HAMEL, Joseph Christian (Josef Christianowitsch), * 30. Januar 1788 in Sarepta (Bezirk Zarizyn, Gouvernement Saratow), † 10. September 1862 in London. Chemiker und Technologe, Ordentliches Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften (1829).
Hamel wurde als Sohn eines Polizeimeisters in der Stadt Sarepta (Bezirk Zarizyn, Gouvernement Saratow) geboren, wo er die Schule besuchte und eine Lehre machte. Im Jahr 1807 wurde er als Student an der Medizinisch-Chirurgischen Akademie von St. Petersburg aufgenommen, wo er sein Studium 1811 mit dem Diplom eines Arztes der 1. Klasse abschloss und für seine herausragenden Examensleistungen mit einer Goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Nach dem Examen blieb Hamel als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Akademie, wo er den Auftrag erhielt, die von dem englischen Chemiker Humphry Davy durchgeführten galvanisch-chemischen Experimente zu wiederholen. Im Jahr 1809 wurde Joseph Hamel noch als Student zum korrespondierenden Mitglied der „Kaiserlichen Freien Ökonomischen Gesellschaft zu. St. Petersburg“ gewählt. Im Jahr 1813 wurde er korrespondierendes Mitglied sowohl der Petersburger Akademie der Wissenschaften als auch der Medizinisch-Chirurgischen Akademie. Wenig später wurde er im Ministerium für Innere Angelegenheiten angestellt und zur Fortsetzung seiner Studien nach Großbritannien entsandt. Im Ausland knüpfte Hamel persönliche Kontakte zu zahlreichen Vertretern der internationalen wissenschaftlichen Elite wie z.B. Humphry Davy, William Allen und Louis Daguerre, widmete sich intensiv dem Studium der praktischen Wissenschaften und führte verschiedene technische Experimente durch. Hier lernte Hamel auch die von den englischen Pädagogen A. Bell und J. Lancester ausgearbeitete Theorie des gegenseitigen Unterrichtens kennen, über die er später ein Buch verfasste, das zunächst in deutscher Sprache und später in russischer und französischer Übersetzung erschien. Im Jahr 1819 besuchte er die Pariser Industrieausstellung, auf der er sich mit der chemischen Produktion Frankreichs, Italiens, der Schweiz und Deutschlands bekannt machte.
Nach seiner Rückkehr nach Russland widmete sich Joseph Hamel dem Studium russischer Fabriken und Manufakturen. Fruchtbares Ergebnis dieser engagierten Beschäftigung war seine Dissertation „Über die Produktion von Eisen in Russland in historischer und technischer Hinsicht“, die er im Jahr 1833 erfolgreich verteidigte. Im Folgejahr trug er aktiv dazu bei, dass Franz Anton von Gerstner die Erlaubnis erhielt, die Eisenbahnlinie nach Zarskoje Selo zu bauen.
Im Jahr 1839 reiste der unermüdliche Forscher erneut nach Großbritannien, wo er sich mit der Geschichte und Produktion von Daguerreotypen bekannt machte und anschließend eine ausführliche Beschreibung der von Daguerre entwickelten Technik verfasste. Es ist ferner anzumerken, dass J.Ch. Hamel eine umfangreiche Sammlung von die Geschichte der Photographie betreffenden Dokumenten an die Petersburger Akademie der Wissenschaften übergab, die er in Paris von dem Sohn des Erfinders der Heliographie J.N. Niépce erhalten hatte.
Im Oxforder Ashmole-Museum (Ashmolean Museum of Art and Archaeology) entdeckte Hamel ein Manuskript des von König Charles I. zu Zar Michail Fjodorowitsch entsandten englischen Gesandten Sir Dudley Digges, in der dieser seine im Jahre 1618 erfolgte Russlandreise beschrieb. Hamel schickte Gipsabdrücke und einige Knochen der in Neuseland entdeckten ausgestorbenen Vogelarten „Dinorsis Gigantis“ und „Didus“ sowie einen Teil der von ihm selbst in Nordschottland entdeckten Fischfossilien an die Petersburger Akademie der Wissenschaften.
Nach seiner Rückkehr von der Pariser Industrieausstellung (1844) beteiligte er sich an der Organisation der Gewerbeausstellung in Sankt Petersburg (1849), woraufhin er zum Mitglied des Manufaktur-Rats (1849) und Mitglied der Londoner Ausstellung (1850) berufen wurde. 1851 besuchte er die Londoner Weltausstellung und anschließend Ausstellungen in Dublin und New York. Auf Initiative Hamels schickte die Londoner Patentkommission eine vollständige Sammlung der in Großbritannien seit 1617 patentierten Erfindungen nach Russland.
Von 1856 an beschäftigte sich Hamel mit der Geschichte des Telegraphen und wies dabei nach, dass der elektromagnetische Telegraph eine Erfindung des russischen Staatsangehörigen Baron Paul Ludwig Schilling war.
