KLEIN Robert Alexandrowitsch (* 9. März 1913 in der Siedlung Müller (Kriwzowka; BolschajaKriwzowka), KamyschinskijRajon, Gouvernement Saratow, einer heute nicht mehr existierenden Siedlung in der heutigen Oblast Wolgograd; † 30. Januar 1990 in Orjol), „Held der Sowjetunion“, Hauptmann und Aufklärer in einer Partisaneneinheit. Geboren in einer kinderreichen russlanddeutschen Bauernfamilie. Der Vater wurde 1937 Opfer von Repressionen. Nach dem Schulabschluss in der Siedlung Müller zog K. nach Marxstadt (heute die Stadt Marx in der Oblast Saratow), wo er 1931 die automechanische Fachschule abschloss. Arbeitete später bei der Balzerer (Krasnoarmejsker) Maschinen-Traktoren-Station (MTS). Im Oktober 1932 wurde er vom Balzerer Militärkommissariat in die Rote Arbeiter- und Bauernarmee eingezogen. Diente bis 1934 in den Grenzschutztruppen im Fernen Osten, erhielt dort den Dienstgrad eines Stabsfeldwebels. K. arbeitete auf dem Stützpunkt im Bereich der Reparatur von Militärtechnik und wurde als „mit einer Neigung und dem Talent für Technik“ vermerkt. 1934 wurde er von der Führung der Besonderen Rotbanner-Fernostarmee unter der Leitung von W. K. Blücher an die UljanowskerLenin-Rotbanner-Panzerschule versetzt (heute UljanowskerSuworow-Militärschule), die Kommandeure für Panzertruppen ausbildete. 1937 schloss Klein die Panzerschule mit Auszeichnung ab und begann seinen Dienst im Militärbezirk Nordkaukasus. Führte danach seinen Dienst in der Ukraine im Rang eines Zugführers fort. Im Herbst 1938 wurde K. durch den NKWD verhaftet. Er wurde der Beteiligung an der „antisowjetischen Organisation der Rechten“ und an der „antisowjetischen Militärverschwörung“ unter der Leitung von Marschall W. K. Blücher verdächtigt. Mit Letzterem verband Klein eine zufällige Bekanntschaft während des Dienstes in der Roten Armee im Fernen Osten. K. befand sich mehrere Monate in Haft. Da es kein Beweismaterial für seine Beteiligung an der Verschwörung gab, wurde er, nach dem Tod Blüchers im Lefertowo-Gefängnis, aus der Haft entlassen.
Ende Juni 1941 wurde K. im Rang eines Oberleutnants und in der Funktion des Kommandeurs einer Aufklärungskompanie eines Panzerregiments an die Front beordert. K. kämpfte an der Südostfront. Nahm an den Kämpfen bei BelajaZerkow, an der Verteidigung des Dnepr und an der Kiewer Operation im Sommer 1941 teil. Für die Gefangennahme zweier deutscher Offiziere hinter den feindlichen Linien am Dnepr wurde er nachträglich mit dem Leninorden ausgezeichnet. Vollbringen konnte Klein diese erste Ruhmestat mithilfe der Kenntnisse der deutschen Sprache und seiner Erfahrung in der Truppenaufklärung. Am 12. September 1941 wurde K. in der Nähe der Stadt Ostjor im KoselezkijRajon, Oblast Tschernigow, Ukraine, schwer verwundet. Nach dem Abzug der Roten Armee wurde er von Ortsansässigen vom Schlachtfeld getragen. Er fand sich somit auf feindlich besetztem Gebiet wieder und versteckte sich während des Herbstes und Winters bei den örtlichen Bauern der Siedlung Ozka in der Oblast Tschernigow. Im Frühling 1942 kam er in den Besitz von Ausweispapieren eines Deutschen, der nach Perejaslawl (heute Perejaslaw-Chmelnyckyj) abkommandiert worden war. Unter dem Namen Kreis begann er,nachdem er das Vertrauen der Besatzungsverwaltung gewonnen hatte, in einer Garage des Perejaslawer Oblast-Kommissariats zu arbeiten. Zum Leiter einer Autogarage geworden, stellte er eine eigene Untergrundgruppe auf und nahm Verbindung zu der Tschapajev-Partisaneneinheit der Vereinigung S. A. Kowpaks auf. Um in eine Partisanen-Brigade einzutreten, führte Klein im Juni 1943 den ersten