RU

neue
illustrierte elektronische

Z
ZUFÄLLIGER
ARTIKEL
KANTON FRANK, auf dem rechten Wolgaufer am westlichen Rand der ASSR der Wolgadeutschen gelegene Gebietskörperschaft (1935–41)

KANTON FRANK, auf dem rechten Wolgaufer am westlichen Rand der ASSR der Wolgadeutschen gelegene Gebietskörperschaft (1935–41). Die Landschaft ist hüglig (Wolgaplatte), die höchste Erhebung der Berg Sinaja (293 m). Der westliche Teil des Kantons umfasste die Niederung des Ostufers des in südlicher Richtung fließenden Flusses Medwediza, der zugleich die Westgrenze des Gebiets der Wolgadeutschen bildete. Auf dem Gebiet des Kantons lag der recht große Linjowosee. Kantonszentrum war das Dorf Hussenbach (Linjowo Osero). Die Entfernung zur Hauptstadt der ASSR der Wolgadeutschen Engels betrug mit der Eisenbahn 498 km, auf der Naturstraße 160 km. Die Entfernung zur nächstgelegenen Anlegestelle an der Wolga (Nischnjaja Bannowka) 61 km. Eisenbahngleise gab es im Kanton nicht. Die an der Strecke Balaschow – Kamyschin gelegene nächste Bahnstation Medwediza lag in einer Entfernung von 15 km von Hussenbach außerhalb der Grenzen der ASSR der Wolgadeutschen. Fläche: 1081,1 km2. Flächennutzung (in Tausend Hektar): Höfe – 2,7; Nutz- und Gemüsegärten – 3,0; Obstgärten – 0,7; Ackerland – 68,6; Wiesen – 1,5; Weideland – 17,5; Wald und Buschland – 8,6; sonstige Flächen – 5,2; Gewässer – 0,3. Nach Stand zum 1. Januar 1941 hatte der Kanton 29.500 Einwohner, davon 98,6% Deutsche. 14.500 Männer und 15.000 Frauen. Bevölkerungsdichte: 29,3 Einwohner pro km2. Auf dem Gebiet des Kantons lagen 16 Ortschaften, von denen Hussenbach, Frank, Walter, Dittel und Kratzke die größten waren. Im Kanton gab es 13 Dorfsowjets.

Es gab 21 staatliche, 17 genossenschaftliche und 116 kleinere Kolchosbetriebe. Als Unternehmen von unionsweiter Bedeutung wurde in den Jahren der ersten Fünfjahrespläne die Hussenbacher Konservenfabrik mit einer Jahresproduktion von über 6.000 Normkonserven gebaut. Ein weiteres großes Unternehmen war die Textilweberei „Fortschritt“ in Kratzke. In der Industrie des Kantons waren 2.100 Arbeiter beschäftigt.

Die Kollektivierungsquote lag bei 100% aller bäuerlichen Wirtschaften, die in 29 Kolchosen zusammengeschlossen waren. Darüber hinaus gab es die Schweine-Sowchose Nr. 593. Die Saatfläche des Kantons betrug 60.148 Hektar, davon 44.632 Hektar für Getreide, 6.281 Hektar für Industriepflanzen, 2.912 Hektar für Gemüse, Melonen und Kürbisgewächse und 6.322 Hektar für Futterpflanzen. Die durchschnittliche Saatfläche pro Kolchose betrug 1.919,8 Hektar (Angaben zum Ernteertrag siehe Tabelle 1). Die Kolchosen wurden von vier Maschinen-Traktoren-Stationen bedient (Hussenbach, Dittel, Neu Frank und Neu Dönhof), die über 321 Traktoren (davon 25 Raupenfahrzeuge) 72 Mähdrescher und 31 Lastkraftwagen verfügten. In den Kolchosen gab es weitere 32 Lastkraftwagen.

 

Tabelle 1. Ernteerträge der wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen.

 

In den Kolchosen gab es 117 Farmen, davon je 29 Rinder-, Schaf- und Schweinefarmen, vier Pferdehöfe, 21 Geflügelfarmen und fünf Kaninchenfarmen (über die Lage der Viehzucht im Kanton gibt der in Tabelle 2 aufgeführte Viehbestand Auskunft).

 

Tabelle 2. Viehbestand (nach Zählung aus dem Jahr 1940).

 

Tierart

Tierzahl

davon

in der Sowchose

in den Kolchosen

bei Kolchosbauern

Rinder

davon Kühe

davon Ochsen

Schafe und Ziegen

Schweine

Pferde

Kamele

9266

4453

1070

10984

5866

2175

2

216

81

11

16

2192

137

2

3799

1023

1024

4362

2263

1623

-

4177

2567

2

5618

733

2

-

 

Im Kanton gab es 19 Schulen: acht Grundschulen, acht Siebenklassenschulen und drei Mittelschulen mit insgesamt 5.073 Schülern. Darüber hinaus gab es in Hussenbach eine Fachoberschule für Gemüsezucht mit 120 Lernenden. Es gab drei Waisenhäuser (für 47 Kinder), eine Kinderstätte (mit 20 Plätzen) und eine Kinderkrippe mit 32 Plätzen.