Joseph Christian Hamels unermüdlichem Wissensdrang verdanken wir die Veröffentlichung einer ganzen Reihe historischer Aufsätze: „Geschichte der Eisenproduktion in Russland“ (1833), „Übersicht über die kommerziellen und politischen Beziehungen zwischen England und Russland im XVI.–XVII. Jahrhundert“ (1865 und 1869), „Beschreibung der im Jahr 1628 auf Befehl Zar Alexej Michailowitschs zur Suche nach Silbererz unternommenen Kaukasusreise“ (Moskau, 1855) und viele weitere.
Zu unterschiedlichen Zeiten war der Joseph Hamel Mitglied der Freien Ökonomischen Gesellschaft, der Gesellschaft für russische Geschichte und Altertum, der Moskauer Gesellschaft der Naturforscher und der Moskauer Gesellschaft für Landwirtschaft.
Als er am 10. September 1862 den Tod Hamels verkündete („in London ist nach kurzer Krankheit das Ordentliche Mitglied der Akademie der Wissenschaften J.Ch. Hamel verstorben“) bemerkte K.S. Weselowski: „Er, der sein ganzes Leben der historischen Suche nach unterschiedlichen Erfindungen und Entdeckungen in den technischen Künsten gewidmet hat, liebte es ganz besonders in England zu sein, im klassischen Land der Erfindungen und der der Befriedigung der Bedürfnisse des Alltags dienenden praktischen Anwendung der Wissenschaft“. Auf der Weltausstellung in London, wo er „alle möglichen Beobachtungen für unterschiedliche Forschungen sammeln wollte, besuchte er vom Tag der Eröffnung […] bis zum 23. August täglich die Ausstellung, so dass ihn selbst die ersten Attacken der ihn heimsuchenden Krankheit nicht im Haus halten konnten, bis zu dem Moment, als ihn schließlich die zunehmende Schwäche an Bett fesselte, von dem er schon nicht mehr aufstehen sollte“.
Nach seinem Tod vermachte Hamel einen erheblichen Teil seines Vermögens der Schule in Sarepta. In den Jahren 1863 und 1868 übergab sein Neffe und einziger Nachkomme W. Hamel einen Großteil der von J.Ch. Hamel zur Geschichte der Photographie zusammengetragenen Dokumente an die Bibliothek der Petersburger Akademie der Wissenschaften, wodurch er das Andenken an seinen ruhmreichen Verwandten verewigte.
Описание способа взаимного обучения Белля, Ланкастера и др. СПб., 1820; Описание Тульского оружейного завода в историческом и техническом отношениях. М., 1826; Начало торговых и политических сношений с Англией и Россией // ЖМНП. 1856. № 2–3; Новейшие усовершенствования машин, введенных в Англии и Америке для печатания газет и других периодических изданий // СО. 1857. № 16; Англичане в России в XVI и XVII ст. СПб., 1865 (Изд. 2-е. СПб., 1869); Tradescant der Ältere 1618 in Rußland. SPb., 1847.
Die Enzyklopädie wurde auf die Initiative der öffentlichen Organisation „Föderale nationale Kulturautonomie der Russlanddeutschen“ (FNKA RD) unter aktiver Beteiligung der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen erstellt. Das Projekt wurde von den Regierungen der Russischen Föderation und der Bundesrepublik Deutschland unterstützt. Während der Projektdurchführung wurden Geldmittel verwendet, welche gemäß den Anordnungen des Präsidenten der Russischen Föderation und auf der Grundlage von durchgeführten Wettbewerben der „Nationalen Wohltätigkeitsstiftung“, den allrussischen öffentlichen Organisationen die „Gesellschaft „Wissen“, die „Russische Union der Rektoren“ u.a., in den Jahren 2015–2017 als Zuschüsse zugewiesen wurden.
1 01.12.2025
IVDK
Musikalische Verzierungen: Eine Einführung in Kammermusik von Nikolai Medtner im DRH MoskauAm 13. November fand im Deutsch-Russischen Haus Moskau das Kammerkonzert „Musik außerhalb der Zeit. Nikolai Medtner“ statt. Gemeinsam mit den Interpreten tauchten die Gäste in die labilen Liebeswelten des russischen Komponisten deutscher Herkunft ein.
1 01.12.2025
Nachrichten aus den Regionen
„Lebendige Geschichte“ im Deutschen Nationalrayon AsowoIm Rahmen des Projekts „Lebendige Geschichte“ fand im Deutschen Nationalrayon Asowo des Gebiets Omsk ein Treffen von Aktivisten der Jugendorganisationen der Russlanddeutschen statt. Vertreter von fünf Jugendclubs des Rayons, darunter Leiter, Freiwillige und Aktivisten der Zentren der deutschen Kultur, nahmen an der Veranstaltung teil. Ziel des Treffens war der Erfahrungsaustausch, die Stärkung der organisationsübergreifenden Beziehungen und die Vermittlung praktischer Kompetenzen für die weitere Arbeit vor Ort.