Auftrag seines Kommandeurs I. K. Primak aus, indem er die Autogarage, deren Leiter er war, sprengte und zwölf der besten Fahrzeuge zu den Partisanen überführte. K. beteiligte sich aktiv an den militärischen Operationen der Partisanenvereinigung von Sumy und an den Operationen der Ersten ukrainischen Partisanen-Division auf dem Gebiet des Boguslawskij und des MironowskijRajon in der Oblast Kiew. War von 1944 an Aufklärungsleiter und Assistent des Stabsleiters der Ersten ukrainischen Partisanen-Division, die auf dem Gebiet der Ukraine und später auch auf dem Gebiet Polens operierte. Er führte aktiv seine Aufklärungstätigkeit aus, nahm an Kampfoperationen, antifaschistischer Agitation, Erbeutung von Lebensmitteln sowie an der Zerstörung von Kriegsmaterial und Autokolonnen des Gegners teil und spielte eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der Partisanenbewegung. Er nutzte seine Deutschkenntnisse, um eine Vielzahl von waghalsigen Operationen hinter feindlichen Linien auszuführen. Im Verlauf einer solchen Operation konnte Klein im September 1943 bei einem Angriff auf eine Motorrad- und Automobilkolonne wichtige Dokumente und eine deutsche Offiziersuniform erbeuten. Daraufhin begab sich Klein, zusammen mit dem Kraftfahrer und Partisanen A. W. Tkanko und in die Uniform eines Obersten des Generalstabs der deutschen Armee gekleidet, in das Lager der Hitlertruppen und gab der 4. Panzerarmee im Namen des Führers den Befehl, die Übersetzung über den Dnepr abzubrechen und auf dem linken Flussufer Halt zu machen. Im Verlauf von sechs Stunden leitete Klein die Überquerung[EU1] und erschoss dabei einen deutschen Offizier, der seinen Befehlen nicht Folge leistete. Mithilfe des Signals eines Partisanenfunkers wurde die sowjetische Luftwaffe der Streitkräfte der Woronesch-Front herbeigerufen und führte schwere Bombenangriffe gegen die feindlichen Truppen und die Technik, die sich am Dneprzusammengeschart hatten. Klein konnte während des Luftangriffs und der aufgekommenen Panik die Kabel des Sprengsatzes, der an dem Flussübergang gelegt worden war, durchtrennen und aus dem Lager der deutschen Armee entkommen. Infolge der erfolgreichen Operation wurde Klein am 4. Januar 1944 „für die beispielhafte Erfüllung von Spezialaufträgen der Militärführung hinter feindlichen Linien und für besondere Verdienste bei der Entwicklung der Partisanenbewegung in der Ukraine“ der Titel eines Helden der Sowjetunion verliehen.
Nach der Vereinigung der Partisaneneinheiten mit den Truppen der Roten Armee nahm Klein an der Befreiung Polens teil und führte dabei gemeinsame Aktionen mit den polnischen Partisanen durch. 1944 war er während eines der Vorstöße in feindliches Gebiet an der Sprengung einer Erholungsstätte für höchste Reichsoffiziere und der Erbeutung wertvoller Dokumente beteiligt, wurde aber beim Ausbruch aus einer Umzingelung schwer verwundet.
Für Verdienste im Kampf wurde K. mit dem Leninorden (1944), dem Bogdan-Chmelnizki-Orden der 3. Klasse (1944), dem Orden des Vaterländischen Krieges der 1. Klasse (1985) sowie mit der Medaille „Partisan des Vaterländischen Krieges“ der 1. Klasse (1944) und der Medaille „Für die Verteidigung Kiews“ (1961) ausgezeichnet. Des Weiteren wurden ihm die höchsten Auszeichnungen der Volksrepublik Polen verliehen – das Goldene Kreuz „VirtutiMilitari“ (1975) und das Goldene Grunwald-Kreuz (1984). Gemäß dem Befehl Nr. 533 vom 14. Juli 1944 wurde K. durch den Generalmajor der 1. Ukrainischen Division, den zweifachen „Helden der Sowjetunion“ Kowpak, mit der Pistole Walther als persönliche Waffe ausgezeichnet.