Die wichtigsten Kultureinrichtungen des Kantons waren ein Kulturhaus, 13 Lesehütten, neun Bibliotheken, ein Kino mit 150 Plätzen und zwei mobile Filmvorführanlagen. Im Kanton erschien die Zeitung „Stoßarbeiter“ in deutscher Sprache. Eine Rundfunkzentrale mit einer Leistung von neun Watt bediente 193 Rundfunkanschlüsse. Das Gesundheitswesen umfasste drei Krankenhäuser mit 74 Betten, vier Ambulanzen, fünf Sanitäts- und Geburtshilfe-Punkte, neun Trachom-Punkte, fünf Entbindungsstationen mit 23 Betten, eine kinderärztliche Beratung und eine Apotheke.

Die Kantonsparteiorganisation der WKP(b) hatte 192 Mitglieder und 124 Kandidaten für die Mitgliedschaft in der WKP(b), also insgesamt 316 Kommunisten, darunter 61 Frauen. Es gab 23 Basisorganisationen und drei Kandidatengruppen. Der Leninsche Komsomol hatte im Kanton 849 Mitglieder (792 Deutsche, 392 Frauen). Es gab 62 Basisorganisationen des Komsomol. 19 Kommunisten arbeiteten im Komsomol.

 

Kantonsführung:

Posten

Name

Geburtsjahr

Bildungsstand

Parteimitglied seit

Nationalität

Amtszeit seit

1. Sekretär des Kantonsparteikomitees der WKP(b)

I.S. Moltschanow

1900

Grundschule

1931

Russisch

Juni 1938

2. Sekretär des Kantonsparteikomitees der WKP(b)

G.K. Eirich

1899

Grundschule

1932

Deutsch

Februar 1939

Sekretär des Kantonsparteikomitees der WKP(b) für Kaderfragen

K.K. Germid

1906

Grundschule

1929

Deutsch

März 1940

Vorsitzender des Kantonsexekutivkomitees

Ja.K. Gutman

1914

Grundschule

1939

Deutsch

Juli 1938

Chef der Kantonsabteilung des NKWD

N.A. Scheleg

1896

Grundschule

1920

Weißrussisch

Dezember 1939

Staatsanwalt

I.Ch. Hubert

1905

Grundschule

1932

Deutsch

August1938

 

E
ÜBER DIE ENZYKLOPÄDIE

Die Enzyklopädie wurde auf die Initiative der öffentlichen Organisation „Föderale nationale Kulturautonomie der Russlanddeutschen“ (FNKA RD) unter aktiver Beteiligung der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen erstellt. Das Projekt wurde von den Regierungen der Russischen Föderation und der Bundesrepublik Deutschland unterstützt. Während der Projektdurchführung wurden Geldmittel verwendet, welche gemäß den Anordnungen des Präsidenten der Russischen Föderation und auf der Grundlage von durchgeführten Wettbewerben der „Nationalen Wohltätigkeitsstiftung“, den allrussischen öffentlichen Organisationen die „Gesellschaft „Wissen“, die „Russische Union der Rektoren“ u.a., in den Jahren 2015–2017 als Zuschüsse zugewiesen wurden.

N
NACHRICHTEN
RUSDEUTSCH
  • 1 01.12.2025

    IVDK

    Musikalische Verzierungen: Eine Einführung in Kammermusik von Nikolai Medtner im DRH Moskau

    Am 13. November fand im Deutsch-Russischen Haus Moskau das Kammerkonzert „Musik außerhalb der Zeit. Nikolai Medtner“ statt. Gemeinsam mit den Interpreten tauchten die Gäste in die labilen Liebeswelten des russischen Komponisten deutscher Herkunft ein.

  • 1 01.12.2025

    Nachrichten aus den Regionen

    „Lebendige Geschichte“ im Deutschen Nationalrayon Asowo

    Im Rahmen des Projekts „Lebendige Geschichte“ fand im Deutschen Nationalrayon Asowo des Gebiets Omsk ein Treffen von Aktivisten der Jugendorganisationen der Russlanddeutschen statt. Vertreter von fünf Jugendclubs des Rayons, darunter Leiter, Freiwillige und Aktivisten der Zentren der deutschen Kultur, nahmen an der Veranstaltung teil. Ziel des Treffens war der Erfahrungsaustausch, die Stärkung der organisationsübergreifenden Beziehungen und die Vermittlung praktischer Kompetenzen für die weitere Arbeit vor Ort.

