BUKOWINA, historische Landschaft auf dem Gebiet der heutigen Ukraine und Rumäniens.
Die ersten auf dem Gebiet der Bukowina gelegenen deutschen Siedlungen entstanden bereits im Mittelalter. Mit der 1775 aufgrund der Konvention von Konstantinopel erfolgten Angliederung der Bukowina an die Habsburgermonarchie begann die gezielte Anwerbung deutschsprachiger Siedler. So schrieb der Statthalter und Militärverwalter der Bukowina General Karl von Enzenberg 1779 in einem an das Galizische Generalkommando gerichteten Bericht, dass für die Entwicklung des Ackerbaus in der Bukowina „deutsche Arbeitshände“ und „deutsche Wirtschaftsweisen“ nötig seien und die Region groß genug sei, um 18.000 Personen aufzunehmen. Im Jahr 1782 begann die Umsetzung des ein Jahr zuvor verkündeten „Übersiedlungspatents“, aufgrund dessen aus der Pfalz, Baden, Württemberg, Franken und Hessen kommende Siedler in Rosch (heute ein Stadtteil von Tschernowitz), Molodia und Mitoka Dragomirna Siedlungen gründeten. Deutsche Übersiedler aus Böhmen (vor allem Arbeiter der Glashütten) ließen sich in Krasna Ilski nieder. Deutsche Stadtbürger kamen nach Tschernowitz, Sereth und Sotschen. Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer zweiten Auswanderungswelle deutscher Übersiedler aus Böhmen. Nach den Zahlen der offiziellen österreichischen Volkszählung von 1869 lebten insgesamt etwa 40.000 Deutsche in der Bukowina, die vor allem in den ländlichen Gegenden ansässig waren. Die deutschen Bauern produzierten ausschließlich für den Verkauf. Die deutschen Städter lebten größtenteils in Tschernowitz, Sotschen und Storoschynez. Zentrum des Kulturlebens war das 1910 erbaute Deutsche Volkshaus in Tschernowitz. Auf dem Gebiet der Bukowina waren die Deutsche Volksorganisation, der 1897 gegründete „Verein der christlichen Deutschen in der Bukowina“ sowie der 1930 gegründete Deutsche Kulturverein aktiv. Die meisten deutschen Politiker der Zwischenkriegszeit gehörten der Deutschen Nationalpartei an, um die herum sich auch die meisten in der Bukowina bestehenden deutschen Kultur-, Studenten-, Wirtschafts- und Frauenorganisationen gruppierten.
Nach der im Jahr 1938 erfolgten Errichtung der Königsdiktatur in Rumänien und der Auflösung aller politischen Organisationen wurde im August des gleichen Jahres der Verein des Deutschvolks in Rumänien gegründet.
Nach dem Ende Juni 1940 erfolgten Anschluss der nördlichen Bukowina an die UdSSR und der Einrichtung des Gebiets Tschernowzy innerhalb der Ukrainischen SSR lebten dort über 40.000 Deutsche. In den kompakten deutschen Siedlungsgebieten war die Verkehrssprache Deutsch. Zu Beginn des Schuljahres 1940/41 war die Unterrichtssprache in elf der insgesamt 626 in dem Gebiet bestehenden Schulen Deutsch. Deutschstämmige wurden als Deputierte oder Vorsitzende der Dorfsowjets in die lokalen Organe der Sowjetmacht gewählt.
Auf dem Gebiet der Bukowina wurden alle Fabriken, Industriebetriebe, Handelsunternehmen sowie der Großgrund- und Kirchenbesitz verstaatlicht.(darunter auch 346 Häuser und 25 Unternehmen deutscher Besitzer). Die nationalen Kulturvereine sowie die gesellschaftlichen und politischen Organisationen wurden aufgelöst. Im Zuge der einsetzenden Repressionen fanden sich viele Deutsche im Gefängnis wieder. Es wurden Listen der Deutschen (und Angehörigen anderer Nationen) erstellt, die in die östlichen Landesteile der UdSSR gebracht werden sollten.
Der Wunsch der Deutschen, die Sowjetbukowina in Richtung ihrer historischen Heimat zu verlassen, fiel mit dem außenpolitischen Kurs Nazideutschlands zusammen, alle in den westlichen Gebieten der UdSSR lebenden Deutschen und Deutschstämmigen „Heim ins Reich“ zu holen. Am 26. Juni 1940 teilte der Vorsitzende des Rats der Volkskommissare und Volkskommissar für Äußere Angelegenheiten Wjatscheslaw Molotow dem deutschen Botschafter Friedrich-Werner von der Schulenburg bei einem Empfang mit, dass die Frage der Umsiedlung der Deutschen aus Bessarabien und der nördlichen Bukowina im Geiste der deutschen Vorschläge entschieden werde. Am 23. Juli begannen in Moskau die Verhandlungen zwischen der UdSSR und Deutschland, die am 5. September 1940 mit der Unterzeichnung der „Vereinbarung über die Umsiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung aus den Gebieten Bessarabiens und der nördlichen Bukowina in das Deutsche Reich“ schlossen. In der offiziellen Mitteilung hieß es, dass deutschstämmige Personen auf Wunsch in der vereinbarten Ordnung frei ins Deutsche Reich ausreisen dürften. Die Fristen, Ordnung und Organisation der Umsiedlungsaktion betreffenden Details wurden ebenso wie die Zusammensetzung der für Umsiedlung zuständigen sowjetischen und deutschen Apparate in einem vertraulichen Zusatzprotokoll sowie im „Abschlussprotokoll der deutsch-sowjetischen Umsiedlungskommission“ festgehalten. Das gesamte Gebiet Bessarabiens und der nördlichen Bukowina wurde in fünf Bezirke unterteilt (Albota, Beresina, Mansburg und Kischinjow für Bessarabien, Tschernowzy für die nördliche Bukowina), die wiederum in Ortsbereiche aufgeteilt wurden, in denen jeweils deutsch-sowjetische Stäbe saßen. Der Umsiedlungsbezirk Tschernowzy war in die Ortsbereiche Tschernowitz-West, Tschernowitz-Ost, Monastyrskoje, Rosch, Klokuczka, Terebletschje, Alt-Hütte, Czudyn, Augustendorf, Storoschinez und Katharinendorf unterteilt.
