GANUS, Feodosij (auch: Feodossii) Grigorjewitsch [1912, Dorf Senokosnoje der Sannikowo-Wolost im Akmolinsker Ujesd des Stepnogorsker Akmolinsker Verwaltungsgebietes (heute: Republik Kasachstan) – 21. (19.?) Januar 1943, Vorwerk Nowaja Nadeschda (deut.: Neue Hoffnung) (Vorwerk Polewoj Stan?) des Gorodischtsche-Verwaltungskreises des Verwaltungsgebietes Wolgograd, Unterfeldwebel, Held Russlands.
Mehrere Generationen der Vorfahren von F. G. Ganus lebten im Russischen Reich. Ihr Niederlassungsgebiet war vermutlich die Ukraine, von wo aus sie ins Verwaltungsgebiet Rostow kamen. Und von dort waren dann schon die Großeltern als Landvermesser nach Kasachstan gekommen. Der Vater von F. G. Ganus war von Beruf her Lokomotivführer. Er hatte als Fahrer eines Panzerwagens am Ersten Weltkrieg teilgenommen. 1917 trat er der Bolschewiken-Partei bei und nahm 1918 an der Niederschlagung eines Aufstands von Sozialrevolutionären in Jaroslawl teil. Einige Zeit lang hatte der Vater selbst Feodosij erzogen.
Bis 1924 hatte die Familie in Senokosnoje gelebt, bevor sie in das Verwaltungsgebiet Rostow übersiedelte.
Nach dem Schulabschluss 1931 ging F. G. Ganus als Komsomolze auf die Baustelle des Nowokusnezker Metallurgiekombinates. Er arbeitete als Instrukteur eines Schulungspunktes zur Ausbildung von Neulingen auf dem Gebiet der Montage und Wartung von Wasserleitungs- und Kanalisationsnetzen. Dort lernte er auch seine künftige Ehefrau Klawdia Alexandrowna Kozlowa, die aus Morschansk des Tambower Verwaltungsgebietes stammte, kennen. Nach der Hochzeit zog die Familie 1934 nach Lipezk, wo das Nowolipezker Metallurgiekombinat errichtet wurde. Ganus arbeitete als Klempner im Lipezker Wasserversorgungsbetrieb Gorwodokanal. 1936 wurde er zur Roten Armee einberufen. Den Wehrdienst leistete er in Ulan-Ude, in einem Truppenteil der Luftstreitkräfte. Nach der Entlassung aus der Armee 1938 kehrte er wieder nach Lipezk zurück, wo er als Leiter einer Schlosserbrigade in der Abteilung für Investitionsbau des Nowolipezker Metallurgiekombinates arbeitete, später, nach Erhalt der 7. Gehaltsklasse als Leiter einer Schlosserbrigade in der mechanischen Abteilung. Zwei Jahre später gehörte er als Leiter einer Schlosserbrigade zum ingenieurtechnischen Personal.
Am 8. Oktober 1941 wurde F. G. Ganus erneut zur Armee einberufen. Anfangs schickte man ihn in die Militärfliegerschule von Borissoglebsk, doch der unzureichende Ausbildungsstand und Probleme mit dem Sehvermögen hinderten ihn daran, Pilot zu werden. Danach absolvierte er Lehrgänge für Kommandeure der unteren Führungsebene, und nach Abschluss von Schnellkursen für Panzersoldaten traf er an der Front, im 344. Panzerbataillon der 91. selbstständigen Panzerbrigade der Don-Front ein. Dort kam er in die Besatzung eines KW-Panzers unter dem Kommando von Leutnant A. F. Naumow. Zu dieser Zeit tobten Gefechte zur Vernichtung der eingekreisten deutschen 6. Armee. Ein sehr wichtiges strategisches Objekt für die Eingekreisten unter dem Kommando von Paulus war der Flugplatz „Pitomnik“, über den sie Hilfe erhielten. Im Verlauf der Offensive gegen den Flugplatz nahm der Panzer im Bestand eines Panzerbataillons am 21. Januar 1943 an Gefechten um die Höhe Bezymjannaja und das Vorwerk Nowaja Nadeschda (die Gefechte um das Vorwerk dauerten seit dem 17. Januar an) teil. Im Gefechtsverlauf hatte die Panzerbesatzung dem Gegner erhebliche Verluste zugefügt (vernichtet wurden 5 Panzer, 24 Straßenfahrzeuge mit Infanteriesoldaten, 19 Kanonen und Minenwerfer, 15 MG-Nester sowie 5 befestigte Unterstände, getötet wurden bis zu 100 Soldaten und Offiziere). Im Gefechtsverlauf hatte sich der Panzer von den Infanteriekräften losgelöst und war am Rand des Vorwerks bewegungsunfähig geschossen worden. Doch auch in diesem Zustand setzte der Panzer das Gefecht fort. Als die Munition ausgegangen war, kamen Hitlersoldaten an den Panzer heran und übergossen ihn mit Benzin. Der Panzerbesatzung boten sie an, sich zu ergeben, erhielten aber eine Ablehnung. Danach wurde der Panzer durch den Gegner in Brand gesetzt. Im Ergebnis dessen verbrannte die Besatzung, die aus Panzerkommandant Leutnant A. F. Naumow, Mechaniker und Fahrer Oberfeldwebel P. M. Smirnow, Geschützführer Unteroffizier P. M. Norizyn, Ladeschütze Unterfeldwebel F. G. Ganus und Funker Unteroffizier N. A. Wjalych bestand, mit dem Gesang der „Internationale“ bei lebendigem Leibe in dem Panzer. Freilich, hinsichtlich des Datums und Ortes des letzten Gefechts gibt es einige Differenzen. Im Buch über die Verluste der 3. Garde-Panzerarmee vom 1. August 1945 wird als Todesdatum von Ganus, Norizyn und Smirnow der 19. Januar 1943 genannt, und als Todesort – das Vorwerk Polewoj Stan des Verwaltungsgebietes Wolgograd. Die übrigen Besatzungsmitglieder werden in diesem Buch nicht erwähnt. Der 21. Januar 1943 und das Vorwerk Nowaja Nadeschda werden in einem Brief der Politabteilung des Verbands an die Ehefrau von Wjalych über dessen Heldentat, in den Auszeichnungsdokumenten der übrigen Besatzungsmitglieder und Artikeln, die der Heldentat der Panzersoldaten gewidmet sind, ausgewiesen.