  • 1 28.11.2025

    Spracharbeit

    Erfolgsgeheimnisse: Erfahrungsaustausch für Teams der ethnokulturellen Sprachtreffen in Omsk

    Vom 15. bis 19. November trafen sich in Omsk zum Erfahrungsaustausch Lehrerteams der ethnokulturellen Sprachtreffen aus ganz Russland. Das föderale Projekt wurde vom Kultur- und Geschäftszentrum „Deutsch-Russisches Haus in Omsk“ mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur und in Kooperation mit dem Institut für ethnokulturelle Bildung – BiZ, das thematische Informations- und Begleitmaterialien für die Kernmodule des Programms bereitstellte, organisiert.

  • 1 27.11.2025

    Nachrichten aus den Regionen

    „Familientreffen: Drei Generationen“ – Ergebnisse des Regionalprojekts in Omsk

    Vom 21. bis 23. November fand in Omsk das jährliche regionale Projekt „Familientreffen der Russlanddeutschen: Drei Generationen“ statt. Organisiert vom Kultur- und Geschäftszentrum „Deutsch-Russisches Haus in Omsk“ und dem Jugendclub der Russlanddeutschen „Grenzlos“, brachte dieses einzigartige Format 14 Familien aus dem Gebiet Omsk zusammen. Ziel war es, das kulturelle Erbe der Russlanddeutschen zu bewahren und die Familientraditionen durch persönliche Begegnungen von der älteren an die jüngere Generation weiterzuvermitteln.

  • 1 24.11.2025

    BiZ

    „Tag der deutschen Sprache“: Sprachmarathon in sechs Städten

    Am 15. November veranstalteten die Kultur- und Geschäftszentren der Russlanddeutschen sowie die Deutsch-Russische Häuser in den Städten Moskau, Omsk, Tomsk, Barnaul, Samara und Kaliningrad gemeinsam den Sprachmarathon „Tag der deutschen Sprache“. Die im Rahmen des Projekts angebotenen Veranstaltungen besuchten in den sechs Städten rund 600 Menschen.

  • 1 21.11.2025

    IVDK

    Wo die Wurzeln des Stammbaums liegen

    In der Stadt Tula fand eine Genealogie-Werkstatt für Führungskräfte und Aktivisten gesellschaftlicher Organisationen der Russlanddeutschen aus Zentral- und Nordwestrussland statt. Die Veranstaltung wurde von der Deutschen national-kulturellen Autonomie des Gebiets Tula mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur organisiert und durchgeführt.

  • 1 13.11.2025

    Spracharbeit

    „Silberne Treffen“: Literarisch-musikalischer Salon im Dorf Nikolajewka

    Am 9. November wurde im Landkulturhaus Nikolajewka ein literarisch-musikalischer Salon unter dem Titel „Silberne Treffen“ veranstaltet. Die Aktivistinnen und Aktivisten des Zentrums der deutschen Kultur (ZDK) „Fialka“ aus Halbstadt, Kamyschy, Kusak, Schumanowka und Nikolajewka bereiteten das ethnokulturelle Programm für Seniorinnen und Senioren vor.

  • 1 13.11.2025

    Interview

    „Der Löffel ist eine Musik“: Familiengeschichte eines Goldschmiedes

    Geschichte und deutsche Wurzeln vereinbaren sich in den Designerlöffeln des Moskauer Goldschmiedes Jewgeni Miller zu einem einzigen Kunstwerk. Wir sprachen mit ihm über die Kunst, die Familienbeziehungen sowie über die Traditionen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, die sorgfältig bewahrt und von Generation zu Generation weitergegeben werden.

  • 1 13.11.2025

    Spracharbeit

    Erfolgreiches Arbeitstreffen in Tscheljabinsk beendet

    Vom 5. bis 8. November fand in Tscheljabinsk ein erfolgreiches Arbeitstreffen von Vertretern von Schulen mit ethnokultureller Komponente statt. Pädagoginnen und Pädagogen aus sechs Regionen Russlands – darunter das Altai-Gebiet, die Republik Komi sowie die Regionen Omsk, Nowosibirsk und Orenburg – tauschten bewährte Praktiken aus und erarbeiteten Entwicklungsstrategien für das kommende Jahr. Die Veranstaltung versammelte insgesamt 14 Fachleute.

  • 1 13.11.2025

    Spracharbeit

    Ethnokulturelle Herbstferien in der Altairegion: Ein Rückblick auf die Sprachplattformen

    In den Zentren der deutschen Kultur (ZDK) in der Region Altai fanden ethnokulturelle Sprachveranstaltungen statt. Während der kreativen Workshops arbeiteten die Teilnehmer in Teams und vertieften ihr Wissen über die Geschichte, Sprache, Kultur und Traditionen der Russlanddeutschen.

  • ANDERE PROJEKTE

    ЗEINE FRAGE STELLEN