene Zeitschrift herauszugeben, wurde erstmals 1922 auf einer Lehrertagung in Marxstadt geäußert. Anfangs arbeitete das VKP mit der Moskauer pädagogischen Zeitschrift „Zur neuen Schule“ zusammen, doch die Zusammenarbeit der Lehrer aus der Wolgaregion mit dieser Zeitschrift war wenig ausgeprägt, und es war auch notwendig, die regionalen Besonderheiten deutscher Schulen zu berücksichtigen. Es bestand Bedarf nach einer eigenen Publikation zur pädagogischen und politischen Weiterbildung qualifizierter Lehrkräfte.
Die Veröffentlichung erfolgte unter der Schirmherrschaft des Volkskommissariats für Bildung der Republik. Alle Materialien wurden an das Volkskommissariat geschickt. In der sechsten Ausgabe des Jahres 1927 wurde erstmals der Chefredakteur genannt: Josef Josefowitsch Schenfeld, Volkskommissar für Bildung der Republik, der die Zeitschrift von 1927 bis 1928 leitete; 1929 wurde er durch Heinrich Heinrichowitsch (Andrei Andrejewitsch) Andreas ersetzt. Zur Redaktion gehörten: J.J. Schenfeld (1889‒1931), A.F. Lonsinger, G.G. Wegele (1887‒?), A.G. Emich.
Im Jahr 1929 befand sich die Redaktion der Zeitschrift unter folgender Adresse: Pokrowsk, Str. Krasnoarmejskaja, 14. Die Ausgabe wurde in der Druckerei Nemgosisdat (Deutscher Staatlicher Verlag – Anm. d. Üb.) gedruckt. Es wurde ausschließlich die gotische Schrift verwendet. Die Auflage betrug 1000 Exemplare (1928).
Die Zeitschrift beschäftigte sich regelmäßig mit Themen wie allgemeine Schulbildung, Fachkräftemangel in allen Bereichen und die Ausbildung junger Menschen an den Universitäten des Landes. Es wurde eine aktive antireligiöse Propaganda und Aufklärungsarbeit zur Geschichte, Literatur und Volkskultur der Wolgadeutschen betrieben. Es wurden Informationen über deutsche pädagogische Fachschulen in Marxstadt, Selman und Leningrad veröffentlicht.
Die ständigen Rubriken waren: Beiträge zur Heimatkunde; Politische Aufklärung, Deutsche Sprache und Literatur, Deutsche Arbeiterdichtung, Deutsche Literatur, Wolgadeutsche Dichtung, Wissenschaft und Technik, Kampf um die Ernte, Unsere Rednerbühne, Fachliche Mitteilungen, Ämtliches Teil.
In der Zeitschrift kamen führende Vertreter des Bildungswesens, Lehrer, Historiker und Schriftsteller zu Wort. Zu den Autoren zählten die Saratower Professoren G. H. Dinges, N. F. Posnanskij (1888–1952), A. P. Dulson, der Archäologe P. D. Rau und der Historiker D. D. Schmidt (1897–1938).
In einer seiner Beiträge begründete Dinges die Notwendigkeit der Beteiligung von Lehrern an der Materialsammlung in den Dörfern für ein Wörterbuch der Wolgadeutschen. Klara Obert, eine Studentin der Universität Saratow, die sich zu dieser Zeit unter der Leitung von G. Dinges und A. Dulson mit Folkloreforschung beschäftigte, sammelte während der Sommerferien 1927 205 Volkslieder und 102 Vierzeiler (Schwanken). Das Ergebnis ihrer Arbeit war die Veröffentlichung des Artikels „Das Volkslied im Dorfe Brabander“ im Jahr 1928 in der Zeitschrift. N. Posnanskij untermauerte die Notwendigkeit schulischer Heimatmuseen. P. Rau bot den Lesern eine Reihe von Essays zur antiken Geschichte der Wolgasteppe, beginnend mit der Bronzezeit. D. Schmidt veröffentlichte eine Reihe von Aufsätzen zur Vergangenheit der deutschen Kolonien an der Wolga im 18. Jahrhundert.
In mehreren Ausgaben wurden die Geschichte der Dehler-Kolonie, basierend auf Materialien aus dem Museum in Marxstadt, und die Geschichte des deutschen Theaters in Saratow veröffentlicht. Der Artikel von I. Erbes widmete sich den Schulproblemen der ersten Siedler an der Wolga.
Der Literaturwissenschaftler F. P. Schiller, der die Zeitschrift unterstützen wollte, veröffentlichte auf ihren Seiten eine Bibliographie zu „Die deutsche Literatur der letzten Jahrzehnte in ihren Hauptrichtungen“, „Literatur zur Geschichte und Volkskunde der deutschen Kolonien in der Sowjetunion für die Jahre 1764–1926“ sowie eine Artikelreihe unter der Überschrift „Beiträge zur Geschichte der deutschen sozialistischen Dichtung im 19. Jahrhundert“.
Die regelmäßigen Autoren waren Lehrer aus Leningrad, Spezialisten für Unterrichtsmethoden: P. I. Sinner, damals Lehrer an der Petrischule; Professor A. G. Wulfius (1880–1941), Philologin Irene Müller, G. Hansen. Lehrer aus der Wolgaregion berichteten von ihren Erfahrungen: P. Riess (Dinkel), I. Fischer (Marxstadt), D. Schuld (Pokrowsk), Ida Frei (Pokrowsk), A. Reichert (Laub), A. Reinicke (Schulz), K. Wins (Beideck) und andere.
Im Jahr 1930 war geplant, die Zeitschrift weiter herauszugeben, ein Abonnement wurde angekündigt (6 Rubel für ein Jahr), aber die Zeitschrift wurde eingestellt.