Der Befehlshaber der Don-Front, Armeegeneral K. K. Rokossowskij, hatte die gesamte Besatzung zur Auszeichnung mit dem Orden „Held der Sowjetunion“ vorgeschlagen, doch durch den Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 23. September 1943 waren nur vier Besatzungsmitglieder posthum ausgezeichnet worden. F. G. Ganus war aus der Liste gestrichen worden. Sein Name war auch nicht auf dem Obelisk auf dem Gemeinschaftsgrab, in dem die gesamte Besatzung ihre letzte Ruhestätte gefunden hatte. In den Personalangaben über die Beisetzung in dem Massengrab des Vorwerks Nowaja Nadeschda vom 25. August 1991 mit der Unterschrift des Militärkommissars von Gorodischtsche kommt der Familienname Ganus bereits vor. Hier gibt es gleichfalls Angaben über das Anlegen dieser Begräbnisstätte im Jahr 1966.
Die Verwandten (die Ehefrau, Söhne und Enkel) erfuhren 1985 erstmals von der Heldentat aus einer Zeitung (sie erinnern sich nicht an ihren Titel), in der der Artikel „Über jene, die unsterblich geworden sind“ von W. G. Jerofejew veröffentlich worden war.
Dank der Beharrlichkeit von Journalisten, Kriegsveteranen und denjenigen, die nach namenlosen Kriegsgräbern suchen und das Schicksal zahlloser, bisher unbekannter Sowjetsoldaten aufklären, wurde dem Unterfeldwebel F. G. Ganus für den Mut und Heroismus, die im Kampf gegen die deutschen faschistischen Eroberer im Großen Vaterländischen Krieg 1941–1945 gezeigt wurden, posthum der Titel „Held der Russischen Föderation“ verliehen (Erlass des Präsidenten der Russischen Föderation Nr. 948 vom 19. Juni 1996).
Im Zusammenhang damit, dass gemäß den Bestimmungen der Goldene Stern eines Helden Russlands nicht den Verwandten ausgehändigt wird, war auf Initiative der Veteranen des Nowolipezker Metallurgiekombinates im Kombinat dessen Kopie zwecks Übergabe an die Verwandten angefertigt worden, wonach durch die Veteranen und Angehörigen beschlossen wurde, die Medaille und das Auszeichnungsbüchlein an das Museum „Stalingrader Schlacht“ zu übergeben.
In Lipezk wurde an der Pforte zum Nowolipezker Metallurgiekombinat ein Denkmal für den Helden errichtet. Im Mai 2015 wurde in Wolgograd auf dem Mamajew-Hügel eine Gedenktafel mit dem Namen von F. G. Ganus eingeweiht. 2015 hat der Internationale Verband der deutschen Kultur F. G. Ganus als einen Preisträger des gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche“ in der Kategorie „Der Name des Volkes“, der entsprechend Persönlichkeiten russlanddeutscher Herkunft für ihre besonderen Leistungen posthum gewürdigt werden, bestimmt. Neben F. G. Ganus wurde 2015 der Held der Sowjetunion R. Klein Gewinner in der Kategorie „Der Name des Volkes“.
Den Namen von F. G. Ganus trägt auch die allgemeinbildende Mittelschule Nr. 72 in Lipezk.
Die Enzyklopädie wurde auf die Initiative der öffentlichen Organisation „Föderale nationale Kulturautonomie der Russlanddeutschen“ (FNKA RD) unter aktiver Beteiligung der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen erstellt. Das Projekt wurde von den Regierungen der Russischen Föderation und der Bundesrepublik Deutschland unterstützt. Während der Projektdurchführung wurden Geldmittel verwendet, welche gemäß den Anordnungen des Präsidenten der Russischen Föderation und auf der Grundlage von durchgeführten Wettbewerben der „Nationalen Wohltätigkeitsstiftung“, den allrussischen öffentlichen Organisationen die „Gesellschaft „Wissen“, die „Russische Union der Rektoren“ u.a., in den Jahren 2015–2017 als Zuschüsse zugewiesen wurden.
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