1 28.11.2025
Spracharbeit
Erfolgsgeheimnisse: Erfahrungsaustausch für Teams der ethnokulturellen Sprachtreffen in OmskVom 15. bis 19. November trafen sich in Omsk zum Erfahrungsaustausch Lehrerteams der ethnokulturellen Sprachtreffen aus ganz Russland. Das föderale Projekt wurde vom Kultur- und Geschäftszentrum „Deutsch-Russisches Haus in Omsk“ mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur und in Kooperation mit dem Institut für ethnokulturelle Bildung – BiZ, das thematische Informations- und Begleitmaterialien für die Kernmodule des Programms bereitstellte, organisiert.
1 27.11.2025
Nachrichten aus den Regionen
„Familientreffen: Drei Generationen“ – Ergebnisse des Regionalprojekts in OmskVom 21. bis 23. November fand in Omsk das jährliche regionale Projekt „Familientreffen der Russlanddeutschen: Drei Generationen“ statt. Organisiert vom Kultur- und Geschäftszentrum „Deutsch-Russisches Haus in Omsk“ und dem Jugendclub der Russlanddeutschen „Grenzlos“, brachte dieses einzigartige Format 14 Familien aus dem Gebiet Omsk zusammen. Ziel war es, das kulturelle Erbe der Russlanddeutschen zu bewahren und die Familientraditionen durch persönliche Begegnungen von der älteren an die jüngere Generation weiterzuvermitteln.
1 24.11.2025
BiZ
„Tag der deutschen Sprache“: Sprachmarathon in sechs StädtenAm 15. November veranstalteten die Kultur- und Geschäftszentren der Russlanddeutschen sowie die Deutsch-Russische Häuser in den Städten Moskau, Omsk, Tomsk, Barnaul, Samara und Kaliningrad gemeinsam den Sprachmarathon „Tag der deutschen Sprache“. Die im Rahmen des Projekts angebotenen Veranstaltungen besuchten in den sechs Städten rund 600 Menschen.
1 21.11.2025
IVDK
Wo die Wurzeln des Stammbaums liegenIn der Stadt Tula fand eine Genealogie-Werkstatt für Führungskräfte und Aktivisten gesellschaftlicher Organisationen der Russlanddeutschen aus Zentral- und Nordwestrussland statt. Die Veranstaltung wurde von der Deutschen national-kulturellen Autonomie des Gebiets Tula mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur organisiert und durchgeführt.
1 13.11.2025
Spracharbeit
„Silberne Treffen“: Literarisch-musikalischer Salon im Dorf NikolajewkaAm 9. November wurde im Landkulturhaus Nikolajewka ein literarisch-musikalischer Salon unter dem Titel „Silberne Treffen“ veranstaltet. Die Aktivistinnen und Aktivisten des Zentrums der deutschen Kultur (ZDK) „Fialka“ aus Halbstadt, Kamyschy, Kusak, Schumanowka und Nikolajewka bereiteten das ethnokulturelle Programm für Seniorinnen und Senioren vor.
1 13.11.2025
Interview
„Der Löffel ist eine Musik“: Familiengeschichte eines GoldschmiedesGeschichte und deutsche Wurzeln vereinbaren sich in den Designerlöffeln des Moskauer Goldschmiedes Jewgeni Miller zu einem einzigen Kunstwerk. Wir sprachen mit ihm über die Kunst, die Familienbeziehungen sowie über die Traditionen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, die sorgfältig bewahrt und von Generation zu Generation weitergegeben werden.
1 13.11.2025
Spracharbeit
Erfolgreiches Arbeitstreffen in Tscheljabinsk beendetVom 5. bis 8. November fand in Tscheljabinsk ein erfolgreiches Arbeitstreffen von Vertretern von Schulen mit ethnokultureller Komponente statt. Pädagoginnen und Pädagogen aus sechs Regionen Russlands – darunter das Altai-Gebiet, die Republik Komi sowie die Regionen Omsk, Nowosibirsk und Orenburg – tauschten bewährte Praktiken aus und erarbeiteten Entwicklungsstrategien für das kommende Jahr. Die Veranstaltung versammelte insgesamt 14 Fachleute.
1 13.11.2025
Spracharbeit
Ethnokulturelle Herbstferien in der Altairegion: Ein Rückblick auf die SprachplattformenIn den Zentren der deutschen Kultur (ZDK) in der Region Altai fanden ethnokulturelle Sprachveranstaltungen statt. Während der kreativen Workshops arbeiteten die Teilnehmer in Teams und vertieften ihr Wissen über die Geschichte, Sprache, Kultur und Traditionen der Russlanddeutschen.