1946 wurde Klein aufgrund von Invalidität aus der Sowjetarmee entlassen. Er zog im selben Jahr mit seiner Familie nach Orjol, wo er am 20. Januar 1946 die Leitung der Orjoler Oblast-Kraftfahrzeug-Administration übernahm. Außerdem war er der Vorsitzende von der regionalen Gesellschaft der Auto-Enthusiasten. Für seine Arbeitsverdienste wurde er mit dem Orden des Roten Banners der Arbeit ausgezeichnet, 1954 in die Reihen der KPdSU aufgenommen. Klein war mit Galina Semjonowna (geborene Boschkurowa, * 1917; † 1984) verheiratet (seit 1937) und hatte drei Kinder: Igor (* 1936; † 2006), Elwira (* 1941; † 2014) und Artur (* 1947). Er wurde auf dem Troizkoje Friedhof in Orjol beerdigt. Die Erinnerung an den legendären Aufklärer Klein wurde durch die Aufstellung einer Büste und einer Gedenktafel auf der Slawa-Allee in Kamyschin, Oblast Wolgograd, verewigt.
Die Enzyklopädie wurde auf die Initiative der öffentlichen Organisation „Föderale nationale Kulturautonomie der Russlanddeutschen“ (FNKA RD) unter aktiver Beteiligung der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen erstellt. Das Projekt wurde von den Regierungen der Russischen Föderation und der Bundesrepublik Deutschland unterstützt. Während der Projektdurchführung wurden Geldmittel verwendet, welche gemäß den Anordnungen des Präsidenten der Russischen Föderation und auf der Grundlage von durchgeführten Wettbewerben der „Nationalen Wohltätigkeitsstiftung“, den allrussischen öffentlichen Organisationen die „Gesellschaft „Wissen“, die „Russische Union der Rektoren“ u.a., in den Jahren 2015–2017 als Zuschüsse zugewiesen wurden.
1 01.12.2025
IVDK
Musikalische Verzierungen: Eine Einführung in Kammermusik von Nikolai Medtner im DRH MoskauAm 13. November fand im Deutsch-Russischen Haus Moskau das Kammerkonzert „Musik außerhalb der Zeit. Nikolai Medtner“ statt. Gemeinsam mit den Interpreten tauchten die Gäste in die labilen Liebeswelten des russischen Komponisten deutscher Herkunft ein.
1 01.12.2025
Nachrichten aus den Regionen
„Lebendige Geschichte“ im Deutschen Nationalrayon AsowoIm Rahmen des Projekts „Lebendige Geschichte“ fand im Deutschen Nationalrayon Asowo des Gebiets Omsk ein Treffen von Aktivisten der Jugendorganisationen der Russlanddeutschen statt. Vertreter von fünf Jugendclubs des Rayons, darunter Leiter, Freiwillige und Aktivisten der Zentren der deutschen Kultur, nahmen an der Veranstaltung teil. Ziel des Treffens war der Erfahrungsaustausch, die Stärkung der organisationsübergreifenden Beziehungen und die Vermittlung praktischer Kompetenzen für die weitere Arbeit vor Ort.
1 28.11.2025
Spracharbeit
Erfolgsgeheimnisse: Erfahrungsaustausch für Teams der ethnokulturellen Sprachtreffen in OmskVom 15. bis 19. November trafen sich in Omsk zum Erfahrungsaustausch Lehrerteams der ethnokulturellen Sprachtreffen aus ganz Russland. Das föderale Projekt wurde vom Kultur- und Geschäftszentrum „Deutsch-Russisches Haus in Omsk“ mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur und in Kooperation mit dem Institut für ethnokulturelle Bildung – BiZ, das thematische Informations- und Begleitmaterialien für die Kernmodule des Programms bereitstellte, organisiert.