Auf sowjetischer Seite begannen die Vorbereitungen der Umsiedlungsaktion Mitte August 1940, als eine von Hauptmann Moskalenko geführte Kommission nach Tschernowzy kam, die Mitarbeiter des örtlichen Gebietsparteikomitees der KP(b)U und des Gebietsexekutivkomitees in die deutschen Siedlungsgebiete entsandte, um dort Zahl und Zustand der deutschen Höfe genau zu erfassen. Ende Juni 1940 begannen die Mitarbeiter des deutschen Konsulats, alle deutschstämmigen Personen zu registrieren und diesen spezielle Schutzbescheinigungen auszustellen. Die Bukowina und Bessarabien wurden von reichsdeutschen Emissären geradezu überschwemmt, die dort offen nationalsozialistische Agitation betrieben und in den deutschen Gemeinden nationalsozialistische Organisationen aufbauten. Es kursierten Gerüchte, denen zufolge ein Anschluss der Bukowina an Deutschland geplant war. Unter den in der Region ansässigen Deutschen wurden Spendenaktionen durchgeführt, bei denen Lebensmittel, Geld und warme Kleidung für die deutsche Wehrmacht gesammelt wurden.
Am 15. September 1940 traf das von SS-Sturmbannführer Erwin Müller geführte reichsdeutsche Umsiedlungskommando in Tschernowitz ein, das über einen großen Stab von insgesamt 67 Einsatzkräften (von denen 38 umgehend in die Ortsbereiche entsandt wurden) und einen eigenen aus 18 Kraftfahrzeugen bestehenden Fuhrpark verfügte.
In den einzelnen Ortsbereichen wurden im Zeitraum vom 17. September bis zum 5. November 1940 insgesamt 44.959 Personen registriert (Deutsche, Deutschstämmige und Familienangehörige, die den Wunsch äußerten, nach Deutschland auszureisen): 15.792 Männer, 18.326 Frauen und 10.841 Kinder. 1.022 Familienoberhäuptern wurde die Registrierung verwehrt. 180 Familienoberhäupter wollten nicht nach Deutschland ausreisen.
Mitte November 1940 wurden 44.577 Personen aus der nördlichen Bukowina ausgesiedelt (382 Deutschen wurde die Ausreise verwehrt, weil sie nicht umsiedlungsberechtigt waren oder die Organe des NKWD Einwände erhoben). Nach Berechnungen des Historikers A. Schukowski verließen auch etwa 4.000 Ukrainer zusammen mit den Deutschen das Land. Die Umsiedlung erfolgte per Eisenbahn. So wurden die Umsiedler mitsamt ihrem Besitz mit insgesamt 44 Zügen nach Deutschland gebracht. Am 15. November verließ das deutsche Kommando Tschernowzy. Deutsche, die aus verschiedenen Gründen nicht bis zum 16. November hatten ausreisen können, behielten das Recht, sich an die deutsche Botschaft in Moskau zu wenden, und reisten zum Teil auch noch Ende 1940 und Anfang 1941 aus. Im März 1941 wurde von reichsdeutscher Seite eine Liste mit 260 Deutschen zusammengestellt, die ebenfalls nach Deutschland umgesiedelt werden wollten. Am 15. März 1941 gab der Rat der Volkskommissare der UdSSR ein Rundschreiben aus, dem zufolge die Umsiedlungsaktion bis spätestens 20. April 1941 abgeschlossen sein sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt verließen alle ausreisewilligen Deutschen die nördliche Bukowina.
Die Enzyklopädie wurde auf die Initiative der öffentlichen Organisation „Föderale nationale Kulturautonomie der Russlanddeutschen“ (FNKA RD) unter aktiver Beteiligung der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen erstellt. Das Projekt wurde von den Regierungen der Russischen Föderation und der Bundesrepublik Deutschland unterstützt. Während der Projektdurchführung wurden Geldmittel verwendet, welche gemäß den Anordnungen des Präsidenten der Russischen Föderation und auf der Grundlage von durchgeführten Wettbewerben der „Nationalen Wohltätigkeitsstiftung“, den allrussischen öffentlichen Organisationen die „Gesellschaft „Wissen“, die „Russische Union der Rektoren“ u.a., in den Jahren 2015–2017 als Zuschüsse zugewiesen wurden.
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