1 27.11.2025
Nachrichten aus den Regionen
„Familientreffen: Drei Generationen“ – Ergebnisse des Regionalprojekts in OmskVom 21. bis 23. November fand in Omsk das jährliche regionale Projekt „Familientreffen der Russlanddeutschen: Drei Generationen“ statt. Organisiert vom Kultur- und Geschäftszentrum „Deutsch-Russisches Haus in Omsk“ und dem Jugendclub der Russlanddeutschen „Grenzlos“, brachte dieses einzigartige Format 14 Familien aus dem Gebiet Omsk zusammen. Ziel war es, das kulturelle Erbe der Russlanddeutschen zu bewahren und die Familientraditionen durch persönliche Begegnungen von der älteren an die jüngere Generation weiterzuvermitteln.
1 26.11.2025
Wettbewerbe, Ausschreibungen
27. Interregionaler Forschungswettbewerb „Meine ethnischen Wurzeln”Am 15. und 16. November fand in Barnaul der interregionale Forschungswettbewerb für Schüler „Meine ethnischen Wurzeln” statt. An dem Wettbewerb nahmen Schüler der Klassen 7 bis 11 aus dem Altai-Gebiet, den Regionen Nowosibirsk und Omsk teil.
1 24.11.2025
BiZ
„Tag der deutschen Sprache“: Sprachmarathon in sechs StädtenAm 15. November veranstalteten die Kultur- und Geschäftszentren der Russlanddeutschen sowie die Deutsch-Russische Häuser in den Städten Moskau, Omsk, Tomsk, Barnaul, Samara und Kaliningrad gemeinsam den Sprachmarathon „Tag der deutschen Sprache“. Die im Rahmen des Projekts angebotenen Veranstaltungen besuchten in den sechs Städten rund 600 Menschen.
1 22.11.2025
Eliteförderung/Avantgarde
Jubiläumstournee in Iwanowo: ein Beispiel für deutsche PünktlichkeitMit einem beeindruckenden Auftritt in Iwanowo feierten die Künstler des ethnografischen Ensembles „Volkskarussell“ aus Petrosawodsk ihr 25-jähriges Jubiläum. Seine unumstrittene künstlerische Leiterin ist Lidia Knoll, Trägerin des Ehrentitels „Russlands herausragende Deutsche“ und Preisträgerin des Preises „Stolz der Nation – 2025“.
1 21.11.2025
IVDK
Wo die Wurzeln des Stammbaums liegenIn der Stadt Tula fand eine Genealogie-Werkstatt für Führungskräfte und Aktivisten gesellschaftlicher Organisationen der Russlanddeutschen aus Zentral- und Nordwestrussland statt. Die Veranstaltung wurde von der Deutschen national-kulturellen Autonomie des Gebiets Tula mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur organisiert und durchgeführt.
1 13.11.2025
Spracharbeit
„Silberne Treffen“: Literarisch-musikalischer Salon im Dorf NikolajewkaAm 9. November wurde im Landkulturhaus Nikolajewka ein literarisch-musikalischer Salon unter dem Titel „Silberne Treffen“ veranstaltet. Die Aktivistinnen und Aktivisten des Zentrums der deutschen Kultur (ZDK) „Fialka“ aus Halbstadt, Kamyschy, Kusak, Schumanowka und Nikolajewka bereiteten das ethnokulturelle Programm für Seniorinnen und Senioren vor.
1 13.11.2025
Interview
„Der Löffel ist eine Musik“: Familiengeschichte eines GoldschmiedesGeschichte und deutsche Wurzeln vereinbaren sich in den Designerlöffeln des Moskauer Goldschmiedes Jewgeni Miller zu einem einzigen Kunstwerk. Wir sprachen mit ihm über die Kunst, die Familienbeziehungen sowie über die Traditionen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, die sorgfältig bewahrt und von Generation zu Generation weitergegeben werden.